Mittwoch, 6. September 2017
ein anderes Land
Eine feste, stimmungstiefe drückendgraue Wolkendecke schließt die Sonne aus und macht aus der Welt einen abgeschiedenen Ort. Feiner Nieselregen sinkt zu Boden und behängt zusätzlich alles mit einem transparenten Schleier.

Die Hütte duckt sich in die Lichtung.

Sie kocht sich starken Kaffee, zündet Kerzen an, sitzt regungslos am Fenster, den Blick in ein anderes Land sendend.

Gestern schnappt sie aus einem Gespräch zweier alter Frauen auf: 'Und sobald Du die Antwort hast, ändert das Leben seine Frage...'

Hat sie endlich die Antwort? Kann sie beginnen, in den neuen Start aufzubrechen?

Sie weiß, es dauert so lange es dauert. So bleibt sie sitzen, rührt sich nicht, spürt ihren flachen Atem, wartet.

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Montag, 4. September 2017
einsam
Ein einsames Wochenende liegt hinter ihr.

Sie ist froh, dass es vorbei ist, freut sich auf ihre Arbeit in der Gemeinschaft, und gleichzeitig ist sie stolz, sie hat alles gut gemeistert. Struktur, Fürsorge sich selbst gegenüber, Kreativität - all das kam aus ihr selbst heraus, von allein, ohne Druck und Anstrengung.

Ob sie sich hierüber freuen soll, weiß sie nicht: was ihn betrifft ist sie stehengeblieben. Ob mangels Alternative oder wirklicher Idee, wohin sie gehen soll, weiß sie nicht genau. Klar ist: sie ist nicht sicher, ob sie sich abwenden soll. Und genau wie das letzte Mal wird sie sich nicht bewegen, bis sie sich sicher ist.

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Sonntag, 3. September 2017
Kirche der Natur
Erst erntet sie erneut. Es stehen bereits Kürbisse auf der Erde, wie aufgepflanzt. Die dicken, prallen Laiber liegen in Gelb- und Orangetönen in der Sonne und sprechen vom Herbst.
Sie bindet die langen Arme der Buschwindrosen und Hagebutten hoch, die ihr dabei Haut und Hände zerkratzen. Schnell noch alles gewässert und dann bricht sie auf..
Zu Beginn besucht sie den Fuchs, befreit seine Statt von Brennessel und wuchernden Ranken, legt die Erde frisch um und ordnet alle Steine und Gaben auf dem warmen Grund. Dann marschiert sie los. Die dicke, schwere Hitze des Spätsommers wabert über das Land, alles strotzt vor Frische und Fruchtbarkeit, die Grillen sägen und fiedeln, als würde es kein Ende geben. Doch sie liegt in der Luft, die Veränderung, und auf dem Rückweg rascheln braune Blätter verräterisch unter ihren Füßen.

Heute geht sie einen neuen Weg. Die Wildkräuter stehen teils mannshoch, und zuweilen führt ihr Weg zwischen zweimal so hohen Fruchtpflanzen hindurch. Wie ein Spalier säumen die flaschengrünen Natursoldaten ihren Weg. Sie schreitet kräftig aus mit aufmerksamem Blick nach vorn.

Einmal taucht auf ihrer einsamen Route unvermittelt ein kleines Gehöft vor ihr auf. Stimmen dringen an ihr Ohr, sie weicht aus und drückt sich unhörbar an hohen Tannen unbemerkt vorbei.

Vielleicht wird sie ihr Säckel erneut schnüren und marschieren, gen ein neues unbekanntes Ziel. Womöglich wird sie zurückkehren, womöglich auch nicht. Ein kostbarer Gedanke, eine verlockende Möglichkeit, die sie nicht tiefer als bis zum Eintreffen ihres eigenen Herbstes vergraben will und sorgfältig verstaut.

Eine Herde Rinder bestaunt ihren Weg, ein Tier springt neben ihr her wie zum Spiel oder zur Herausforderung. Die anderen Tiere folgen dem Trieb der Herde, nicht verstehend, mit welchem Ziel. Schließlich galoppieren alle davon, ohne dass klar wird, wer der Anführer ist. In der Ferne rumpelt und klirrt ein Fuhrwerk.

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Herbstnebel
Der erste ernsthafte Herbstnebel hat sich fest über die Welt gelegt, undurchdringlich, so dass sie noch nicht einmal den nahen Waldrand erkennen kann. Die Sonne steht schon hoch, wie ein Vollmond, scharf abgegrenzt, nur hellgelb; sie kann sie ansehen, so dicht ist die Verschleierung.

