Alles ist friedlich, ruhig, geordnet. Sie betrachtet ihre Pflanzen, die die Hütte mit frischem Leben und gutartiger Farbe ausfüllen. Viele tragen Blüten und erfreuen ihr Herz.
Sein Amulett liegt fest auf ihrer Brust.
Die Zeit liegt jungfräulich vor ihr. Sie genießt dieses größte Geschenk und ist bereit, den Inhalt aller Tage anzunehmen und zu leben, wie er auch ausfällt.
Der deutliche und scharfe Wind zischt um die Hütte und durch die Baumkronen des Waldes. Sie bleibt noch etwas sitzen.
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Unverändert spürt sie den tiefen Frieden in sich. Die Stelle, an der sie steht, ist die richtige. Diese Stelle ändert sich ständig und gleichzeitig bleibt sie dieselbe, unverändert der selbe Ort. Sie erkennt das Paradoxon und weiß zur gleichen Zeit, dass es dennoch stimmt.
Sie legt sich sein Amulett um ihren Hals und bleibt vollständig, sie verändert sich nicht. Ihr wird bewusst, dass es keinen Unterschied macht, ob sie das Amulett trägt oder nicht.
Alles ist gut und richtig, stimmig, sie kennt den Weg vor sich und auch den, der hinter ihr liegt, und geht dennoch blind los.
Sie spürt die Wärme der Sonne auf ihrer Haut und lächelt.
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Nichts. Null.
Er wusch ihr Haar, ließ sie sehr nah an sich heran, trug sie auf Händen, liebte sie und wendete den Blick dabei nicht den klitzekleinsten Moment von ihr ab. Er blieb über Nacht und ging erst in den frühen Morgenstunden.
Völlig zerschlagen und ein wenig wie in Trance beginnt sie den Tag; Kopf und Herz und Seele sind leer, leergeliebt.
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Ein komisches Gefühl, sie kommt sich ein wenig vor wie eine Statistin, wenigstens aber wie eine Ahnungslose. Aber auch vollkommen geschützt, autark, ein vollwertiger Teil von 'a l l e m'.
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Zwei große Egokleber sind: Die Ablenkung durch ein männliches Gegenüber und: Konsum. Grad will sie sagen, dass sie sich von beidem abgewendet hat, das fällt ihr ein, dass sie gestern für den Erwerb einiger Tontöpfe extra zum Markt gewandert ist. Und ja, sie lässt im Moment keinen Mann in ihr Leben - aber diese Worte sind leicht gesprochen: Es ist auch kein Mann in Sicht.
Was wäre, wenn?
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Draußen fällt ein leichter, beruhigender Landregen vom Himmel. Sie denkt an ihre Pflanzen und genießt das leise, gleichbleibende Geräusch. Später öffnet sie alle Fenster und Türen und lässt die neue, frische Luft durch ihre Hütte gleiten.
Worte ihrer Tante gehen ihr durch den Kopf. Das Gesagte liegt schon geraume Zeit zurück, die Tante ist vor Jahren gestorben. Dennoch hat der Inhalt unverändertes Gewicht. Sie sagte, das Ego sei mitunter ein heimtückisches, klebriges Etwas, das einen noch so klugen Menschen leicht austrickst. Man gibt sich alle ernsthafte und seriöse Mühe, das Ego zurückzudrängen oder gar ganz auszumerzen, tut Gutes, nimmt sich selbst zurück, entwickelt und sagt nur kluge und richtige Dinge und schwupps, kommt das Ego zur Hintertür reingeschlichen und macht sich unbemerkt und mit anders erscheinendem Gesicht breiter als vorher. Das zurückgenommene Selbst wird scheinheilig beweihräuchert und aller guter Wille in Eitelkeit erstickt. Immer in einem Maß, das nur schwer zu entlarven ist und immer an einer Stelle, die schwach und unbeobachtet ist.
Sie ist dankbar für diese Worte der Tante und bedauert, diesen Dank nicht mehr persönlich weitergeben zu können. Sie senkt den Kopf und tut es im Gebet.
Ihr Ego rührt sie nicht an. Sie rückt verstohlen etwas ab, hebt nicht den Blick und versucht, das Richtige zu tun.
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Doch in ihr sind gar keine Worte.
Sie schiebt Stift und Zettel weg, trinkt noch einen Schluck Kaffee und geht nach draußen.
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Ihre Hände und Füße sind schwarz und starr von der getrockneten Erde.
Sie wird Beerenstauden und -büsche pflanzen. So wird sie mehr Vorräte für den Winter sammeln und einkochen können.
