Samstag, 26. August 2017
von der Kiste und der Tonne
Sie erwacht glücklich. Sie vermisst ihn, und es schmerzt nicht. Sie denkt.
Ihr fällt auf: diesmal denkt sie. Gelassen, durchaus strategisch, ziemlich frei.

Kann sie ihren Platz in dieser Situation finden, sich einrichten sozusagen? Gibt es etwas, das dagegen spricht? Was müsste sie tun, um die Abgründe zwischen den Lieben nicht so an sich heranzulassen? Kann das überhaupt gelingen?

Sie denkt an seine Worte des Anfangs, vor Jahren, dass er oft verschwinde, aber immer wiederkehre. Und sie denkt an ihre existentiell anmutende Verlustangst.

Sie öffnet ihre innere Schatzkiste, legt behutsam Gedanken für Gedanken hinein, breitet dazwischen edles Seidenpapier aus, und schließt die Kiste sorgfältig.

Ihr Tag ist angefüllt von Plänen. Sie freut sich, auf die Pflichten und Aufgaben, am meisten aber auf ihre Wanderung, auf die Wälder und die Weite, die sie durchstreifen wird. Der Fuchs fällt ihr ein, und auch, dass er sie weiterhin begleitet, auch ohne dass sie sein Fell riecht, seinen Blick mit den vielen verschiedenen Ausdrücken sieht.

Ihr Leben ist wunderbar. Sie ist hevorragend versorgt, hat sich niedergelassen an einem paradiesischen Ort, ihr Werk liegt ihr und fordert genau die Talente, die ihr geschenkt wurden, ihre menschliche Hülle, die sie bewohnen darf, ist heil, ebenso wie ihre Seele, die Wassertonne, die -gefüllt mit klarem, tiefen Nass- nie zu voll oder zu leer ist.

Schnell öffenet sie die Schatzkiste noch einmal, wirft auch dieses Bild unachtsam zu den anderen und springt in den Tag, schlüpft zwischen die Minuten und reiht sich ein in die Geschehnisse, als wäre sie nie weggewesen.

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