Vor ihrer Hütte stehen zwei Bäume, sie ragen wie schwarze Mahnmale in das diffuse Licht, mehr sterbend als lebendig, die Arme starr und dem Tode geweiht in den Himmel streckend, der ihnen nicht gewährt, was sie benötigen. Würde sich die widerspenstige Masse nicht heben, müssten sie sich beugen und würden zu Asche, in fahlem Licht über die Erde wehend.

Er ist nicht gekommen. Sie hatte einen guten Tag, trotzdem? Dennoch? Deswegen? Ohnehin? Sie hatte gekocht, gebacken, den Kontakt zu Menschen scheuend und ablehnend. Nur ihrem Kind hatte sie Essen gebracht, es gedrückt und geherzt, ihr Band verzierend und mit Perlen bestickend, Labsal für sie beide.

Sie spürt der Leere nach und findet sie nicht. Ihr Inneres ist voll, voll von Fülle; in ihr ist weitaus mehr, als sie jemals benötigen wird. Sie sieht sich ihre Traurigkeit an, auch die ist in ihr. Sie fühlt den freien Platz an ihrer Seite, spürt dem Impuls nach, ihn besetzen zu lassen, erinnert sich an die Nutzlosigkeit dieses Unterfangens und lässt ab von dem Plan.

So ist es. Und sie wird es aushalten, wird nicht versuchen, es zu ändern, ein "besseres Ergebnis" zu erreichen, sie ist zufrieden mit der Unvollkommenheit.

Und sie sieht die Chance darin. Natürlich ist es angenehm, im huldigenden Blick eines Gegenüber die eigenen Gruben und Höhlen auszublenden. Doch das will sie nicht. Hinsehen eröffnet die Perspektive zu wachsen, sich zu entwickeln; warten ist angesagt und angebracht. Trotzdem dies nur ein Halbwissen ist, geht sie zielsicher weiter.

Draußen wiehert ein Pferd. Sie erkennt den Laut und lauscht den dumpfen Tönen der Hufe auf dem federnden, grasbewachsenen Boden. Sie fasst die Pläne für den Tag und wird die Kirche der Natur besuchen. Ja, das wird sie.

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Samstag, 2. September 2017
von Raum zu Raum
Hinter ihr liegen anstrengende Tage, mit viel Lärm und Geschäftigkeit und schnelldrehenden Stunden und Ereignissen. Die Hütte empfängt sie mit Frieden und Stille. Sie benötigt einige Zeit, um den Kontrast zu überwinden, um in den langmütigen Raum zu gleiten und den Wirbel in Kopf und Herz loszulassen.

Sie erwacht in aller Herrgottsfrühe und ist angekommen in ihrer Harmonie. Einen Gutteil des Morgens verbringt sie draußen. Sie sieht nach Pflanzen und Tieren, erntet Gemüse zum Einkochen, bricht sich aus der üppigen Flut der Blumen einen duftenden Strauß, taucht ein ins Paradies. Natur und sie selbst verschmelzen miteinander, eins ist das andere und das andere ist eins. Ihre Gesundheit beseelt ihr Bewusstsein; sie ist ihr eine Aufgabe, fast eine Pflicht, die sie hoch schätzt und ehrfürchtig annimmt.

Sie ist glücklich.

Sie wird ihm schreiben heute.

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sie wird eine Nachricht schreiben
Heute wird sie ihm schreiben und ihn fragen, ob er zu ihr kommt.

Was wird er antworten?

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Freitag, 1. September 2017
Übergang
Sie öffnet ein Fenster, und die Scheiben beschlagen. Der Herbst verkrümelt sich blitzschnell um die Ecke wie ein scheues Tier, sie hat ihn aber gesehen und gefühlt. Er wird wiederkommen, und mit ihm das Sterben in der Natur.

Aber noch nicht jetzt. Die Spinnen lassen sich an unendlich langen Seidenseilen durch die Gegend treiben und die Sonne macht schnell klar, dass Sommer ist. Nur die kaum merkliche Ahnung von Schwäche begleitet ihre Strahlen.

Heute morgen bewegt sie sich besonders fidel. Und gleichzeitig ist das Wissen da, dass sie auch einmal diesen Weg gehen wird. Sie räumt den Gedanken fort und wendet sich dem Leben zu.

Ihre letzten Überlegungen haben dazu geführt, dass sie ihn zwar noch vermisst, und auch fürchtet, dass er sie verlässt, aber bislang keine Panik aufkommt. Sie ist ein wenig traurig, sie ersehnt ihn - und entweder er kommt zu ihr oder sie bleibt ohne ihn. Ein weiteres ungezähltes Mal öffnet sie Hände und Herz und lässt alles los.

