Er will und ist mit Macht weggegangen. Auch wenn sie die Chance vermutet, und auch wenn sie nicht zusammenbricht, es schmerzt und ihr Herz fühlt sich auf eine schmerzhafte Weise leer und hohl an.
Sie lässt das Gefühl zu, widersteht dem Wunsch, ihm eine Nachricht zu schicken und trinkt einen Schluck. Wenn sie morgen um die gleiche Tageszeit immer noch den gleichen Drang verspürt, ihm zu schreiben, dann wird sie es tun.
Sein Amulett lastet unangenehm auf ihrer Brust, erinnert sie in jeder Minute an ihre Gefangenschaft. Sie nimmt es ab.
Müde und unsicher hebt sie den Blick in die einsame Zukunft. Sie darf sich nicht beklagen, das weiß sie; traurig ist sie trotzdem.
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Er war nicht g a n z weg.
Früher hatte sie ihm einmal gesagt, was sie so sehr fürchtet: dass er ganz weg sei.
Er war zwar gegangen, aber ganz weg gehen konnte er nicht mehr.
vermeintliche Trennung
Die Worte flüstern sich leise in ihr drin.
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Eine gute Zeit umgibt sie, freundliche und friedliche Gespräche mit ihrer Mutter erfüllen ihr Herz.
Es geht ihr gut. Sie hadert mit nichts.
Nichts ist fertig, nichts ist vollkommen, alles ist im Wandel, das meiste ist unklar.
Anlässlich eines Ereignisses hat sie den spontanen Impuls, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie unterdrückt den Wunsch und geht weiter.
In einer Unterredung mit ihrer Mutter meint sie zu bemerken, sterben zu können, sollte es Not tun. Auch wenn sie nicht weiß, ob das eine rechte Realität ist, begrüßt sie das Gefühl und diesen Gedanken.
Manchmal weint sie.
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Sie kocht sich Kaffee. Es geht ihr um ein vielfaches besser. Alles wird sehr gut werden. Sein Wegsein wird ihr nichts anhaben können, sie ist eine Sphinx.
Die Sonne verlangt unnachgiebig nach dem ihr zustehenden Platz und versucht, den Schleier wegzustrahlen. Die feinen Tröpfchenvorhänge sträuben sich und weichen nur murrend.
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Es geht ihr gut, viele Tränen sind geflossen, sie ist ein wenig haltlos, ein dumpfes Gefühl geht von ihrem Herzen aus.
In ihr entstehen Szenarien, in denen er durch die Tür kommt, sie erinnert seinen Blick, der sie heute nacht im Traum berührte, und auch erwägt sie seine schlussendliche Kälte.
Alle Zustände ziehen durch ihr transparentes Selbst hindurch, sie ist ein Nebel, ein Schatten.
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Sie liebt ihn wie immer, Schmerzen und Trauer sind nach wie vor da, sie würde es lieben, wenn er bei ihr wäre, will er aber an einem anderen Ort sein, so wünscht sie sein Glück an diesem Ort. Ihr Glück wird nicht geschmälert.
Sehr heißer, starker Kaffee rinnt durch ihre Kehle. Sie ist leicht geschwächt und wird sich nicht über Gebühr fordern, auf sich achten und sich stärken. Noch mehr als sonst wird ihr Augenmerk bei der Auswahl der Dinge darauf liegen: was tut ihr gut? Was will sie tun?
Wenn Tränen kommen, wird sie weinen. Im Moment sind keine Tränen da.
Auch dieser Tag schiebt Minute um Minute durch die Zeit. Sie reiht sich ein in die Schlange auf dem Weg in die Zukunft und überlässt sich dem Leben.
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Sie benützt das edle, hauchdünne Glas aus dem Hausstand ihrer alten Tante. Der schwere Geist des kostbaren Trunks berührt ihren Geruchssinn. Ihre Gedanken sind zäh, wie gelähmt, ihre Bewegungen hölzern, wie in Trance. Vom Weinen müde schmeckt sie das herbe Aroma des Rotlings auf ihrer Zunge, oder das Salz ihrer Trauer.
Sie ist gesegneter als der mächtigste Herrscher auf Erden, und glücklicher als alle Menschen dieser Welt. Ihre Kinder sind gesund, sie hat alles, was sie braucht. Sie liebt; sie wird sich in keinem Fall über irgendetwas beklagen.
Sie spürt, dass sie ihr Herz nicht bei ihm abholen kann und seufzt und fügt sich. Ein ums andere Mal bleibt sie stehen, wo sie ist.
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Der Schmerz trifft sie heftig. Gleichzeitig denkt sie: jetzt kann es voran gehen. Erst jetzt. Jetzt endlich.
Während des Tages wahrt sie ihr Gesicht.
