Sonntag, 27. Dezember 2020
Rauhnacht
Eisig gleitet der Wind durch das Haupt des Waldes, schwillt zuweilen an zu einem dumpfen Dröhnen, ebbt ab, hin und her, unruhig, mächtig, konstant, in seiner Stärke Sicherheit gebend.

Er sagt uns: ich wehe, ich stürme, ich bin kraftvoll. Solange Du mir unterworfen bist, solange ich tose, geht alles seinen Gang, kannst Du beruhigt lauschen - ich bin da. Es ist alles in Ordnung. Die Last der Fragen liegt auf meinen Schwingen.

Sie besieht sich das Wesen und die Sachverhalte des Lebens, spielt mit ihnen, erwägt Antworten, aus der Sicherheit der Hütte heraus, geborgen in Gottes Schoß.

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Samstag, 26. Dezember 2020
Weihnachtsmorgen
Sie hat endlos geschlafen, in absoluter Stille, ohne Unterbrechung. Es ist, als wenn sogar die schwarzgelben Piepsgeister einen Weihnachtsfrieden einhalten, und einfach länger schlafen, oder eine feierliche Weihnachtsstille einhalten.
Sie genießt die behäbige Langsamkeit der Zeit, steht erst spät auf, und liebt den Zauber der frühen Dunkelheit, entzündet nur wenige Lichter.

Die ihr gut bekannten, vollkommenen und schützenden Hände aller Feen legen sich über die Welt, über das weite Land, über die Siedlungen, über ihre Hütte.

Sie beginnt ihr Backwerk.

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leichtes Gepäck
Bereits am Nachmittag ruht sie, umarmt und gehalten von wollenen Kuschelgefährten, bei Kerzenlicht, und dann holt sie der Schlaf mit seiner ureigenen Macht. Zwischenzeitlich öffnen sich ihre Augen, erlangt sie ein verschwommenes Bewusstsein, und wird dann zurückgezogen in die tiefste Schwärze des Lebens, sie schläft fest.

So startet sie nach dem Abendmahl, wandert los, der Mond leuchtet zuweilen taghell, fast gespenstisch folgt ihr ihr Schatten oder geht ihr voraus.
Ihre Schritte sind groß, kräftig, sie geht schnell voran, ohne jegliches Gepäck, die Hände in den Taschen vergraben. Es friert, sie erreicht den fahl leuchtenden Fluss und seine ebenen Ufer.

Je tiefer sie ins Land gelangt, je einsamer ihre Route wird, um so aufmerksamer starrt sie ins Halbdunkel vor sich, mustert angestrengt jeden Strauch und jeden Pfahl vor sich. Häufig sieht sie sich um. Sie ist unterwegs zu einem Wehr, über das sie das Wasser kreuzen will.
Eine Eingebung lässt sie umkehren, nach der Hälfte des Weges. Der Schrei eines Uhus begleitet sie, erst schreckt sie zusammen, immer öfter blickt sie sich um, und eilt hastig zurück.

Als sie die ersten Siedler erreicht, die ersten Lichter ihr entgegenstrahlen, erst da wird sie ruhiger, ängstigt sich weniger. Mit roten Wangen und kalten Schenkeln erreicht sie die gewärmte Hütte, zündet alle Feuer an, und vergisst alle Furcht und Sorge.

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Freitag, 25. Dezember 2020
Friedensbotschaft
Als die Friedensbotschaft eintrifft, versiegen ihre Tränen. Dankbar und ruhig schaut sie aus dem Fenster, wandert ihr Blick über das flache, weite Land, das irgendwo dahinten vom Fluss unterbrochen wird.

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gelbe Luft
Die Sonne malt gelbe Streifen in die Luft.

Immer wieder rollen ein paar Tränen, sie fühlt sich traurig und allein. In ihren Gefühlen weiß und spürt sie: es ist nichts Schlimmes, es darf so sein wie es ist, und vieles ist im Schmerzhaften richtig. Ruhe und Kraft stützen und begleiten sie durch die Minuten.

Sie nimmt die schlechten Gefühle und die Zeit an, entwindet sich nicht, lässt stehen und hält aus.

Traurigkeit und ihre Entscheidung legen sich schwer auf ihr Herz. Sie gibt dem Druck nach, sinkt tief. Schmerzen, Schmerzen.

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tsunami
Häßlichkeit bricht über sie hinein, eine mächtige Welle, die heftig an Gegenständen, Seelen, an guten Gedanken zerrt, einige mitreißt und zerschellen lässt.

Sie kann dem Streit nur halbstark die Tür weisen, verletzt und traurig. Im schüchternen Schein des Mondes macht sie sich auf, zum Fluss, lässt sich anziehen vom silbernen Band, lässt sich Tränen weinen, bittet zaghaft den Gott an, unterbricht sich, und bleibt still.

Niemand ist an ihrer Seite, und so belässt sie es.