Mit einem fürsorglichen Blick auf sich selbst und gefestigtem Schutz für ihr Herz erledigt sie geschäftig die Dinge des Tages.

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Dienstag, 29. August 2017
die Angst ansehen
Ein Tag beginnt. Eigentlich findet der Tagesanfang hinter der dunstigen Glocke statt, die über die Erde gestülpt liegt. Unter der Decke herrscht Frieden; gedämpfte Geräusche der ersten frühen Arbeiter wabern aus dem Wald hinüber bis zu ihr in die Hütte. Nur ein Teil des Sonnenlichts schafft es, durchzudringen und so ist alles in diffuse Pastellfarben getunkt.

Sie vermisst ihn gleich beim Aufwachen. Dass sie keinerlei Schmerzen spürt, führt sie darauf zurück, dass sie nicht fürchtet, ihn zu verlieren.

Plötzlich liegt ihr ganzes bisheriges Leben vor ihrem inneren Auge. Der Grund für Panik war immer die Angst, etwas zu verlieren. Sie hatte gefühlt nie verstanden, dass sie gar nichts verlieren kann. Und auch jetzt kann sie es nicht erfühlen. Es geht ihr nur gut, weil sie sich nicht vor dem Verlust ängstigt. Und warum tut sie das nicht? Weil sie glaubt, er kehrt wieder zu ihr zurück. Wenn sie diesen Glauben verliert, wird es ihr wieder schlecht gehen.

In der Vergangenheit hat sie dieses Gefühl nur ertragen können mit der immer wieder schwer errungenen Bereitschaft, ihn loszulassen. Damit ging es ihr besser. Dann kam er wieder zu ihr und der ganze Tanz begann von Neuem.

Sie sitzt auf einer Wolke und sieht auf sich selbst hinunter. Dort steht eine stolze, glückliche Frau, die viele Dinge gut schafft und klug lösen kann, mit einer Schwäche, die sie bereits das ganze Leben begleitet. Es ist schön und tut ihr gut, diese Schwäche zu erkennen, sie sehen zu können, und die Hoffnung auf mögliche Entwicklung zu spüren.

Sie liebt das Leben.

Behend schwingt sie sich runter von dem wattigen Platz, fällt in die Welt zurück und schiebt ihre Ärmel hoch. Erstmal Kaffee!

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Montag, 28. August 2017
zurückgeben
Sie erwacht, bevor die feinrote Ahnung am Horizont den Himmel erhellt.

Das dritte Gefühl gilt ihm, und er hat ihr geschrieben. Eine Nachricht ohne Anfrage auf ein Treffen, und sie nimmt die Abwesenheit von Erschrecken und Furcht gern wahr.

Sie liebt ihn, Frieden liegt auf ihrer Welt, ihr Herz ist heil und freudig; dankbar neigt sie den Kopf und eilt dann in den Tag, zurückzugeben, was sie erhält.

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Sonntag, 27. August 2017
vollkommene Stille
Sie erwacht. Von draußen dringt absolut kein Laut herein. Ein glutroter Feuerball, scharf abgegrenzt, steht am jungfräulichen Himmel, gemeinsam mit ein paar verspielten, teils roséfarbenen Nebelstreifen.

Die Gedanken an ihn stehen gleichzeitig mit ihr auf, sie empfindet keinerlei Schmerzen.

Es ist ruhig, friedlich; womöglich befindet sie sich in einer anderen Welt. Einerlei, ihr gefällt's.

Sie feuert an, kocht sich herrlichsten, tiefschwarzen, starken Kaffee, genießt seinen typischen, aromatischen Geruch und wartet auf das Eintreffen des Tages.

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Samstag, 26. August 2017
von der Kiste und der Tonne
Sie erwacht glücklich. Sie vermisst ihn, und es schmerzt nicht. Sie denkt.
Ihr fällt auf: diesmal denkt sie. Gelassen, durchaus strategisch, ziemlich frei.

Kann sie ihren Platz in dieser Situation finden, sich einrichten sozusagen? Gibt es etwas, das dagegen spricht? Was müsste sie tun, um die Abgründe zwischen den Lieben nicht so an sich heranzulassen? Kann das überhaupt gelingen?

Sie denkt an seine Worte des Anfangs, vor Jahren, dass er oft verschwinde, aber immer wiederkehre. Und sie denkt an ihre existentiell anmutende Verlustangst.

