Mittwoch, 16. August 2017
Gefängnis und Ausblick
Unruhig und leicht haltlos sitzt sie ohne eine Bewegung auf ihrem Platz. Sie atmet, die Blätter rühren den leichten Wind hin und her, und der Rest ihres Lebens scheint still zu stehen.

Er will und ist mit Macht weggegangen. Auch wenn sie die Chance vermutet, und auch wenn sie nicht zusammenbricht, es schmerzt und ihr Herz fühlt sich auf eine schmerzhafte Weise leer und hohl an.

Sie lässt das Gefühl zu, widersteht dem Wunsch, ihm eine Nachricht zu schicken und trinkt einen Schluck. Wenn sie morgen um die gleiche Tageszeit immer noch den gleichen Drang verspürt, ihm zu schreiben, dann wird sie es tun.

Sein Amulett lastet unangenehm auf ihrer Brust, erinnert sie in jeder Minute an ihre Gefangenschaft. Sie nimmt es ab.

Müde und unsicher hebt sie den Blick in die einsame Zukunft. Sie darf sich nicht beklagen, das weiß sie; traurig ist sie trotzdem.

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Sonntag, 13. August 2017
Worte
Plötzlich realisiert sie, w a r u m alles gut war.

Er war nicht g a n z weg.

Früher hatte sie ihm einmal gesagt, was sie so sehr fürchtet: dass er ganz weg sei.

Er war zwar gegangen, aber ganz weg gehen konnte er nicht mehr.

vermeintliche Trennung

Die Worte flüstern sich leise in ihr drin.

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weitergehen
Feiner Teeduft zieht durch ihr Heim. Sie liest in alten Chroniken, betrachtet Bilder und reist duch die Geschichten alter Briefe.

Eine gute Zeit umgibt sie, freundliche und friedliche Gespräche mit ihrer Mutter erfüllen ihr Herz.

Es geht ihr gut. Sie hadert mit nichts.

Nichts ist fertig, nichts ist vollkommen, alles ist im Wandel, das meiste ist unklar.

Anlässlich eines Ereignisses hat sie den spontanen Impuls, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie unterdrückt den Wunsch und geht weiter.

In einer Unterredung mit ihrer Mutter meint sie zu bemerken, sterben zu können, sollte es Not tun. Auch wenn sie nicht weiß, ob das eine rechte Realität ist, begrüßt sie das Gefühl und diesen Gedanken.

Manchmal weint sie.

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besser
Es ist sehr früh. Das Morgenlicht ist bereits da, doch am Boden und bis in die Baumspitzen lagert ein diffuser Nebel, so dass sich eine märchenhafte Stimmung ausbreitet. Stille und Zauber liegen auf der Welt, und nur hier und da verrät ein fliegender Vogel, dass dies nicht ein verwunschener Ort ist und an dieser selben Stelle bald das ganz normale Leben erwachen wird.

Sie kocht sich Kaffee. Es geht ihr um ein vielfaches besser. Alles wird sehr gut werden. Sein Wegsein wird ihr nichts anhaben können, sie ist eine Sphinx.

Die Sonne verlangt unnachgiebig nach dem ihr zustehenden Platz und versucht, den Schleier wegzustrahlen. Die feinen Tröpfchenvorhänge sträuben sich und weichen nur murrend.

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Samstag, 12. August 2017
Illusionen
Sie hat ihre Hütte auf Hochglanz gebracht. Morgen wird ihre alte Mutter kommen. Aus dem Garten hat sie frisches Gemüse geerntet, das wird sie später zubereiten.

Es geht ihr gut, viele Tränen sind geflossen, sie ist ein wenig haltlos, ein dumpfes Gefühl geht von ihrem Herzen aus.

In ihr entstehen Szenarien, in denen er durch die Tür kommt, sie erinnert seinen Blick, der sie heute nacht im Traum berührte, und auch erwägt sie seine schlussendliche Kälte.

Alle Zustände ziehen durch ihr transparentes Selbst hindurch, sie ist ein Nebel, ein Schatten.

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Vögel
Eine kleine Gruppe schwarzer Vögel fliegt über ihr Häuschen, überzieht es mit einem feinen Seidentuch aus Schutz. Sie fühlt sich sicher, geborgen und verbunden mit allen anderen, dem Großen hinter der Welt.