Traumlos und gnädig lässt die Dunkelheit sie unbeachtet. Morgens umgeben die Stille und der Frieden sie, und sie zieht ihn vor. Und es ist richtig.

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Donnerstag, 24. Dezember 2020
Heillige Nacht
Heilige Nacht.

Früh legt sie Leinen und Daunen für ihr Kind zurecht, setzt geschäftig das Backen und Kochen fort, weicht Wäsche ein, wandert zum Krämer.

Den Wolf still, zurückhaltend, liebend und glücklich im Herzen.

Es ist, was es ist.

Sie ist bereit für die Ankunft des Herrn, das Empfangen seines Mahls.

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Sonntag, 13. Dezember 2020
Antwort
Der Sonntag versorgt sie geschäftig mit Erholung, Frieden, frischem Backwerk mit süßem Duft. Sie ist müde, glücklich.

Sie hatte ihm berichtet von der eigenen Scheu, seine Bilder anzusehen, ihrer Änglichkeit bezüglich seiner Wiederkehr. Seine Antwort war knapp und klar.

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Samstag, 12. Dezember 2020
ein Glück
Vormittags erreicht seine Nachricht über seine Streifzüge durch den Wald sie nur kurz nachdem sie sich auf ihren Heimweg gemacht hat; sie verpassen sich knapp.

Sie überlegt kurz - außer Frage steht, dass sie ihn willkommen heißen will.

Ein wenig später erreicht er die Hütte, bringt winterliche Kälte mit hinein.

Sie küssen sich ohne Pause, ohne Angst. Er leitet sie durch ihr Liebesmärchen, zeigt ihr die schönsten Orte, bestimmt das Tempo, folgt ihr und lässt sie nicht aus den Augen.

Entseelt sinkt sie in die freie Zeit.

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Sonntag, 6. Dezember 2020
stillstehende Zeit
In aller Herrgottsfrühe verlässt die Nacht ihre Seele, sie erwacht in völliger Einsamkeit - sie ist allein. Erst als zweites bemerkt sie den vollkommenen, heiligen Schutz. Er ist nicht von der Art, die die Menschen üblicherweise anstreben und erhoffen, er ist fragil, feenhaft, den Schmerz nicht meidend, vollkommen. Nicht von dieser Welt.

Sie bleibt ein wenig liegen, den Schlaf schmeichelnd anlockend, doch dann rollt sie sich aus Federn und Fellen, lässt die noch stockdunkle Luft durch die Hütte pusten. Gestern hat sie rote Linsen zum Quellen aufs Fensterbrett gestellt, nun feuert sie an, kocht sich Kaffee, lässt die Linsen über den Flammen auskochen, zündet zwei Hoffnungslichter an.

Niemand liebt sie auf die Art, die sie sich wünscht, und sie glaubt, niemand wird sie mehr auf diese Art lieben. Sie ist allein.

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Samstag, 28. November 2020
verborgene Welten
Abwartend sitzt sie vor dem Tag und sieht ihn an. Was soll sie mit ihm beginnen?

Sie liebt diese Freiheit, die endlose Langsamkeit der Zeit, die Stille, und die damit einhergehende Fülle, die sich scheu nur in solchen Momenten zeigt.

Zögerlich probiert sie den einen oder den anderen Plan, testet ihn in Gedanken. Und dann bleibt sie weiter sitzen, ohne Regung, ohne Entscheid.

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Gabelungen
Es war der erste Tag ihrer freien Zeit, an dem sie etwas länger schläft als sonst üblich. Also erst jetzt tritt eine Erholung ein, über 7 Nächte hatte dies gebraucht.

Sie steht auf, Lust und Antrieb lassen sich nicht blicken.

Ja, sie ist unabhängig, und ja, sie spürt feste, verlässliche und liebende Bande innerhalb ihrer Sippe. Und ja, auch objektiv gesehen ist sie reich, gesund, üppig gesegnet.

Sicher geht es schon lange nicht mehr um den Wolf. Einen Wolf, den sie gar nicht in seiner realen Gänze will, der sich ausgezeichnet eignet für allerlei Träumereien, von dem sie f r o h sein kann, dass er sie nicht akzeptierte.

Unabhängigsein mit Preis, der zu zahlen ist?

Sollte sie eine solche Entscheidung bewusst fällen? Also sich ruhig, aufmerksam und ernsthaft fragen, in welche Richtung sie gehen möchte? Und dann diese Entscheidung umsetzen?

Oder einfach sein, warten, das Schwanken genießen und ausleben? Die sich ergebenden Situationen beäugen, und intuitiv erleben und behandeln?

Keine Antwort drängt sich in den Vordergrund, sie bleibt mit ihren Fragen ruhig und unaufgeregt sitzen, am aufgeräumten Holztisch, ohne Not, und ohne Sonne.

