Einmal hat er sie im Wald angesprochen, sie hat ihm knapp geantwortet und wollte weiter eilen, er hakte noch einmal nach. Sie antwortete ein weiteres Mal und wandte sich ab.
Es geht ihr gut. Gut tut ihr auch, dass sie den Kontaktkanal unterbrochen hat. Das hatte sie in der Vergangenheit bereits einmal getan, und als sie die Unterbrechnung aufgehoben hatte, hatte er prompt wieder geschrieben.
Diesmal wird sie die Barriere aufrechterhalten. Anfang Juli erinnert sie als den Zeitpunkt, bis zu dem sie durchhalten wird. Es ist der zwanzigste Tag im Mai.
Ein weiterer Kontaktkanal besteht zwar noch, aber er wird ihn ihrer Einschätzung nach nicht nutzen, da er das üblicherweise nicht tut und da er die Unterbrechung des ersten Kanals nicht kennt und nicht bemerken wird.
Sie ist zerschlagen von der Arbeit. Ihre Schulter schmerzt heftig und ihre Gedanken sind trüb und vom Schlechten besetzt. Mühsam wird sie sich aus den Tiefen hochhieven.
Ja. Das wird sie jetzt tun.
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Sie hat dem Boten, der oft Nachrichten brachte, verboten, zu ihr zu kommen und ihn verpflichtet, sie über nichts zu benachrichtigen.
Sie denkt sehr häufig an ihn und ab und an sieht sie ihn, oft mit einem kleinen Stich. Sie weiß, auch er denkt an sie. Wie lange noch?
Gleichzeitig wünscht sie, dass er kommt und sie hält und küsst und ihr Sein aufgeht in der Wirklichkeit, die sie allein niemals erreichen wird - und auch, dass es diesmal endet und er nicht wiederkommt, so dass sie heilen kann.
Sie wird es hinnehmen, was auch immer geschieht.
Nur durch den Boten wird sie keinerlei Nachrichten mehr erhalten.
Sie lächelt und streicht ihre Kleider glatt. Der Tag beginnt.
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Viele Gedanken gehen festen Schrittes durch ihren Kopf. Dankbar denkt sie an die Gemeinschaft, in deren Mitte sie den Mut hatte, einmal laut auszusprechen, dass sie allein ist. Das hat einen festen Rahmen gegeben, und Begleitung und ein wenig Halt. Es hat die Situation sichtbar gemacht und gefestigt. Bei allem Schmerz gibt das auch Sicherheit.
Sie steht klar und gerade in der Welt. Sie beugt sich zur Arbeit und für das Leid, das sie tragen soll, richtet sich dann aber auf und blickt ungebrochen in die Weite. Sie hat Stärke als das begriffen, was das Gegenteil von der Abhängigkeit ist, immer oben sein zu müssen. Sie weiß nicht, ob sie schaffen würde, immer unten zu sein, aber sie weiß schon einmal, dass immer oben sein müssen das Gegenteil von Stärke ist.
Auch heute wird sie alles geben, sich in Demut und Klugheit üben und ihr Ego begrenzen. Immer und immer wieder. Dieser Weg ist der richtige, dessen ist sie sicher.
Ein Film von hauchdünnem Schutz legt sich über sie und hüllt sie ein, transparent und schillernd zugleich, feenhaft und fein, so leicht zerreissbar wie ein Lufthauch.
Dennoch wird derjenige, der ihn antastet, von der mächtigsten Macht zurückgeworfen und vernichtet durch seine eigene Hand.
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Sie fühlt nach, wie allein sie ist. Er ist weg, und er will nicht wiederkommen.
Sie sieht ihm nach, denkt an ihn, an ihre gemeinsame Zeit. Ein morgen gibt es nicht, nur ein heute. Das wird sie ableben und danach weitersehen.
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Anfang Juli, dort liegt ihr Focus.