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Stillstand
Sie erwacht im Paradies. Eingehüllt in Frieden, Fülle von allem, steter Energie und Ruhe führt sie die Handgriffe der Frühe aus. Sie spürt ihr Glück, das nicht verschwunden ist.

Sie liebt ihn wie immer, Schmerzen und Trauer sind nach wie vor da, sie würde es lieben, wenn er bei ihr wäre, will er aber an einem anderen Ort sein, so wünscht sie sein Glück an diesem Ort. Ihr Glück wird nicht geschmälert.

Sehr heißer, starker Kaffee rinnt durch ihre Kehle. Sie ist leicht geschwächt und wird sich nicht über Gebühr fordern, auf sich achten und sich stärken. Noch mehr als sonst wird ihr Augenmerk bei der Auswahl der Dinge darauf liegen: was tut ihr gut? Was will sie tun?

Wenn Tränen kommen, wird sie weinen. Im Moment sind keine Tränen da.

Auch dieser Tag schiebt Minute um Minute durch die Zeit. Sie reiht sich ein in die Schlange auf dem Weg in die Zukunft und überlässt sich dem Leben.

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Freitag, 11. August 2017
anhalten
Später holt sie einen guten, alten Wein aus dem kalten Keller des Schuppens.

Sie benützt das edle, hauchdünne Glas aus dem Hausstand ihrer alten Tante. Der schwere Geist des kostbaren Trunks berührt ihren Geruchssinn. Ihre Gedanken sind zäh, wie gelähmt, ihre Bewegungen hölzern, wie in Trance. Vom Weinen müde schmeckt sie das herbe Aroma des Rotlings auf ihrer Zunge, oder das Salz ihrer Trauer.

Sie ist gesegneter als der mächtigste Herrscher auf Erden, und glücklicher als alle Menschen dieser Welt. Ihre Kinder sind gesund, sie hat alles, was sie braucht. Sie liebt; sie wird sich in keinem Fall über irgendetwas beklagen.

Sie spürt, dass sie ihr Herz nicht bei ihm abholen kann und seufzt und fügt sich. Ein ums andere Mal bleibt sie stehen, wo sie ist.

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Aus
Er verlässt sie.

Der Schmerz trifft sie heftig. Gleichzeitig denkt sie: jetzt kann es voran gehen. Erst jetzt. Jetzt endlich.

Während des Tages wahrt sie ihr Gesicht.

Abends auf dem Weg zur Hütte spürt sie ein Verlangen, ihren eigenen Körper zu verletzen. Sie reflektiert, dass sie viele Jahrzehnte zählt und dieses Begehr noch niemals fühlte.

Abends löst sich die Verzweiflung und sie weint bitterlich, zerreißendes Schluchzen bahnt sich seinen Weg. Sie streift sein Amulett ab, brüht sich einen feinen Tee auf, schlüpft in anschmiegsame, wärmende Kleidung, feuert an, zündet sich ein Licht an. Sie tunkt ihre Seele in den Schmerz hinein, lässt sich fallen in die Not und überlässt sich vollends der Trauer.

So hat sie immer gehandelt in Zeiten der Pein und so war es gut und heilsam.

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Dienstag, 8. August 2017
alt werden
Kurz vor Erreichen der Hütte begegnet ihr ein alter Mann. Sein Haar ist schütter, es ist ein Greis, doch er geht aufrecht, entspannt, nicht in Eile, und auch nicht müde. Sein offener Blick trifft auf ihren, fast sucht sie seine Aufmerksamkeit. Sie nicken sich zu, und sie spricht ihn an. Sie, die niemals Männer anspricht.

Er lacht als Antwort und gibt ihr eine nette, fast flapsige Antwort. Dann setzt er seinen Weg fort. Sie sieht ihm lange nach.

So würde sie alt werden. Aufrecht, entspannt, nicht in Eile, und auch nicht müde.

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Montag, 7. August 2017
Kette der Momente
In dem Meer von Zeit und Tagen treibt sie dahin. Mal ist ihr Kopf oben und sie wird auf einen Wellenkamm hinaufgehoben, mal wird sie überspült von einer Welle und hinabgezogen in ein Wassertal. Langsam beginnt sie ihn zu vermissen, wie jedes Mal. Sie ist dieses Gefühl müde.

