Das dritte Gefühl gilt ihm, und er hat ihr geschrieben. Eine Nachricht ohne Anfrage auf ein Treffen, und sie nimmt die Abwesenheit von Erschrecken und Furcht gern wahr.
Sie liebt ihn, Frieden liegt auf ihrer Welt, ihr Herz ist heil und freudig; dankbar neigt sie den Kopf und eilt dann in den Tag, zurückzugeben, was sie erhält.
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Die Gedanken an ihn stehen gleichzeitig mit ihr auf, sie empfindet keinerlei Schmerzen.
Es ist ruhig, friedlich; womöglich befindet sie sich in einer anderen Welt. Einerlei, ihr gefällt's.
Sie feuert an, kocht sich herrlichsten, tiefschwarzen, starken Kaffee, genießt seinen typischen, aromatischen Geruch und wartet auf das Eintreffen des Tages.
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Ihr fällt auf: diesmal denkt sie. Gelassen, durchaus strategisch, ziemlich frei.
Kann sie ihren Platz in dieser Situation finden, sich einrichten sozusagen? Gibt es etwas, das dagegen spricht? Was müsste sie tun, um die Abgründe zwischen den Lieben nicht so an sich heranzulassen? Kann das überhaupt gelingen?
Sie denkt an seine Worte des Anfangs, vor Jahren, dass er oft verschwinde, aber immer wiederkehre. Und sie denkt an ihre existentiell anmutende Verlustangst.
Sie öffnet ihre innere Schatzkiste, legt behutsam Gedanken für Gedanken hinein, breitet dazwischen edles Seidenpapier aus, und schließt die Kiste sorgfältig.
Ihr Tag ist angefüllt von Plänen. Sie freut sich, auf die Pflichten und Aufgaben, am meisten aber auf ihre Wanderung, auf die Wälder und die Weite, die sie durchstreifen wird. Der Fuchs fällt ihr ein, und auch, dass er sie weiterhin begleitet, auch ohne dass sie sein Fell riecht, seinen Blick mit den vielen verschiedenen Ausdrücken sieht.
Ihr Leben ist wunderbar. Sie ist hevorragend versorgt, hat sich niedergelassen an einem paradiesischen Ort, ihr Werk liegt ihr und fordert genau die Talente, die ihr geschenkt wurden, ihre menschliche Hülle, die sie bewohnen darf, ist heil, ebenso wie ihre Seele, die Wassertonne, die -gefüllt mit klarem, tiefen Nass- nie zu voll oder zu leer ist.
Schnell öffenet sie die Schatzkiste noch einmal, wirft auch dieses Bild unachtsam zu den anderen und springt in den Tag, schlüpft zwischen die Minuten und reiht sich ein in die Geschehnisse, als wäre sie nie weggewesen.
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Sie willigt ein.
Er sickert in ihr Selbst hinein, wartend, liebevoll, sie aus ihrer Höhlenhaltung heraus küssend, nie fordernd, forsch, immer im richtigen Tempo.
Sie lieben sich.
Alles ist gut, wie es ist.
Auch am Tag darauf kommen sie gut miteinander aus. Um sie herum gibt es keine Barriere, die ihn von ihr fernhält. Sie treffen sich im Wald, suchen mitunter nach einander, arbeiten gemeinsam, genießen beide den Moment. Ihre Seele lacht und tanzt und tut ihr Tagewerk.
Als er bei ihr liegt, denkt sie - zumindest anfangs - an sich selbst, an ihre Schmerzen, an richtig und falsch. Sie spürt und sieht, dass weder seine noch ihre Probleme Vorrang vor dem jeweils anderen haben.
Ihr blasser Punkt ist in jedem Fall ihre Angst vor dem Verlieren des Bodens, vor dem Verlieren gemeinhin.
Durch ihn bekommt sie diese anfällige, durchscheinende Stelle deutlich vor Augen geführt, kann sie in aller Ruhe betrachten, anschauen, berühren, wahrnehmen. Sie hält dem Augenblick stand, sieht hin, lässt den Moment auf sich wirken, erkennt den schmerzhaften und wertvollen Schatz.
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Sie lächelt.
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Auf dem Weg nahe der Hütte hatte jemand einen Fetzen Papier fallengelassen. Er leuchtet auch von weitem und überstrahlt die gedeckten Farben von Himmel und Erde.
Immer war es sein Wunsch und sein Wille, sie zu verlassen, das hatte er ihr oft gesagt und gezeigt.
Sie hat das Gefühl abgespalten und spürt keinen Schmerz.
Sie ist allein, alles ist gut, wie es ist, sie gewährt ihrer Seele kaum Bewegungsfreiheit. Sie kommt gut zurecht, ein Tag um den anderen zieht vorüber, es ist gut so.
Manchmal denkt sie mit einem klitzekleinen Gedankenschnipsel daran, wie sie reagieren soll, wenn er erneut schreibt, unter einem Vorwand womöglich, das würde sie ihm zutrauen.