Den heutigen Abend wird sie genießen, die Sonne, die Ruhe. Sie verkapselt ihr Herz und bleibt allein.
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Der Kaffee rinnt mit starken Bitterstoffen über ihre Zungenspitze und durch die Kehle, wach bekommt er sie auch nicht wirklich. Geduld, Katze, Geduld.
Klar ist ihr, eigentlich schon seit gestern, den Mann, den sie traf, wird sie nicht lieben. Sie überlegt etwas lustlos, noch etwas zu warten - aber worauf?
Es ist ein beeindruckender Mann, die Begegnung hat ihr Freude bereitet, sie hält ihn für einen klugen und unternehmungsbereiten Mann. Ob es jetzt an der fehlenden Chemie liegt oder daran, dass sie einen anderen liebt, ist ja ziemlich egal.
Ihre Hütte strahlt Frieden aus. Die Dinge stehen ruhig und friedlich da, die Zeit wabert etwas verlangsamt durch die Räume, das helle Sonnenlicht erfüllt alle Ecken und lässt alles leicht erscheinen.
Sie wird diesen Tag beginnen, langsam, sehr langsam, jeden Moment zweimal in die Hand nehmen, ihn genau besehen, alle genießen. Hinter ihrer ersten Wegbiegung liegt - nichts, und das Nichts ist voller Fülle, Fülle von nichts.
Sie seufzt und schlendert weiter.
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Dabei fällt ihr auf, dass alle Werkzeuge und Reichtümer der Welt in ihr vereint sind. Sie ist dankbar für die Geschehnisse des Tages, und sie sieht auf die Unendlichkeit um sie herum und in sich selbst. Ist der Mensch mit dem Kollaps, der sofort von helfenden Händen und Solidarität umringt wird, gestorben? Hat er überlebt?
Die Menschen sehen nicht weg. Sie stehen zusammen und sie haben das Potential, die Welt zu erlösen. Alle diese Attribute und Fähigkeiten und Möglichkeiten liegen auch in ihr selbst. Sie fühlt sich getragen und bestärkt und geheilt.
Den Blick nach vorn gerichtet richtet sie sich auf, geht langsam los in Richtung Gabelung, fasst sich ein Herz und wählt den linken Weg. Den Weg des Herzens, denkt sie, den Weg, der ihre Wünsche beachtet, den Weg der Schwäche, der Echtheit, der Unsicherheit, des Lebens. Ihre Schritte werden fester und sie lächelt. Keine Ahnung, was hinter der ersten Biegung liegen wird. Sie lacht.
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Zögernd hält sie inne und wirft einen unsicheren Blick zurück.
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Sie isst sehr viele Nudeln.
Später wird sie weitersehen.
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Bis in die Nacht hatte sie im Dorf auf einer Feier getanzt. In Anwesenheit ihres Manns aus vergangener Zeit konnte sie das tun, frei, unbeschwert, unter seinem Schutz. Wäre sie "allein" gewesen, hätte sie nicht getanzt; mit geschlossenen Augen, wild, selbstvergessen, den Gesetzen ihres Inneren folgend.
Als sie müde wurde, wanderte sie auf den zerschundenen Füßen nach Hause, in ihre geliebte Hütte. Schmerzlich durchfuhr sie die erneute Erkenntnis, dass kein Fuchs sie erwartete, oder ihre Ankunft verschlief.
Heute wird sie erst den Dorfältesten unterstützen; die Dorfgemeinschaft trifft sich und bespricht sich über die Zukunft des Dorfes und der Welt. Sie wird die Stimmen verstärken, die sich für die Gemeinschaft stark machen, ohne Ansehen der Person oder der Herkunft. Sie ist nicht nur bereit, das was ihr geliehen wurde, zu teilen, es ist ihre tiefe Überzeugung, dass das die Pflicht aller Menschen ist, mal abgesehen davon, dass uns in letzter Konsequenz nichts anderes übrig bleibt.
