Samstag, 28. April 2018
fader Zukunftsbeginn
Wann geht es endlich los?

Abends kehrt sie heim. Leer und kalt steht die Hütte da, unberührt davon, ob sie zurückkommt oder nicht. Und da ist er wieder, der hinterhältige Schmerz, nicht stark, aber bohrend, schmerzend, hohl. Sie trinkt erneut Wein, und legt sich dann schlafen.

Morgens geht es ihr ein wenig besser, das Rotkehlchen empfängt sie, ungeduldig Körner pickend. Nebenbei wirft es beiläufige Blicke in das Häuschen, beachtet sie aber sonst nicht weiter.

Er hat ihr noch ab und an eine Hand gereicht, die hat sie aber ausgeschlagen, und nun sind alle Türen verriegelt.

Sie ist eine Verliererin auf ganzer Linie.

Sie unterdrückt den Impuls, ihm zu schreiben, und lässt ihren Blick über ihr Leben schweifen: vollkommen liegt es da in der Morgensonne. Ihr Körper und ihre Seele sind gesund und fest. Feine Linien durchlaufen ihre Haut, das Grau ihrer Haaremähne bedeckt sie mit dem roten Mehl einer bestimmten Wurzel, so dass es leuchtet und strahlt. Ihre Vorräte bringen sie Jahr für Jahr gut durch jeden Winter, und auch ihr Kind lebt reich und zufrieden davon. Viele Menschen begleiten sie zuwandt, liebevoll und freudig, und fürsorglich gibt sie diese Liebe weiter an alle anderen Menschen.

Grade will sie denken: 'nur der Platz in ihrem Herzen, an dieser einen feinfühligen Stelle, ist frei', doch immer noch würde sie lügen, so etwas zu formulieren. Denn dort sitzt er, nach wie vor, Stunde um Stunde, Tag für Tag.

Was stimmt mit ihr nicht? Ist sie langsam? Dumm? Unbelehrbar? Verdammt?

Die Zukunft steht vor ihrer Tür, lehnt gelangweilt an der Hauswand und raucht.

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