Sie beschließt, allein zu sein. Es fühlt sich richtig an. Sie stellt sich auf eine lange Zeit ein. Es ist nicht die leiseste Idee eines Endes in Sicht. Sie ist unsicher, ob das gut oder schlecht sein könnte.
Sie kocht sich genügend Wasser für ein langes Bad im großen Zuber, die Hitze und die duftenden Dampfschwaden umgeben sie und lassen ihre Sinne fortfliegen, höher und höher, wie viele Falken.
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Ihr Gesicht hat im Schlaf einen ernsten Ausdruck angenommen, die Einsamkeit hat einen dünnen, harten und starren Anzug um sie herum gelegt.
Sie weicht der Stille, dem Alleinsein, ihren Gedanken nicht aus.
Dennoch fasst sie den einen oder anderen Plan ins Auge. So, wie sie das eine oder andere Vorhaben verwirft.
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Starker Kaffee rinnt durch ihre Kehle, der eine oder andere Lebensgeist wirft einen vorsichtigen Blick in die noch dunkle Hütte.
Noch bevor sie nach draußen gehen und gießen kann, öffnen sich die vollen aufgeblähten Wolken und dicke warme Tropfen klatschen auf die Erde. Nicht so machtvoll und nicht so viele wie gestern - mal ebbt der Regen ab, dann kommt wieder Schwung in die lebensbringenden Wasserkugeln.
Sie denkt nach, ist allein mit ihren Gedanken. Sie fühlt sich ruhig, friedvoll, angenehm langsam. Schon in der Nacht fiel ihr auf, dass es nichts Schönes, Antrieb Gebendes in ihrem Leben gibt. Sie bemerkt es, als sie ihre Imaginationen umleiten will auf etwas Glückliches.
In diesem Zustand ist es gut, dass sie allein ist; wäre sie noch mit ihrem Lebensmann zusammen, würde sie sich gefangen vorkommen, und womöglich ihn verantwortlich machen. Ein weiteres Mal und wie schon oft realisiert sie, dass ihre Entscheidung zu gehen die richtige gewesen war. So wurde der respektvolle Umgang möglich und bewahrt.
Vielleicht bleibt sie allein. Für immer.
Das ist ein realistisches Szenario, das weiß sie. Etwas mutlos verharrt sie und verbleibt still, beginnt nicht den Tag.
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Später hilft sie in einem anderen Haushalt, putzt, kocht, näht, versorgt.
Abends sitzt sie vor ihrem Heim, völlig zerschlagen. Später nimmt sie ein Bad, wäscht und cremt sich mit heilenden Essenzen. Sie freut sich auf morgen.
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Sie schwört sich, dass, sollte es Gott gefallen, sie niemals eine solche Alte wird. Sie wird aufrecht den Jahren trotzen und den Kopf nicht senken, sollte keine Krankheit sie niederzwingen.
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Sie trägt den schweren Stein durchs Dickicht. Der Wald duftet samtig und feucht, weich, fast ein wenig tropisch. Das Grab ist durch den Regen und die Wärme so überwuchert und zugewachsen, dass sie es erst nicht findet. Sie orientiert sich an dem leicht schräg gewachsenen, allein stehenden Baum und sieht es dann doch, verborgen unter hohem Gras. Sie befreit die Stelle von allem und lockert die Erde. Obenauf kommen wieder sein Kreuz, die Grabplatte und alle Gaben und Steine, die sie bereits früher gebracht hat.
Als sie ihn verlässt, ist ihr Herz schwer. Sie wendet sich noch einmal um und lässt ihren Blick auf der frischen, ebenen Erde liegen.
Auf dem Rückweg läuft der Fuchs ihr voran, flink hin und her flitzend, verharrend, und immer mit der Nase vorn.
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Sie vermisst ihn und rührt sich gleichzeitig keinen Millimeter von der Stelle. Alle Szenarien spielt sie lediglich im Kopf durch. Ob sie ihn schon besser vergessen hätte, wäre nicht dieses letzte Gespräch gewesen? Wollte er ihr zeigen, wie herrlich es ihm ging, obwohl sie seine Nachricht nicht beantwortet hatte?
Vielleicht hatte er gar keine Nachricht geschickt.
Heute ist ein guter Gartentag. Alles weitere wird sich finden. Sie richtet sich darauf ein, dass sie ihn nie wieder sieht und kleidet sich luftig an.
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Sie dankt und freut sich, auch darüber, dass ihre Augen sehen und ihre Sinne wahrnehmen. Dieses Mal dankt sie ausdrücklich erneut für ihre Gesundheit.
