In der Hütte und in ihr drin ist es totenstill; das Vögelzwitschern scheint in weiter Ferne zu entstehen und dringt wie durch Watte gefiltert an ihr Ohr, ihr Herz erreicht es gar nicht.
Mutlos erledigt sie ihre Handgriffe. Keine Energie treibt sie an und ein wenig fürchtet sie tatsächlich, dass das so bleibt.
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Die Beschwernis ist stark. Sie kann bald nicht mehr einschätzen, ist es die Einsamkeit, der Umstand, dass sie sich mit Arbeit massiv übernommen hat, das körperliche Leiden, Depression?
Sie weint, fühlt sich einsam, verlassen von allem. Sie kann sich nicht entschließen, sich einen lindernden Tee aufzubrühen. Sie ersehnt heftig die Nacht, das Dunkel, das Vergessen, das Verlieren.
Ihr Kind setzt sich mit ihr in Verbindung; vor ihm entschuldigt sie sich, lässt sich nichts anmerken.
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Nicht schlafen ist ein sicheres Zeichen ihrer Seele. Nachdenklich und zerschlagen trinkt sie ihren Kaffee.
Zuerst wird sie backen. Dann wird sie weitersehen.
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Später macht sie sich auf den Weg ins Dorf. Sie stapft den bekannten Weg entlang, nimmt die Geräusche und Gerüche der Natur in sich auf und kehrt, im Dorf angelangt, gleich wieder um.
Hummeln brummen in Bodennähe herum, der durchdringende Duft von Flieder trifft sie unvermittelt und heftig. Sie bricht einige Zweige ab, legt eine Dolde auf das Grab der Füchsin und stellt die herrliche, lichtviolette Pracht in einen Krug am Fenster.
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Sie hält inne, streicht sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn, nimmt alles hin, seufzt entlastet, und fährt mit ihrem Tun fort.
Sie wird sorgsamer mit sich umgehen, ihr Entschluss steht fest. Schuldbewusst senkt sie den Kopf, ist es doch längst nicht das erste Mal, dass sie in ihrem Leben an diesem Punkt steht. Wobei, sie darf sich zugestehen, sie hat es zumindest etwas eher bemerkt als früher, und sie hat sicher und klar reagiert.
Ihr Kinn hebt sich, sie richtet sich auf und sieht am Horizont einen feinen rötlichen Streifen. Ihre Stirn glättet sich.
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Sie muss sehr leidensfähig sein, vielleicht dumm. Gleichzeitig ist sie klug genug, um es einfach geschehen zu lassen. Es geht ihr schlecht. Eindeutig hat sie viel zu viel gearbeitet in der gesamten letzten Zeit. Sie spürt dem Gefühl der Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit nach und sucht nach Auswegen, Plänen, Strategien; sie findet keine. Lediglich das Wissen, dass auch diese Zeit vorübergeht, liegt in ihrer Seele.
Sie erwartet die Linderung, still, ergeben.
Sie hat fest beschlossen, keine Minute mehr zuviel in die Arbeit zu investieren. So wird sie wieder Kraft erlangen; sie fühlt es noch nicht, aber sie weiß es. Über diesen Entschluss freut sie sich, sie wird kein einziges bisschen wanken.
Als erstes beginnt sie ihre Hütte zu ordnen; sie hat das Bedürfnis nach Aufgeräumtheit und Klarheit. Sie öffnet die Hüttentür und findet davor ein geschnürtes Bündel. Die Nachbarin muss es ihr vor die Tür gelegt haben, mit etwas Gebäck, ein paar Teekräutern und einem kleinen Stein, der mit etwas Phantasie die Form eines Engels aufweist. Sie lächelt kaum merklich und ist dankbar für die Fürsorge. Tränen drängen in ihre Augen, sie schluckt sie hinunter.
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In ihren Gedanken schreibt er ihr, nicht heute, nicht morgen, keine Nachricht am Sonntag, am Montag schreibt er ihr, in ihren Gedanken. Wird sie ihn vergessen, wenn er viele Montage nicht geschrieben hat?
Und heute ist noch nicht einmal der nächste Montag vorbei.