Entkräftet überlasst sie es völlig ihm, zu entscheiden und gießt sich Wachheit in ihr Bewusstsein, mit schwarzem Elixier, das sie reinlocken soll ins Leben. Matt erwartet sie den Tag.

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Samstag, 5. August 2017
innere Seen, blau, mit seidener Oberfläche
Ein anstrengender Dienst in der Gemeinschaft liegt hinter ihr. Sie ist ruhig, ausgeglichen, beglückt. Das Draußen ist trüb, ihre Hütte eine goldene Zuflucht, glänzend, Geborgenheit gebend, wunderbar. Sie ist nicht über Gebühr müde, 3 große Krüge heißen Kaffees schieben und stupsen sie in die Wirklichkeit hinein.

Ihre Schwester, die, durch die sie erzogen, gehalten, ermahnt, begleitet und gesichert wurde, ein Leben lang, bittet und fordert sie, und sie kann helfen. Sie gibt mit vollen Händen hin, alles, was ihr möglich ist. Und es ist genug, ausreichend, die Schwester zu stärken und zu entlohnen, mit Herz und Zins und allem, was gebraucht und nötig ist. Dankbar neigt sie Haupt und Herz, glücklich über die Chance.

Er ist schon lange nicht mehr zu ihr gekommen. Ohne Worte nimmt sie seine Bedrängnis auf, ängstigt sich jedoch nicht.
Mit einem Herz voller Liebe schließt sie sich ein und sammelt Kraft aus ihren inneren Seen, die still, vollkommen eben und schillernd vor ihr liegen.

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Freitag, 4. August 2017
Stille
Es geht ihr besser. Sie hat ihr Schaffen früh beendet, im Anschluss ihr Kind getroffen, alles war harmonisch verlaufen, es geht ihr besser.

Sie hat noch die Aufgabe, in der Gemeinschaft Dienst zu tun.

Dem Wolf gegenüber nimmt sie eine starke Position ein, das fühlt sie. Er tritt friedlich, und nicht gefestigt auf, so dass sie wartend und abwartend die von ihm benötigte Distanz einhält. Er hat sie beobachtend im Blick, und rührt sich nicht.

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gesenkter innerer Blick
Sie erwacht von allein und fühlt sich ausgeschlafen. Die Nacht war friedlich und erholsam, dennoch fühlt sie sich schlecht. Deutlich zuviele Gedanken an die Gemeinschaft und das tägliche Arbeitswerk besetzen ihren Kopf, und rasen ohne Unterbrechung durch ihre Gedankenwelt.

Sie fühlt sich hilflos und unsicher, hat keine Handhabe und verliert so den Mut.

Sie wird möglichst wenig arbeiten, nimmt sie sich vor.

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Donnerstag, 3. August 2017
ein schwacher Moment
Erschöpft und müde kehrt sie zurück in ihre Hütte. Sie baut sich ein Kissennest und gönnt sich erst einen lieblichen Tee, später einen Krug Wein.

In ihrer Schwäche spürt sie ihr Gefühl der Sehnsucht nach ihm, sein Arm fehlt ihr. Traurig hofft sie auf seine Nachricht.

Der Wein breitet sich in ihr aus und entspannt sie.

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angefülltes Herz
Wie immer erwacht sie früh. Es ist noch dunkel! So schlummert sie sich zurück in ihr Schlafland und kann dort noch eine erholsame Zeit verbleiben. Nun hat sie das Gefühl, auch der bittere schwarze Aufguss kann sie nicht richtig aufwecken. Sie sendet ihren Blick in die Ferne und lässt ihn sich dort verlieren.

Ohne bewusst daran zu denken bemerkt sie, dass ihr Herz angefüllt ist, es ist alles, wie es sein soll. Ein Atemzug macht ihr Paradies perfekt.

Sie nimmt noch einen Schluck und erwägt, den Tag beginnen zu lassen.

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Mittwoch, 2. August 2017
süße Beruhigung
Sie treffen sich im Wald; sie schickt ihm eine Nachricht, dass ihre Wege sich für ihren Geschmack viel zu selten kreuzen. Daraufhin sorgt er dafür, dass sie sich wieder und wieder treffen, sehr süß!

Sie ist glücklich und zugegebenermaßen auch beruhigt. Alles ist schön.

Wie immer beginnt sie, auf ihn zu warten. Nur feine Sehnsucht ist ihr Begleiter, Angst ist nicht dabei.