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Freitag, 27. November 2020
Unabhängigkeit
Es ist höchst selten, dass ihr wie heute der Titel ihrer Einträge bereits zu Beginn zufällt - und gar der Antrieb für ihr Schreiben ist.

Wie jeden Tag schaut sie immer noch in das leere Körbchen nach einem Lebenszeichen von ihm. Schmerzen sind keine mehr da, und ihr Sehnen könnte sich genauso gut auf einen anderen Menschen beziehen, so scheint es ihr oft. Sie sucht nicht mehr nach einer Antwort.

In der Stille der Tage und auf ihren langen Streifzügen traben ihre Gedanken - mit den Füßen in Siebenmeilenstiefeln steckend - ungestört v o r a n . Sie liebt diese Unabhängigkeit. Sie ist zumindest in Teilen ein novum. Sie liebt sie und wird sie nicht mehr hergeben.

Ein kleines Licht brennt neben den 4 roten Stumpen des Lebens.

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Mittwoch, 25. November 2020
stolzer Gruß
Im winterlichen Dunkel steht sie auf, feuert an und setzt Kaffeewasser auf, tappt auf nackten Füßen umher, entzündet zwei Lichter. Aufrecht und gleichermaßen ehrfürchtig grüßt sie das Universum, das Universum grüßt zurück und lächelt dann.

Sie ist stolz, und sie ist Teil des Universums. Größe spielt hier keine Rolle.

Eine Liebesnachricht fliegt zu ihrem Kinde, und eine Liebesnachricht kommt als Antwort.

Bald beginnt der Horizont zu glühen und der Tag beginnt sein geschäftiges Werk.

Ihre Glieder schmerzen noch etwas von ihrer langen Wanderung, ihrem Eintauchen und Einswerden mit der Natur, die sie erst am Abend wieder freigibt.

Auch heute wird sie starten, und dann glücklich zurückkehren in die behütende, gewärmte Hütte und dem dort wartenden leckersten Mahl.

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Samstag, 14. November 2020
unverändert
Es ist still.

Ein wenig zu still.

Immer noch denkt sie beim Einschlafen und beim Erwachen an ihn.

Vielleicht ist es einfach die Stille, die diese Gedanken eintreten lässt.

Die Handgriffe des Morgens gehen ihr auch in der Tonlosigkeit leicht von der Hand.

Eine Stille liegt deutlich auf jedem Geräusch.

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Sonntag, 8. November 2020
schwache Ruhe
Schwarze Flecken aus der Nacht plumpsen auf den viel zu frühen Tagesanfang. Sie ist kraftlos. Eine weitere Stunde Schlaf hilft ihr, die Erschöpfung bleibt.

Sie kocht sich Kaffee, kuschelt sich mit dem in Tücher gewickelten heißen Stein unter weiche Decken und liest, träumt, hält inne, stagniert.

Mehr Ruhe ist nötig. Sie seufzt.

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Samstag, 7. November 2020
schwindender Sommer
Viel zu viel hat sie geackert, geschuftet, riesige Arbeitsberge belasten und bedrücken sie. In der freien Zeit unternimmt sie längste Streifzüge durch die wunderbare Natur, scheut aber die dunkle Kälte der Nacht und zieht sich fast immer spätestens in der Dämmerung ins Heil der Hütte zurück. Dort sind die Tische, Anrichten und Böden geschrubbt, alle Federkissen und Decken gewaschen und gelüftet und aufgeschlagen, sie kocht die wunderbarsten Gerichte des Herbstes und backt Brote und Kuchen.

Er kreuzt ihren Weg ab und an, selten, regelmäßig. Ihr Band ist leicht, unscheinbar, fragil, beständig. Tastende Gedanken und fragende Blicke erhalten ein Echo, ein verzögertes?

Ihre Erschöpfung liegt auf ihrem Gemüt, und sie unternimmt keine Anstrengung dagegen. Ein Sehnen nach seiner Fürsorge muss unbeantwortet bleiben.

Ja, sie sehnt sich nach Armen, seinen Armen. Dennoch spürt sie ihn deutlich an ihrer Herzensseite, und als sie sich hineinfallen lassen will in ein Klagen über die trennende Distanz und seine Abwesenheit, bemerkt sie: es gibt rein gar nichts, das sie ändern möchte. Alles ist perfekt.

Vorsichtig und zurückhaltend beginnt sie ihren Tag, und behütet sich selbst in genau dem Maß, das heilt und sich ihr selbst zuwendet.

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Samstag, 10. Oktober 2020
Liebesstunde
Erst nach einer Woche findet sie Ruhe und Lust, ihre Begegnung zu notieren.

Es war ein Moment, wie er bereits tausendmal gewesen war, eine Stunde der Ewigkeit entliehen.

Sie ist überrascht und erschrickt, als er spätabends die Hütte betrifft. Lange erträumte sie, seinen Hals zu umfangen.

Erst als sie beinahe einschläft, wäscht er sich und macht sich auf seinen Weg.

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