Sie weiß es nicht. Sie liebt ihn, es hat sich nichts geändert. Sie weiß, sie darf sich nicht schlecht behandeln lassen. Sie weiß nicht, was sie tun wird.
Sie denkt an ihren eigenen Gedanken erneut entlang und prüft sie auf Stimmigkeit, und auch auf Lächerlichkeit. D i e s ist sie, spürt sie. Es mag lächerlich sein, unreif, gar falsch - dies ist sie. Sie ist nur so weit, wie sie eben ist. Ihre Lernaufgabe hat sie nicht erkannt. Und auch, wenn es keine gegeben hat, sie ist den Weg gern und mit vollem Herzen gegangen.
Vor ihr liegen fünfzig sichtbare Meter, unspektakulär, ohne Überraschungen, ohne ihn.
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Ist ihre Haltung: sie lässt ihn gehen, da er gehen möchte und trauert und lässt los? Sie möchte nur und ausschließlich einen Menschen an ihrer Seite, der vollumfänglich bei ihr sein möchte (und das auch kann), und nicht womöglich jemanden, der nur ab und an zu ihr kommt und sie sonst ausschließt?
Oder ist ihre Haltung: sie möchte ihn an ihrer Seite, wenn er auch dort sein möchte. Wenn er weg sein möchte und sie ausschließen möchte, ist es auch gut. Wenn er zu ihr kommt, heißt sie ihn willkommen, wenn er nicht kommt, verändert das nicht ihre Gefühle. Es ist halt, wie es ist, unspektakulär, undramatisch, einfach so. In der Zeit, in der er nicht kommt (vielleicht nie wieder, jedesmal erneut), ist sie halt allein, und das ist gut so.
Während sie die Optionen notiert, öffnet sich ihr Herz bei der zweiten Notiz. Sie lässt es offen und wendet sich ihrem Leben zu.
Mag es lächerlich sein, denkt sie. Sein Amulett findet seinen Platz um ihrem Hals.
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Über ihr liegt eine wattige, leicht curryfarbene Wolkendecke. Am Horizont reißt das glutvolle Versprechen des Paradieses lange Risse in die füllige Schicht, Sonnenstrahlen schlüpfen hindurch und beleuchten die dicke Wattehülle von unten.
Dann gelangt er doch zu ihr, in ihr Herz, in ihre Gedanken. Schmerzen verspürt sie keine. Sie hat sich erneut zurückgezogen und das ist das Richtige für sie.
Wenn er schreiben würde, würde sie ihm immer noch nicht widerstehen können. Aber vielleicht schreibt er ihr nicht mehr. Wie oft hatten sie dieses Szenario schon durchwandert? Tausendmal?
Sie fragt sich nach ihrer Lernaufgabe.
Bestimmend verweist die Sonne den grauen Belag auf seinen Platz; der wiederum quillt unmerklich immer wieder über ihr Gesicht. Ein machtvolles Duell der Giganten.
Sie trinkt heißen Kaffee in kleinen Schlückchen, um sich nicht zu verbrennen, und spürt die feine, kraftvolle Energie in ihren Lebensbahnen. Sie wird sich praktisch und hübsch kleiden und ihr Werk vollbringen, stetig und strukturiert, unbestechlich mit einer Ausnahme.
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Er will ihr wohl auf eine friedliche und freundschaftliche Art entgegentreten. Das scheint ihr auch angemessen und logisch; tut ihr aber nicht gut, dessen ist sie erneut sicher.
Wie sie diesen Plan umsetzt, weiß sie noch nicht: lässt sie ihn einfach ins Leere laufen? Oder bittet sie ihn wieder, ihr aus dem Weg zu gehen. Ist auch irrelevant, merkt sie, wichtig ist: sie hat eine Möglichkeit, die Dinge für sich gut zu gestalten.
Mit neuem Mut blickt sie auf ihr Leben und sieht nur schöne Dinge.
'Was aber, sollte er erneut zu ihr kommen wollen' flüstert ein dünnes Stimmchen in ihrem Ohr. Das weiß sie nicht. Sie hofft, dass dieser Traum endlich ein Ende findet.
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Er will und ist mit Macht weggegangen. Auch wenn sie die Chance vermutet, und auch wenn sie nicht zusammenbricht, es schmerzt und ihr Herz fühlt sich auf eine schmerzhafte Weise leer und hohl an.
Sie lässt das Gefühl zu, widersteht dem Wunsch, ihm eine Nachricht zu schicken und trinkt einen Schluck. Wenn sie morgen um die gleiche Tageszeit immer noch den gleichen Drang verspürt, ihm zu schreiben, dann wird sie es tun.
Sein Amulett lastet unangenehm auf ihrer Brust, erinnert sie in jeder Minute an ihre Gefangenschaft. Sie nimmt es ab.
Müde und unsicher hebt sie den Blick in die einsame Zukunft. Sie darf sich nicht beklagen, das weiß sie; traurig ist sie trotzdem.
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Er war nicht g a n z weg.
Früher hatte sie ihm einmal gesagt, was sie so sehr fürchtet: dass er ganz weg sei.
