Donnerstag, 11. Juni 2020
das Ganze
Die Nacht gebiert sie hinein in den tiefsten Frieden der Hütte, langsam, schlaftrunken.

Als sie die schützende Aura, die schwer und in dunklen roten und rosa Farbtönen durch die Räume wabert, bewusst wahrnimmt und zu genießen beginnt, ist sie schon geraume Zeit wach, Kaffee ist gekocht, die überbordenden singenden und rauschenden Geräusche des Urwalds quellen durch die weit geöffneten Fenster hinein, lange, dünne Wasserbindfäden fallen senkrecht und beruhigend vom Himmel auf die Erde. Eine Meise kommt herübergeschossen, setzt sich aufs Fensterbrett, wirft einen Blick auf die Futterstelle, dreht das Köpfchen und blickt sie an, wie mit einer Aufforderung versehen, und segelt ebenso hastig wie sie gekommen ist von dannen.

Sie holt Körner aus dem Vorrat und legt sie aus, füllt das Schälchen mit Badewasser auf und kuschelt sich zurück in ihre wollenen Decken.

Es ist, als wäre sie in der Nacht bereits gestorben gewesen und kehrte am Morgen zurück aus der Vollkommenen Welt, noch umgeben vom paradiesischen Nichts, das gleichzeitig das Alles ist.

Sie verbleibt in dieser Niemandszeit, sortiert sich ein mit all ihren Sinnen, es fühlt sich an, als sei sie ein Puzzleteil an seinem richtigen Platz. Still sendet sie ihren schlichten Dank, an all die anderen Puzzleteile.

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