Freitag, 1. September 2017
Übergang
Sie öffnet ein Fenster, und die Scheiben beschlagen. Der Herbst verkrümelt sich blitzschnell um die Ecke wie ein scheues Tier, sie hat ihn aber gesehen und gefühlt. Er wird wiederkommen, und mit ihm das Sterben in der Natur.

Aber noch nicht jetzt. Die Spinnen lassen sich an unendlich langen Seidenseilen durch die Gegend treiben und die Sonne macht schnell klar, dass Sommer ist. Nur die kaum merkliche Ahnung von Schwäche begleitet ihre Strahlen.

Heute morgen bewegt sie sich besonders fidel. Und gleichzeitig ist das Wissen da, dass sie auch einmal diesen Weg gehen wird. Sie räumt den Gedanken fort und wendet sich dem Leben zu.

Ihre letzten Überlegungen haben dazu geführt, dass sie ihn zwar noch vermisst, und auch fürchtet, dass er sie verlässt, aber bislang keine Panik aufkommt. Sie ist ein wenig traurig, sie ersehnt ihn - und entweder er kommt zu ihr oder sie bleibt ohne ihn. Ein weiteres ungezähltes Mal öffnet sie Hände und Herz und lässt alles los.

Mit einem fürsorglichen Blick auf sich selbst und gefestigtem Schutz für ihr Herz erledigt sie geschäftig die Dinge des Tages.

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