Abends auf dem Weg zur Hütte spürt sie ein Verlangen, ihren eigenen Körper zu verletzen. Sie reflektiert, dass sie viele Jahrzehnte zählt und dieses Begehr noch niemals fühlte.
Abends löst sich die Verzweiflung und sie weint bitterlich, zerreißendes Schluchzen bahnt sich seinen Weg. Sie streift sein Amulett ab, brüht sich einen feinen Tee auf, schlüpft in anschmiegsame, wärmende Kleidung, feuert an, zündet sich ein Licht an. Sie tunkt ihre Seele in den Schmerz hinein, lässt sich fallen in die Not und überlässt sich vollends der Trauer.
So hat sie immer gehandelt in Zeiten der Pein und so war es gut und heilsam.
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Er lacht als Antwort und gibt ihr eine nette, fast flapsige Antwort. Dann setzt er seinen Weg fort. Sie sieht ihm lange nach.
So würde sie alt werden. Aufrecht, entspannt, nicht in Eile, und auch nicht müde.
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Entkräftet überlasst sie es völlig ihm, zu entscheiden und gießt sich Wachheit in ihr Bewusstsein, mit schwarzem Elixier, das sie reinlocken soll ins Leben. Matt erwartet sie den Tag.
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Ihre Schwester, die, durch die sie erzogen, gehalten, ermahnt, begleitet und gesichert wurde, ein Leben lang, bittet und fordert sie, und sie kann helfen. Sie gibt mit vollen Händen hin, alles, was ihr möglich ist. Und es ist genug, ausreichend, die Schwester zu stärken und zu entlohnen, mit Herz und Zins und allem, was gebraucht und nötig ist. Dankbar neigt sie Haupt und Herz, glücklich über die Chance.
Er ist schon lange nicht mehr zu ihr gekommen. Ohne Worte nimmt sie seine Bedrängnis auf, ängstigt sich jedoch nicht.
Mit einem Herz voller Liebe schließt sie sich ein und sammelt Kraft aus ihren inneren Seen, die still, vollkommen eben und schillernd vor ihr liegen.
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Sie hat noch die Aufgabe, in der Gemeinschaft Dienst zu tun.
Dem Wolf gegenüber nimmt sie eine starke Position ein, das fühlt sie. Er tritt friedlich, und nicht gefestigt auf, so dass sie wartend und abwartend die von ihm benötigte Distanz einhält. Er hat sie beobachtend im Blick, und rührt sich nicht.
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Sie fühlt sich hilflos und unsicher, hat keine Handhabe und verliert so den Mut.
Sie wird möglichst wenig arbeiten, nimmt sie sich vor.
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In ihrer Schwäche spürt sie ihr Gefühl der Sehnsucht nach ihm, sein Arm fehlt ihr. Traurig hofft sie auf seine Nachricht.
Der Wein breitet sich in ihr aus und entspannt sie.
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Ohne bewusst daran zu denken bemerkt sie, dass ihr Herz angefüllt ist, es ist alles, wie es sein soll. Ein Atemzug macht ihr Paradies perfekt.
Sie nimmt noch einen Schluck und erwägt, den Tag beginnen zu lassen.
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Sie ist glücklich und zugegebenermaßen auch beruhigt. Alles ist schön.
Wie immer beginnt sie, auf ihn zu warten. Nur feine Sehnsucht ist ihr Begleiter, Angst ist nicht dabei.
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Es ist nicht mehr ganz so hell wie noch vor 14 Nächten um diese Zeit; der Zenit des Sommers ist überschritten. Der nahende Herbst macht ihr keine Sorgen und auch der sichere Tod dieses Jahres nicht. Sie fühlt sich sorgsam gebettet in den Lauf der Dinge und liebevoll gehalten und begleitet von Glück und Liebe.
Und erstmal gilt es, laue Sommernächte und unendlich dauernde Küsse zu erleben. Still und geschlossen beginnt sie den Tag.
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Sie denkt sich ihn nah zu sich heran und bemerkt dabei, dass es nicht nötig ist, dass er genau zu diesem Zeitpunkt da ist. Alles ist gut und friedlich und rund, wie es ist. Er fehlt nicht, ist nah genug und wird noch näher sein, wenn er zu ihr kommt.
Ja, sie wünscht sich, dass sie lange zusammen sind, und vielleicht, dass sie auch andere Dinge miteinander teilen. Mehr Nähe muss es nicht sein.
Sie hat sehr viel Neues von ihm gelernt. Und einiges Kluges. Das mag damit zusammenhängen, dass er einiges in sich trägt, das er sie lehren kann. Und damit, dass sie aufmerksam und hörend ist, es zu erlernen.
Sie neigt ihren Kopf und beginnt den Tag.