Sie öffnet ihre innere Schatzkiste, legt behutsam Gedanken für Gedanken hinein, breitet dazwischen edles Seidenpapier aus, und schließt die Kiste sorgfältig.

Ihr Tag ist angefüllt von Plänen. Sie freut sich, auf die Pflichten und Aufgaben, am meisten aber auf ihre Wanderung, auf die Wälder und die Weite, die sie durchstreifen wird. Der Fuchs fällt ihr ein, und auch, dass er sie weiterhin begleitet, auch ohne dass sie sein Fell riecht, seinen Blick mit den vielen verschiedenen Ausdrücken sieht.

Ihr Leben ist wunderbar. Sie ist hevorragend versorgt, hat sich niedergelassen an einem paradiesischen Ort, ihr Werk liegt ihr und fordert genau die Talente, die ihr geschenkt wurden, ihre menschliche Hülle, die sie bewohnen darf, ist heil, ebenso wie ihre Seele, die Wassertonne, die -gefüllt mit klarem, tiefen Nass- nie zu voll oder zu leer ist.

Schnell öffenet sie die Schatzkiste noch einmal, wirft auch dieses Bild unachtsam zu den anderen und springt in den Tag, schlüpft zwischen die Minuten und reiht sich ein in die Geschehnisse, als wäre sie nie weggewesen.

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Freitag, 25. August 2017
Schatz
Am Abend schreibt er ihr, fragt, ob er sie besuchen kann, kündigt gleich an, nicht zur Nacht zu bleiben.


Sie willigt ein.

Er sickert in ihr Selbst hinein, wartend, liebevoll, sie aus ihrer Höhlenhaltung heraus küssend, nie fordernd, forsch, immer im richtigen Tempo.


Sie lieben sich.


Alles ist gut, wie es ist.

Auch am Tag darauf kommen sie gut miteinander aus. Um sie herum gibt es keine Barriere, die ihn von ihr fernhält. Sie treffen sich im Wald, suchen mitunter nach einander, arbeiten gemeinsam, genießen beide den Moment. Ihre Seele lacht und tanzt und tut ihr Tagewerk.

Als er bei ihr liegt, denkt sie - zumindest anfangs - an sich selbst, an ihre Schmerzen, an richtig und falsch. Sie spürt und sieht, dass weder seine noch ihre Probleme Vorrang vor dem jeweils anderen haben.

Ihr blasser Punkt ist in jedem Fall ihre Angst vor dem Verlieren des Bodens, vor dem Verlieren gemeinhin.

Durch ihn bekommt sie diese anfällige, durchscheinende Stelle deutlich vor Augen geführt, kann sie in aller Ruhe betrachten, anschauen, berühren, wahrnehmen. Sie hält dem Augenblick stand, sieht hin, lässt den Moment auf sich wirken, erkennt den schmerzhaften und wertvollen Schatz.

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Donnerstag, 24. August 2017
der Tag nimmt sie auf die Hörner
Ihr Blick fällt auf die Welt und gerade in diesem Moment fällt ihr die diamantene Schönheit derer Bilder auf. Sie freut sich -fast diebisch- auf alle Momente des Tages und auf die Erledigung der Arbeit, die ihr zufliegt. Zugleich anmutig und quirlig springt sie in den Zeitenstrom und boxt ins Wasser.

Sie lächelt.

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ohne ihn
Eine tiefdunkle Nacht bringt ihr neue Kraft. Sie erwacht von allein und erholt und erledigt noch vor ihrem ersten Kaffee ein paar Handgriffe.

Auf dem Weg nahe der Hütte hatte jemand einen Fetzen Papier fallengelassen. Er leuchtet auch von weitem und überstrahlt die gedeckten Farben von Himmel und Erde.

Immer war es sein Wunsch und sein Wille, sie zu verlassen, das hatte er ihr oft gesagt und gezeigt.

Sie hat das Gefühl abgespalten und spürt keinen Schmerz.

Sie ist allein, alles ist gut, wie es ist, sie gewährt ihrer Seele kaum Bewegungsfreiheit. Sie kommt gut zurecht, ein Tag um den anderen zieht vorüber, es ist gut so.

Manchmal denkt sie mit einem klitzekleinen Gedankenschnipsel daran, wie sie reagieren soll, wenn er erneut schreibt, unter einem Vorwand womöglich, das würde sie ihm zutrauen.

Sie weiß es nicht. Sie liebt ihn, es hat sich nichts geändert. Sie weiß, sie darf sich nicht schlecht behandeln lassen. Sie weiß nicht, was sie tun wird.