Alles ist unauffindbar, ihr Lachen und all die anderen Dinge. Einsam, allein und leer sitzt sie am Fenster und sieht in die Ferne.
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Leer bleibt sie zurück.
Er wird niemals zurückkehren?
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Ruckartig springt sie behende aus dem Bett - ein neuer Tag! Hurra! Schnell beginnt sie ihr Werk, erledigt dazu noch kurzen Schriftverkehr, backt einen Kuchen für eine Magd aus dem Nachbardorf und gönnt sich dann doch noch einige Augenblicke mit ein wenig sehr heißem, dampfenden Kaffee.
Gut gerüstet und mit gestähltem Herzen startet sie das Heute. Kein Gedanke an Morgen, kein Gedanke an gleich.
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Allerdings sieht sie ihn auch nicht. Kein Blick in seine Augen, kein Schatten seiner Silhouette.
Es geht ihr gut. Sie wird sehen.
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Sie schafft es, keine Reaktion darüber hinaus zu zeigen. Das ist auch schon mal was und dabei wird sie bleiben. Wenn er sich meldet, wird sie nicht widerstehen können, glaubt sie. Wenn er sich nicht meldet?
Immer öfter hat sie den Gedanken, wie schlecht er sie behandelt und wie wenig attraktiv er sich gibt. Solche Gedanken begrüßt sie. Hoffnung macht sich in ihr breit.
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Ausgelaugt und müde macht sie sich an ihre schwere Arbeit. Das mochte sie schon immer - schwer arbeiten. Es erdet sie, fühlt sich richtig an und sie erlangt so den Eindruck, das überhaupt etwas richtig ist, was sie tut.
So sehr wünscht sie sich, dass der Albtraum endet, müsste aber nur selbst mit dem kleinen Finger winken für sein Ende.
Sorgsam verpackt sie ihr Herz in tausend Lagen Seidenpapier, anschließend umwickelt sie es mit weiteren festen Lagen Leinen und Steinen. Dann macht sie sich auf den Weg.
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Ihr Kreuz ist durchgedrückt und gerade, Haupt und Herz trägt sie aufrecht und klar. Leidenschaftslos und mit leerem Blick ordnet sie ihren Haushalt und rollt sich in ihrer Bettstatt neben dem Feuer zusammen.
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Sie kostet alle Momente voll aus und genießt die Stille und das geschlossene Paradies.
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Dankbar spürt sie den kräftigen Geschmack des Kaffees, bestaunt die komplexe Funktionalität ihres Körpers. Ihr glänzendes Haar hüllt sie schützend ein. Ihr 'Ich' schmiedet zwar noch keine Pläne, liebäugelt jedoch spielerisch mit den Möglichkeiten.
Immer wieder beträumt sie den Moment, ihn loslassen zu können, sich der Zukunft zuzuwenden, endlich zu beginnen. Einzig seiner Rückkehr hat sie nichts entgegenzusetzen, und sie kann sich auch nicht dazu durchringen.
Sie muss warten, bis er nicht mehr kommt. Ist es wohl jetzt schon so weit?
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Im Schutz ihres Heims fängt sie an zu backen, vergisst langsam, noch etwas zittrig, ihre Bedrückung.
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Noch ist sie nicht so weit. Immer noch nicht. Immer noch nicht.
Die Schatten der Nacht sitzen wie kleine Nadeln in ihren Knochen. Sie weiß, dass es nötig war, so heftig zu trauern, sie erseht den Lohn der Qual.
Erschöpft fügt sie sich, wie jedes Mal. Sie ist krank, ihre Seele ist krank, und so bettet sie sich erneut. Heute wird sie kaum etwas tun.
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Der Schmerz beißt sich in ihrem Inneren fest und zerfrisst sie, aufreizend langsam.
Sie hat keine andere Möglichkeit als ruhig zu atmen und das Leiden auszuhalten. Jedesmal wenn sie den Ausweg durchdenkt, sich innerlich von ihm abzuwenden, sinkt sie in sich zusammen.
Es geht ihr wirklich schlecht.
Sie zündet sich ein einsames Licht an und setzt sich, vor sich ein weißes Blatt Papier. Später steht sie auf und nimmt sich einen kleinen Krug, gießt ein wenig selbstgebrannten Schnaps hinein. Hastig trinkt sie, und trinkt auch noch einen weiteren Krug leer.