Erst einmal trinkt sie aber sehr starken, heißen, schwarzen Kaffee. Lebensgeister schleichen sich verstohlen in ihren Geist und erwecken sanft und rücksichtsvoll ihre Glieder.
Eine Meise hackt lautstark auf einer Holzstrebe vor ihrem Fenster herum. Sehr viele Vögel flitzen um ihre Hütte und holen sich die Krumen und Kerne, die sie in die Futterstelle ausgelegt hat.
Später wird sie Wein, Brot und Blumen ihrer Mutter bringen. Seit geraumer Zeit lässt sie diese Mutter nicht mehr in ihr Inneres; sie möchte dennoch, dass es der Mutter gut geht und sie sich sicher fühlt. Sie tut, was sie unter Wahrung der eigenen Grenzen tun kann.
Und dann? Wird sie einen anderen Mann treffen?
Sie überlegt, was sie fühlt. Es ist ein Widerstreben, da sie ja einen anderen Mann liebt. Es ist der Wunsch nach einem Lichtblick, da sie dieser Liebe endlich entkommen möchte, dieser Liebe, von der sie sich aus eigener Kraft nicht abwenden kann, und die sich nicht erfüllen wird.
Warum bleibt sie nicht einfach allein?
Das wird sie tun, wenn dieser Versuch so kläglich scheitert, wie sie es erwartet. Bereits eine Verabredung mit diesem Mann hat sie abgesagt, im November letzten Jahres, weil es ihr dumm vorkam, sich mit jemandem zu treffen, während ihr Herz fest besetzt ist.
Heute kommt es ihr ebenso dumm vor, sich nicht mit ihm zu treffen.
Genauso fürchtet sie, dass es klappen könnte. Was, wenn sie sich verliebt? Geht das überhaupt so schnell und mit so vielen Vorbehalten in sich drin? Und - sie ist müde. Sie will alle diese Gefühle nicht, diese Aufruhr.
Und sie will kein Leiden. Und: keine Veränderung. Niemand soll in ihre Hütte, in ihr Leben, und schon gar nicht in ihr Herz.
Dennoch wird sie gehen. Sie fühlt, es ist der Weg, der richtig ist, und sie wird ihn gehen, obwohl sie nicht richtig versteht, was überhaupt so los ist. Später wird sie es verstehen. Sie wird erkennen, was sie richtig gemacht hat und welches ihre Fehler waren.
Stehengeblieben ist sie jetzt lange genug.
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Später, beim Kaffee, entschließt sie sich zu denken, nun könne sie aufhören, ihn zu lieben, müsse es tun.
Sie bemerkt die Lüge; sie ist ambivalent.
Leicht genervt wendet sie sich dem Tag zu. Sie hat tausend Pläne, freut sich.
Das Amulett trägt sie nicht mehr. Hals und Finger sind schmucklos.
Meistens eskaliert es in einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Wenn acht Wochen nichts passiert, wäre das ein Zeichen, dass sie übern Berg ist? Anfang Juli wäre dieser Termin. Heute ist der dreizehnte Tag des Mais.
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Er darf nur einfach nicht mehr näher dran an sie, sonst bleibt sie für immer auf einer Stelle stehen.
Ein tiefer Atemzug flaniert durch ihre Lungen. Ihre Mundwinkel heben sich minimal, sie lächelt fast unmerklich.
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Sie möchte, dass es endet.
Sie ist selbst ein wenig gespannt, ob dieser Wunsch endlich auch dann Bestand hat, falls er eine erneute Rückkehr plant. Sie fürchtet seine Aktion nicht. Die langen Jahre waren notwendig, das weiß sie, sie bereut keine Minute und sie hadert nicht.
Sie steht, aufrecht, ohne Illusionen, mit klarem Blick, gesund, kraftvoll.
Herzenswarm und echt.
Ein wenig verhalten begrüßt sie das Neue.