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Dienstag, 1. August 2017
Sommernächte
Wie immer erwacht sie früh und setzt sich trunken von den Märchen der Nacht vor die Hütte, mit dampfendem, tiefschwarzem Kaffee.

Es ist nicht mehr ganz so hell wie noch vor 14 Nächten um diese Zeit; der Zenit des Sommers ist überschritten. Der nahende Herbst macht ihr keine Sorgen und auch der sichere Tod dieses Jahres nicht. Sie fühlt sich sorgsam gebettet in den Lauf der Dinge und liebevoll gehalten und begleitet von Glück und Liebe.

Und erstmal gilt es, laue Sommernächte und unendlich dauernde Küsse zu erleben. Still und geschlossen beginnt sie den Tag.

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Montag, 31. Juli 2017
Nähe
Sie erwacht mit Frieden in ihrem Herzen, bemerkt das aber erst bei ihrem täglichen Eintrag in ihr Buch. Das Versprechen eines warmen Tages krabbelt in ihr Bett, breitet sich aus und kitzelt mit hellem Licht ihre Wimpern und Lider.

Sie denkt sich ihn nah zu sich heran und bemerkt dabei, dass es nicht nötig ist, dass er genau zu diesem Zeitpunkt da ist. Alles ist gut und friedlich und rund, wie es ist. Er fehlt nicht, ist nah genug und wird noch näher sein, wenn er zu ihr kommt.

Ja, sie wünscht sich, dass sie lange zusammen sind, und vielleicht, dass sie auch andere Dinge miteinander teilen. Mehr Nähe muss es nicht sein.

Sie hat sehr viel Neues von ihm gelernt. Und einiges Kluges. Das mag damit zusammenhängen, dass er einiges in sich trägt, das er sie lehren kann. Und damit, dass sie aufmerksam und hörend ist, es zu erlernen.

Sie neigt ihren Kopf und beginnt den Tag.

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Sonntag, 30. Juli 2017
ein Himmel auf Erden
Sie sitzt im Eden ihrer Hütte, voller Harmonie. Eine Kanne Tee dampft auf dem Tisch und verstömt ihr zitroniges Aroma von Bergamotte. Alle Türen und Fenster lassen den Sommer hinein. Aus der Ferne schwappt der Lärm von Erntearbeiten herüber. Durch die Luft treiben kleine und große Blütenpollen, manchmal frischt der Wind auf und lässt sie zischend kleine Saltos tanzen.

Mittags hatte sie kleine Triebe ihrer Pflanzen hochgebunden. Besonders vorwitzig und üppig hatten sich die Ärmchen eines jungen Rebstocks entwickelt. Behutsam legte sie die feinen Sprosse und Ranken um ein paar Pflöcke, die sie mit Draht verbunden hatte.

Sie genießt ihren Tee und lauscht dem Raunen der Bäume.

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Begegnung
Eine riesige, friedvolle Energie in ihr verlangt nach Entladung und Explosion. Sie macht sich auf auf eine Wanderung. Ihre Schritte sind kraftvoll und lang, zügig kommt sie voran, rastet nicht.

Vor ihr stieben Schmetterlinge auf, flattern aufgeregt davon. Die Pflanzen um sie herum glühen und blühen, strahlend weiß, leuchtend gelb, einige hellrote Tupfen von Mohn liegen hier und da zwischen der Farbfülle verstreut, kräftigpinke Tabakstauden, blaßrosa Schaumkraut. Der Wind zergelt an ihrem Haar, bläht ihr Kleid auf, ein kräftiger, stürmischer und doch sanfter, freundlicher Sommerwind. Es ist warm.

Sie tritt nicht auf die vollkommen geformten Champignonköpfe und umrundet die Gräser, auf denen Marienkäfer sitzen. Hier und da klatscht das Wasser des Flüßchens über einen kleinen Felsstein.

In der Ferne taucht eine Brücke auf. Schon von weitem sieht sie eine Taube auf dem Geländer sitzen. Ein Fuhrwerk rumpelt mit Getöse über den Übergang. Mit Erstaunen sieht sie die Taube beim Betreten der Holzbohlen immer noch an derselben Stelle verharren.

Sie erkennt die Seele der Mutter ihres Ziehsohns. Sie erschrickt nicht, das ist schon oft passiert. Sie senkt den Blick und geht leise an der gegenüberliegenden Seite vorbei. Ihr Geist grüßt den ihrigen.