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Mittags hatte sie kleine Triebe ihrer Pflanzen hochgebunden. Besonders vorwitzig und üppig hatten sich die Ärmchen eines jungen Rebstocks entwickelt. Behutsam legte sie die feinen Sprosse und Ranken um ein paar Pflöcke, die sie mit Draht verbunden hatte.
Sie genießt ihren Tee und lauscht dem Raunen der Bäume.
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Vor ihr stieben Schmetterlinge auf, flattern aufgeregt davon. Die Pflanzen um sie herum glühen und blühen, strahlend weiß, leuchtend gelb, einige hellrote Tupfen von Mohn liegen hier und da zwischen der Farbfülle verstreut, kräftigpinke Tabakstauden, blaßrosa Schaumkraut. Der Wind zergelt an ihrem Haar, bläht ihr Kleid auf, ein kräftiger, stürmischer und doch sanfter, freundlicher Sommerwind. Es ist warm.
Sie tritt nicht auf die vollkommen geformten Champignonköpfe und umrundet die Gräser, auf denen Marienkäfer sitzen. Hier und da klatscht das Wasser des Flüßchens über einen kleinen Felsstein.
In der Ferne taucht eine Brücke auf. Schon von weitem sieht sie eine Taube auf dem Geländer sitzen. Ein Fuhrwerk rumpelt mit Getöse über den Übergang. Mit Erstaunen sieht sie die Taube beim Betreten der Holzbohlen immer noch an derselben Stelle verharren.
Sie erkennt die Seele der Mutter ihres Ziehsohns. Sie erschrickt nicht, das ist schon oft passiert. Sie senkt den Blick und geht leise an der gegenüberliegenden Seite vorbei. Ihr Geist grüßt den ihrigen.
Später, auf der anderen Seite angelangt und nachdem sie schon einige hundert Meter zurückgelegt hat, wendet sie sich um. Die Taube sitzt unverändert am selben Platz. Plötzlich leuchtet sie in der Sonne auf, zweimal, leuchtend weiß erstrahlt ihre Brust, wie zum Gruß.
Sie hebt ihre Hand mit der Innenfläche nach vorn, verbleibt so einen Moment. Dann tritt sie den Rückweg an.
Sie denkt an ihre Kinder. Ihnen geht es gut. Ihre Kraft und Energie, ihre Lebensfreude teilt sie mit dem Mutterherz und sendet sie an seine Seele ins Jenseits.
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Deutlich nimmt sie gerade jetzt wahr, dass es stimmt. Sie ist überaus glücklich, weil er seinen Platz in ihrem Leben einnimmt. Sie ist überaus glücklich über alles, was er ihr gibt. Und ein großer, weiterer Teil ihres Glücksgefühls kommt aus ihr selbst heraus. Sie hat einen wunderbaren Stand, nachgiebig, dehnbar, flexibel, haltbarer als alles Irdische, ja: glitzernd.
Sie lächelt über diese zwei Wahrheiten.
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Sie verbrachten einen wunderbaren Tag miteinander. In ihrem Hinterkopf vegetiert der Gedanke an das Ende dieser Zeit vor sich hin; er verschwindet nicht, vielleicht verliert er an Schrecken.
Sie lässt alles geschehen, erliegt nicht der Versuchung, einzugreifen. Entweder er bleibt und sie finden einen gemeinsamen Weg, oder er geht. Oder sie geht. Sie leben die Momente, lieben sich, essen gemeinsam, küssen sich unendlich oft.
Einmal sagt er etwas, von dem er weiß, dass es nicht ihrer Richtung entspricht. Sie vermutet, er möchte eine Reaktion erwirken, und gleichzeitig mitteilen, dass er sich entgegen ihrer Wünsche entschieden hat und verhalten wird. Sie sitzt still, sieht ihn nur sehr kurz an und antwortet nicht.
Er verlässt sie in Frieden.
Draußen rauscht der Wald. Das Raunen schwillt an und bringt ihr die Gewissheit, selbst etwas zu sein - etwas anderes - und die Sicherheit der Welt um ihre Welt herum.
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Morgen wird er kommen.
Sie ist ruhig, glücklich, gleichzeitig ruhig und glücklich. Ihre Hütte umgibt sie mit Frieden und Heilung. Frische und leuchtendgelbe Sommerblumen erhellen die Räume. Sie denkt zurück an den Anfang ihres Weges, an die ersten Worte und ihre ersten Gedanken. Liebesgeschichte mit einem Wolf, Weg zu ihr selbst. Ja, es war eine Liebesgeschichte mit einem Wolf, jederzeit, unabhängig davon, ob er ihr gefolgt war oder verschwand. Und genauso war es ihr Weg zu sich selbst, der Weg, den sie gehen musste und wollte, unabhängig vom Wolf.
Was sie meint, vor sich zu sehen, kann verschwinden und sich ändern, was in ihrem Herzen ist, bleibt.
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