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Sie legt Land um, ohne Freude und ohne Linderung. Aber: sie legt es um.
Ein weiteres Mal gibt sie bei. Ihr Weg liegt vor ihr. Sie fühlt Freiheit, als sie wieder beschließt, ohne ihn zu gehen.
Als sie die Schultern strafft, bleibt die Last nicht auf ihr liegen - sie fühlt sich leicht.
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Sie nimmt es hin, wie es ist und trinkt ihren Kaffee.
Heute könnte sie einen Rock anziehen, denkt sie.
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Zwischendrin fragt er sie, ob sie so zufrieden ist?
Später überlegt sie: will er sie so sehr loswerden? Welche Antwort soll sie geben?
Solange sie nicht sicher ist, wird sie nichs antworten.
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Sowohl ihr Körper wie auch ihre Seele, ihr Herz, ihr Geist sind von vollkommener Liebe erfüllt.
So gibt es keine Fragen, keine Tatsachen, keine Resúmees.
Sie lebt.
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Auch an diesem Tag reden sie miteinander. Sie beide verhindern an mehreren Stellen, dass der Moment durch das Gespräch ins Negative kippt.
Er erklärt seine Position, sie bekräftigt ihre Position. Durch ihr Reden werden viele kleine Feinheiten klarer; auch wenn die Anstrengung nicht klein ist, ist ihr beider Gewinn eindeutig größer. Sie moniert, dass er sie nicht an den Entscheidungen sie beide betreffend beteiligt. Er räumt ihr diese Mitbeteilung ein. Das nächste Mal.
Ein seltenes Mal, dass es ihr gut geht, als er sie verlässt.
Zurück in der Hütte sieht sie sein Amulett - das er normalerweise ständig trägt - auf dem Tisch liegen. Sie legt es sich um den Hals.
Ihr Nachmittag war herrlich. Er liebte sie mit der liebevollsten Hingabe, die sie jemals erlebt hat. Er trägt sie auf Händen. Alle Dinge, die sie ihm anvertraut hat, dass sie sie mag und liebt, erfüllt er vollkommen.
Völlig erschöpft - in der vorherigen Nacht hatte sie für die Gemeinschaft gearbeitet - verliert sie ihr Bewusstsein.
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Er hat ihr positiv geantwortet und auch sie hat bereits wieder geschrieben.
Sie weiß nicht, wo genau es lang geht und so setzt sie auf ihr Gefühl und vertraut in Schutz und Leitung.
Sie ist glücklich, weiß sie seine Gedanken und sein Wohlwollen an ihrer Seite. Mehr muss es nicht sein.
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Sie erwacht vollends und realisiert, dass alles nur in Gedanken stattfindet und resigniert ob des nicht enden wollenden Albtraums.
Die Schmerzen hat sie weggedrückt, sie liegen hinter einer dumpfen Panzerwand und sind fast nicht zu spüren. Auch ihr Gefühl sagt ihr, dass wenn er sie nicht haben möchte, sie ihn auch nicht braucht und bestens ohne ihn zurechtkommt.
Und dann geht sie nachts mit ihm zur Ruhe und wird morgens schon von ihm erwartet.
Es wird enden. Irgendwann.
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Später ist sie dankbar für ihr Erwachen, ihre Gesundheit, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Allein wirtschaftet sie in der Hütte, kocht sich Kaffee, wirft einen Blick in die Ofenstelle, entscheidet sich gegen ein Feuer.
Gestern hat sie ihn getroffen, sogar ein paar Worte gewechselt, freundlich und nett, er tat zugewandt und gleichzeitig unpersönlich. Hatte er es bereits geschafft, sie zu vergessen, den Abstand zu erringen, den er sich so sehr gewünscht hatte? Wenn nicht gestern, dann vielleicht heute, oder bestimmt morgen. Sie trauert, es schmerzt, nicht mehr bohrend, immer noch tief.
Auch das wird vergehen.
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