Tief in der Nacht, die Kerze ist längst erloschen, schleicht sie zum Bett und fällt in einen grauenhaften, unruhigen Schlaf.
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Auch jetzt denkt sie es wieder.
Und gleichzeitig hofft sie, bangt, ersehnt seine Arme, seine Küsse, seine Gedanken, seine Stimme.
Sie fügt sich. Sie lebt und lacht dabei, gibt alles hin, gibt alles in die Welt und steht ohne alles da. Und ist gleichzeitig die reichste Frau der Welt.
Heute schmerzen ihre Knochen; sie dankt aufrichtig, dass es nicht zu schlimm ist und zwingt sich in ihr Tagewerk.
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Es geht voran. Er hat ausgesprochen, was sie immer fürchtete. Ein wenig erstaunt bemerkt sie ihre gleichzeitige Entlastung.
Sie will es nicht, aber immerhin bringt es Bewegung. Und die Bewegung verheißt zumindest Freiheit.
Die Farbe des Lichts wechselt von leuchtendem Orange in ein gleißendes, machtvolles Gelb. Die Sonne beansprucht ihre Position und sie gibt sich ihr hin, ohne verstehen zu wollen. Bewegung.
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Er ist nicht bei ihr, und wenn zur Disposition gestanden hatte, dass er jemals bei ihr sein würde, wäre es längst geschehen.
So schnürt sie erneut ihr emotionales Päckl und macht sich auf ihren Weg, weiter und weiter.
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Leise lächelnd arbeitet sie vor sich hin. Die Augen zu Schlitzen zusammengezogen legen ihre faltigen Hände die braune, glänzende Erde um. Sie lässt das Alte zurück und findet sich wieder in einem paradiesischen Märchen, mit neuen Kleidern und der Energie des Ortes, der jenseits des Lebens liegt. Sie erkennt die Brücke und geht probehalber hinüber.
Als sie die Mitte erreicht, hält sie inne und schaut. Das unbeschreibbare Wunder liegt vor ihr und hinter ihr, sie darf alles sehen und erhält einen Splitter, der in ihr mit ihrem Selbst verschmilzt. Sie erkennt, dass ihr Schutz vorher vollkommen war und es weiterhin sein wird. So wagt sie sich zurück.
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Sie ist angefüllt von diesem Wunder, das die Macht hat, die Welt wegzufegen, nur mit einem halben Augenblick, und dennoch so süß und behutsam in sie selbst eingezogen ist. Sie klopft sich den goldenen Staub von der Seele und beginnt auch diesen Tag.
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Sie ruht, atmet, schweigt, schläft, lässt sich sein, lässt ihn sein.
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Sie hatte nicht gewusst, dass ihr Reichtum noch ansteigen kann; und genau das ist geschehen.
Sie ist glücklich und reich und sie gibt sich zufrieden mit dem, was sie bekommt. In diesem Fall ist "nichts" viel mehr, als alle anderen Menschen dieser Welt jemals erhalten.
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Er bleibt den ganzen Tag. In ihren Gesprächen erklärt er ihr, dass er der gleichen Hilflosigkeit unterliegt wie sie. Bislang willigt er nicht ein, sich in diese Hilflosigkeit zu fügen.
Sie antwortet ihm, dass sie ihn liebt, egal, ob er sich fügen wird oder nicht, egal, ob er zu ihr kommen wird oder nicht.
Sie lieben sich. Tausend Mal. Als er geht, legt er die Dinge, die er noch von ihr hat, auf den Tisch. Das Amulett lässt er ihr. Ihr Herz schmiegt sich an sein Herz und verlässt mit ihm die Hütte.
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Und auch dieses Mal kommt sie, nach anstrengenden Befreiungsversuchen und mühseligen Strategieentwicklungen am selben Punkt heraus. Sie liebt ihn und die einzige mögliche Alternative ist ein Leben ohne Mann, mit ihm in ihrem Herzen.
Ernüchtert und traurig, gleichzeitig reicher als jeder Nichtliebende, kramt sie das Amulett hervor und legt es an.
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