Er war zwar gegangen, aber ganz weg gehen konnte er nicht mehr.
vermeintliche Trennung
Die Worte flüstern sich leise in ihr drin.
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Eine gute Zeit umgibt sie, freundliche und friedliche Gespräche mit ihrer Mutter erfüllen ihr Herz.
Es geht ihr gut. Sie hadert mit nichts.
Nichts ist fertig, nichts ist vollkommen, alles ist im Wandel, das meiste ist unklar.
Anlässlich eines Ereignisses hat sie den spontanen Impuls, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie unterdrückt den Wunsch und geht weiter.
In einer Unterredung mit ihrer Mutter meint sie zu bemerken, sterben zu können, sollte es Not tun. Auch wenn sie nicht weiß, ob das eine rechte Realität ist, begrüßt sie das Gefühl und diesen Gedanken.
Manchmal weint sie.
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Sie kocht sich Kaffee. Es geht ihr um ein vielfaches besser. Alles wird sehr gut werden. Sein Wegsein wird ihr nichts anhaben können, sie ist eine Sphinx.
Die Sonne verlangt unnachgiebig nach dem ihr zustehenden Platz und versucht, den Schleier wegzustrahlen. Die feinen Tröpfchenvorhänge sträuben sich und weichen nur murrend.
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Es geht ihr gut, viele Tränen sind geflossen, sie ist ein wenig haltlos, ein dumpfes Gefühl geht von ihrem Herzen aus.
In ihr entstehen Szenarien, in denen er durch die Tür kommt, sie erinnert seinen Blick, der sie heute nacht im Traum berührte, und auch erwägt sie seine schlussendliche Kälte.
Alle Zustände ziehen durch ihr transparentes Selbst hindurch, sie ist ein Nebel, ein Schatten.
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Sie liebt ihn wie immer, Schmerzen und Trauer sind nach wie vor da, sie würde es lieben, wenn er bei ihr wäre, will er aber an einem anderen Ort sein, so wünscht sie sein Glück an diesem Ort. Ihr Glück wird nicht geschmälert.
Sehr heißer, starker Kaffee rinnt durch ihre Kehle. Sie ist leicht geschwächt und wird sich nicht über Gebühr fordern, auf sich achten und sich stärken. Noch mehr als sonst wird ihr Augenmerk bei der Auswahl der Dinge darauf liegen: was tut ihr gut? Was will sie tun?
Wenn Tränen kommen, wird sie weinen. Im Moment sind keine Tränen da.
Auch dieser Tag schiebt Minute um Minute durch die Zeit. Sie reiht sich ein in die Schlange auf dem Weg in die Zukunft und überlässt sich dem Leben.
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Sie benützt das edle, hauchdünne Glas aus dem Hausstand ihrer alten Tante. Der schwere Geist des kostbaren Trunks berührt ihren Geruchssinn. Ihre Gedanken sind zäh, wie gelähmt, ihre Bewegungen hölzern, wie in Trance. Vom Weinen müde schmeckt sie das herbe Aroma des Rotlings auf ihrer Zunge, oder das Salz ihrer Trauer.
Sie ist gesegneter als der mächtigste Herrscher auf Erden, und glücklicher als alle Menschen dieser Welt. Ihre Kinder sind gesund, sie hat alles, was sie braucht. Sie liebt; sie wird sich in keinem Fall über irgendetwas beklagen.
Sie spürt, dass sie ihr Herz nicht bei ihm abholen kann und seufzt und fügt sich. Ein ums andere Mal bleibt sie stehen, wo sie ist.
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Der Schmerz trifft sie heftig. Gleichzeitig denkt sie: jetzt kann es voran gehen. Erst jetzt. Jetzt endlich.
Während des Tages wahrt sie ihr Gesicht.
Abends auf dem Weg zur Hütte spürt sie ein Verlangen, ihren eigenen Körper zu verletzen. Sie reflektiert, dass sie viele Jahrzehnte zählt und dieses Begehr noch niemals fühlte.
Abends löst sich die Verzweiflung und sie weint bitterlich, zerreißendes Schluchzen bahnt sich seinen Weg. Sie streift sein Amulett ab, brüht sich einen feinen Tee auf, schlüpft in anschmiegsame, wärmende Kleidung, feuert an, zündet sich ein Licht an. Sie tunkt ihre Seele in den Schmerz hinein, lässt sich fallen in die Not und überlässt sich vollends der Trauer.
So hat sie immer gehandelt in Zeiten der Pein und so war es gut und heilsam.
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Er lacht als Antwort und gibt ihr eine nette, fast flapsige Antwort. Dann setzt er seinen Weg fort. Sie sieht ihm lange nach.
So würde sie alt werden. Aufrecht, entspannt, nicht in Eile, und auch nicht müde.
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Entkräftet überlasst sie es völlig ihm, zu entscheiden und gießt sich Wachheit in ihr Bewusstsein, mit schwarzem Elixier, das sie reinlocken soll ins Leben. Matt erwartet sie den Tag.
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