Noch ist sie nicht bereit, hinüberzuwechseln und scheut jeden ernsthaften Gedanken daran.
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Sie wusste, was er fühlte und am nächsten Morgen war seine Abwesenheit ziemlich mächtig.
Nicht übermächtig.
Sie öffnete den Nachrichtenkanal nicht.
Durch ihren Kopf huschten Gedanken wie: entweder er würde aufhören, sie ständig zu verlassen oder sie wird ihn kein weiteres Mal gewähren lassen.
Es ist der siebenundzwanzigste Tag im Mai.
Was er noch nicht weiß, ist: sie werden sich 21 Tage lang nicht sehen. Sie hat schon oft erfahren, dass eine solche Zeitspanne irrelevant für sie beide ist, wenn sie beide es so wollen. Sie fürchtet die Pause nicht. Nicht diesmal.
Sie hofft, dass er zurückkehrt. Sie ist gewappnet dafür, dass er es nicht tut. Sie hofft, dass sie es schafft, nicht zurückzukehren. Sie hofft auf ein weiteres Leben.
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Heute morgen sieht sie sich und alles andere von oben. Die Hütte, ihr Herz, ihr Inneres, den Garten, den Wald, die Tiere und das Land, die anderen. Was sie von sich und um sich herum sieht, liegt einfach, leuchtend und gewohnt schön da, sie ist ruhig. Auch die anderen, und ihre Position zu ihnen ist gut, in Ordnung. Sie sieht, was ist - auch mit ihm - und sie sieht, dass es gut so und richtig ist.
Sie schlüpft wieder zurück in sich selbst und setzt ihren Weg fort.
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Trotz ihrer Kraftlosigkeit lässt sie sich von der Sonne beregnen und heißt den Morgen mit einigen Bewegungen willkommen. Sie hält ihre Gefühle aus und vertraut in - ja in was? In sich? In die Zukunft? Das Leben? Irgendetwas wird sie halten, das glaubt sie, das hofft sie.
Sie realisiert diese Zeit und die damit verbundenen Erkenntnisse als etwas Intensives, Wichtiges. Und ein wenig erhofft sie sich, dass diese Zeit auch wieder ein Ende findet. Noch aber ist es nicht so weit, sie weiß.
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Er ließ dann von ihr ab. Und ging.
Sie reagiert nicht weiter.
Ihre Gedanken sind zwar bei ihm, aber es fällt ihr nicht schwer, sie hat keine Schmerzen. Genaugenommen hat sie überhaupt keine Gefühle.
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Eben denke ich: mein Gott, wielange hast Du dafür gebraucht? Mehr als drei Jahre. Bin ich besonders langsam, dumm, zu belächeln wegen meiner Emotionalität, wegen der Emotionen selbst?
Es ist Boden unter meinen Füßen, aber er ist schmutzig, ich bin barfuß, kein Vogel singt.
Zu theatralisch scheinen mir die Worte 'das Ende der Liebesgeschichte mit einem Wolf'. Und ich bin zwar bei mir selbst, dort fühlt es sich aber nicht sehr gut an.
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Später fängt sie an, ihr Alleinsein und ihr Unwohlsein als Chance zu sehen.
Chance auf eine größere innere Freiheit und Chance auf mehr Persönlichkeit. Einfach irgendjemanden an ihre Seite zu holen ist absolut keine Option.
Plötzlich fällt eine Erinnerung in ihr Gehirn: sie gemeinsam mit dem Mann, den sie lange verlassen hat, an einem tiefgründigen, geheimnisvollen Waldsee, umsäumt von duftigen Nadelbäumen, einer märchenhaften Atmosphäre, unbedarftem Vogelsingen.
Das liegt hinter ihr. Was liegt vor ihr? Was ist der Grund, die Berechtigung, das Ziel ihres Weges? Wie lange geht sie schon voran, ohne die geringste Idee einer Richtung und einer Bestimmung. Wann wird sie sehen?
Für heute nimmt sie erstmal die Aufgaben dieses Tages an. Morgen wird man weitersehen. Alles geht unendlich langsam. Ein wenig fürchtet sie, dass es gar keinen Weg gibt, den sie gehen kann. Dass sie haltlos im Gewirr der Schicksale hängt und vom Wind der Planlosigkeit einfach hin und hergebeutelt wird.
Sie fühlt sich klein, machtlos, ohne große Einflussmöglichkeit. Sie lässt das Gefühl zu, versucht es nicht zu ändern, und beginnt ihre Arbeit, die sie sich vorgenommen hat.
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