Sonntag, 28. Mai 2017
allein
Ihr Weg liegt vor ihrem inneren Auge. Sie betrachtet sich selbst, und ihre Schritte. Sie ist allein. Bis zum Horizont ist der Platz an ihrer Seite leer.

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ein Gang
Von einer ihrer Reisen hat sie ein flaches Stück Fels mitgebracht. Es soll die Grabplatte für den Fuchs sein.

Sie trägt den schweren Stein durchs Dickicht. Der Wald duftet samtig und feucht, weich, fast ein wenig tropisch. Das Grab ist durch den Regen und die Wärme so überwuchert und zugewachsen, dass sie es erst nicht findet. Sie orientiert sich an dem leicht schräg gewachsenen, allein stehenden Baum und sieht es dann doch, verborgen unter hohem Gras. Sie befreit die Stelle von allem und lockert die Erde. Obenauf kommen wieder sein Kreuz, die Grabplatte und alle Gaben und Steine, die sie bereits früher gebracht hat.

Als sie ihn verlässt, ist ihr Herz schwer. Sie wendet sich noch einmal um und lässt ihren Blick auf der frischen, ebenen Erde liegen.

Auf dem Rückweg läuft der Fuchs ihr voran, flink hin und her flitzend, verharrend, und immer mit der Nase vorn.

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Gartentag
Eine junge Morgensonne taucht die Dinge in ein afrikanisches goldenes Licht; ein wenig ist es so, als würde die Welt an einem anderen Ort stattfinden. Nur die Meisen holen sich wie eh und je emsig ihre Körner und hacken wütend auf das Holz ihrer Futterstelle ein.

Sie vermisst ihn und rührt sich gleichzeitig keinen Millimeter von der Stelle. Alle Szenarien spielt sie lediglich im Kopf durch. Ob sie ihn schon besser vergessen hätte, wäre nicht dieses letzte Gespräch gewesen? Wollte er ihr zeigen, wie herrlich es ihm ging, obwohl sie seine Nachricht nicht beantwortet hatte?

Vielleicht hatte er gar keine Nachricht geschickt.

Heute ist ein guter Gartentag. Alles weitere wird sich finden. Sie richtet sich darauf ein, dass sie ihn nie wieder sieht und kleidet sich luftig an.

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