Später, auf der anderen Seite angelangt und nachdem sie schon einige hundert Meter zurückgelegt hat, wendet sie sich um. Die Taube sitzt unverändert am selben Platz. Plötzlich leuchtet sie in der Sonne auf, zweimal, leuchtend weiß erstrahlt ihre Brust, wie zum Gruß.

Sie hebt ihre Hand mit der Innenfläche nach vorn, verbleibt so einen Moment. Dann tritt sie den Rückweg an.

Sie denkt an ihre Kinder. Ihnen geht es gut. Ihre Kraft und Energie, ihre Lebensfreude teilt sie mit dem Mutterherz und sendet sie an seine Seele ins Jenseits.

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ein Gespräch und eine Wahrheit
Später wandert die Erinnerung eines Gesprächs, das sie kürzlich führten, in ihrem Kopf herum. Sie hatte ihm erklärt, dass sie glücklich sei, glücklich war und glücklich sein wird, unabhängig von seiner Anwesenheit. Als sie ihm bei einem Besuch gestand, dass sie erstmalig keine Angst zwischen zwei Treffen verspürte, vermutete er eine Lüge ob ihres Glücks.

Deutlich nimmt sie gerade jetzt wahr, dass es stimmt. Sie ist überaus glücklich, weil er seinen Platz in ihrem Leben einnimmt. Sie ist überaus glücklich über alles, was er ihr gibt. Und ein großer, weiterer Teil ihres Glücksgefühls kommt aus ihr selbst heraus. Sie hat einen wunderbaren Stand, nachgiebig, dehnbar, flexibel, haltbarer als alles Irdische, ja: glitzernd.

Sie lächelt über diese zwei Wahrheiten.

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gestern
Wie gewöhlich erwacht sie früh, gleitet aber mehrfach zurück an einen heiligen Ort und schläft insgesamt mehr als zehn Stunden. Draußen ist es warm, ihr Kopf und ihre Glieder benötigen heißen, starken Kaffee und viel Zeit, um den Betrieb aufzunehmen.

Sie verbrachten einen wunderbaren Tag miteinander. In ihrem Hinterkopf vegetiert der Gedanke an das Ende dieser Zeit vor sich hin; er verschwindet nicht, vielleicht verliert er an Schrecken.

Sie lässt alles geschehen, erliegt nicht der Versuchung, einzugreifen. Entweder er bleibt und sie finden einen gemeinsamen Weg, oder er geht. Oder sie geht. Sie leben die Momente, lieben sich, essen gemeinsam, küssen sich unendlich oft.

Einmal sagt er etwas, von dem er weiß, dass es nicht ihrer Richtung entspricht. Sie vermutet, er möchte eine Reaktion erwirken, und gleichzeitig mitteilen, dass er sich entgegen ihrer Wünsche entschieden hat und verhalten wird. Sie sitzt still, sieht ihn nur sehr kurz an und antwortet nicht.

Er verlässt sie in Frieden.

Draußen rauscht der Wald. Das Raunen schwillt an und bringt ihr die Gewissheit, selbst etwas zu sein - etwas anderes - und die Sicherheit der Welt um ihre Welt herum.

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Freitag, 28. Juli 2017
Blick zurück
Selbstvergessen richtet sie in aller Herrgottsfrühe ihre Schlafstatt, wäscht Kissen und Bezüge, lüftet die Decken und ordnet ihren Haushalt.

Morgen wird er kommen.

Sie ist ruhig, glücklich, gleichzeitig ruhig und glücklich. Ihre Hütte umgibt sie mit Frieden und Heilung. Frische und leuchtendgelbe Sommerblumen erhellen die Räume. Sie denkt zurück an den Anfang ihres Weges, an die ersten Worte und ihre ersten Gedanken. Liebesgeschichte mit einem Wolf, Weg zu ihr selbst. Ja, es war eine Liebesgeschichte mit einem Wolf, jederzeit, unabhängig davon, ob er ihr gefolgt war oder verschwand. Und genauso war es ihr Weg zu sich selbst, der Weg, den sie gehen musste und wollte, unabhängig vom Wolf.

Was sie meint, vor sich zu sehen, kann verschwinden und sich ändern, was in ihrem Herzen ist, bleibt.

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