Freitag, 25. August 2017
Schatz
Am Abend schreibt er ihr, fragt, ob er sie besuchen kann, kündigt gleich an, nicht zur Nacht zu bleiben.


Sie willigt ein.

Er sickert in ihr Selbst hinein, wartend, liebevoll, sie aus ihrer Höhlenhaltung heraus küssend, nie fordernd, forsch, immer im richtigen Tempo.


Sie lieben sich.


Alles ist gut, wie es ist.

Auch am Tag darauf kommen sie gut miteinander aus. Um sie herum gibt es keine Barriere, die ihn von ihr fernhält. Sie treffen sich im Wald, suchen mitunter nach einander, arbeiten gemeinsam, genießen beide den Moment. Ihre Seele lacht und tanzt und tut ihr Tagewerk.

Als er bei ihr liegt, denkt sie - zumindest anfangs - an sich selbst, an ihre Schmerzen, an richtig und falsch. Sie spürt und sieht, dass weder seine noch ihre Probleme Vorrang vor dem jeweils anderen haben.

Ihr blasser Punkt ist in jedem Fall ihre Angst vor dem Verlieren des Bodens, vor dem Verlieren gemeinhin.

Durch ihn bekommt sie diese anfällige, durchscheinende Stelle deutlich vor Augen geführt, kann sie in aller Ruhe betrachten, anschauen, berühren, wahrnehmen. Sie hält dem Augenblick stand, sieht hin, lässt den Moment auf sich wirken, erkennt den schmerzhaften und wertvollen Schatz.

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