Sie denkt an ihren eigenen Gedanken erneut entlang und prüft sie auf Stimmigkeit, und auch auf Lächerlichkeit. D i e s ist sie, spürt sie. Es mag lächerlich sein, unreif, gar falsch - dies ist sie. Sie ist nur so weit, wie sie eben ist. Ihre Lernaufgabe hat sie nicht erkannt. Und auch, wenn es keine gegeben hat, sie ist den Weg gern und mit vollem Herzen gegangen.

Vor ihr liegen fünfzig sichtbare Meter, unspektakulär, ohne Überraschungen, ohne ihn.

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Samstag, 19. August 2017
Haltung
Sie lenkt ihre Aufmerksamkeit ins Innere und versucht, ihre e c h t e, wirkliche Haltung zu erkennen.

Ist ihre Haltung: sie lässt ihn gehen, da er gehen möchte und trauert und lässt los? Sie möchte nur und ausschließlich einen Menschen an ihrer Seite, der vollumfänglich bei ihr sein möchte (und das auch kann), und nicht womöglich jemanden, der nur ab und an zu ihr kommt und sie sonst ausschließt?

Oder ist ihre Haltung: sie möchte ihn an ihrer Seite, wenn er auch dort sein möchte. Wenn er weg sein möchte und sie ausschließen möchte, ist es auch gut. Wenn er zu ihr kommt, heißt sie ihn willkommen, wenn er nicht kommt, verändert das nicht ihre Gefühle. Es ist halt, wie es ist, unspektakulär, undramatisch, einfach so. In der Zeit, in der er nicht kommt (vielleicht nie wieder, jedesmal erneut), ist sie halt allein, und das ist gut so.

Während sie die Optionen notiert, öffnet sich ihr Herz bei der zweiten Notiz. Sie lässt es offen und wendet sich ihrem Leben zu.

Mag es lächerlich sein, denkt sie. Sein Amulett findet seinen Platz um ihrem Hals.

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Freitag, 18. August 2017
Wettstreit der Mächte
An diesem Morgen herrscht Frieden. Sie ist schon längst wach, als erst spät und im Hintergrund ein Gedanke an ihn durch sie hindurch huscht. Er verschwindet wieder, es geht ihr gut.

Über ihr liegt eine wattige, leicht curryfarbene Wolkendecke. Am Horizont reißt das glutvolle Versprechen des Paradieses lange Risse in die füllige Schicht, Sonnenstrahlen schlüpfen hindurch und beleuchten die dicke Wattehülle von unten.

Dann gelangt er doch zu ihr, in ihr Herz, in ihre Gedanken. Schmerzen verspürt sie keine. Sie hat sich erneut zurückgezogen und das ist das Richtige für sie.
Wenn er schreiben würde, würde sie ihm immer noch nicht widerstehen können. Aber vielleicht schreibt er ihr nicht mehr. Wie oft hatten sie dieses Szenario schon durchwandert? Tausendmal?

Sie fragt sich nach ihrer Lernaufgabe.

Bestimmend verweist die Sonne den grauen Belag auf seinen Platz; der wiederum quillt unmerklich immer wieder über ihr Gesicht. Ein machtvolles Duell der Giganten.

Sie trinkt heißen Kaffee in kleinen Schlückchen, um sich nicht zu verbrennen, und spürt die feine, kraftvolle Energie in ihren Lebensbahnen. Sie wird sich praktisch und hübsch kleiden und ihr Werk vollbringen, stetig und strukturiert, unbestechlich mit einer Ausnahme.

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Donnerstag, 17. August 2017
junger Anfang
Es geht ihr besser. Eine ihrer Begegnungen im Wald lässt in ihr die Erkenntnis reifen: es ist unausweichlich, solche Kontakte zu vermeiden. Diese Strategie hat sie bereits früher unterstützt.

Er will ihr wohl auf eine friedliche und freundschaftliche Art entgegentreten. Das scheint ihr auch angemessen und logisch; tut ihr aber nicht gut, dessen ist sie erneut sicher.

Wie sie diesen Plan umsetzt, weiß sie noch nicht: lässt sie ihn einfach ins Leere laufen? Oder bittet sie ihn wieder, ihr aus dem Weg zu gehen. Ist auch irrelevant, merkt sie, wichtig ist: sie hat eine Möglichkeit, die Dinge für sich gut zu gestalten.

Mit neuem Mut blickt sie auf ihr Leben und sieht nur schöne Dinge.

'Was aber, sollte er erneut zu ihr kommen wollen' flüstert ein dünnes Stimmchen in ihrem Ohr. Das weiß sie nicht. Sie hofft, dass dieser Traum endlich ein Ende findet.

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