Montag, 15. Mai 2017
Erstmal der Abend
Klar liegt vor ihr: sie liebt niemanden, niemand liebt sie.

Anfang Juli, dort liegt ihr Focus.

Den heutigen Abend wird sie genießen, die Sonne, die Ruhe. Sie verkapselt ihr Herz und bleibt allein.

... link (0 Kommentare)   ... comment


die erste Biegung
Leicht zerschlagen fühlen sich Glieder und Kopf an, als sie erwacht. Sie hat nicht durchgeschlafen und bemerkt ihre bleiernde Müdigkeit.

Der Kaffee rinnt mit starken Bitterstoffen über ihre Zungenspitze und durch die Kehle, wach bekommt er sie auch nicht wirklich. Geduld, Katze, Geduld.

Klar ist ihr, eigentlich schon seit gestern, den Mann, den sie traf, wird sie nicht lieben. Sie überlegt etwas lustlos, noch etwas zu warten - aber worauf?
Es ist ein beeindruckender Mann, die Begegnung hat ihr Freude bereitet, sie hält ihn für einen klugen und unternehmungsbereiten Mann. Ob es jetzt an der fehlenden Chemie liegt oder daran, dass sie einen anderen liebt, ist ja ziemlich egal.

Ihre Hütte strahlt Frieden aus. Die Dinge stehen ruhig und friedlich da, die Zeit wabert etwas verlangsamt durch die Räume, das helle Sonnenlicht erfüllt alle Ecken und lässt alles leicht erscheinen.

Sie wird diesen Tag beginnen, langsam, sehr langsam, jeden Moment zweimal in die Hand nehmen, ihn genau besehen, alle genießen. Hinter ihrer ersten Wegbiegung liegt - nichts, und das Nichts ist voller Fülle, Fülle von nichts.

Sie seufzt und schlendert weiter.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 14. Mai 2017
eine Wahl
Sie steht im Licht der sinkenden Sonne. Die Farbe der Blätter ähnelt einigen Farben des Herbstes, die sie erinnert. Sie rechnet alles zusammen und bilanziert.

Dabei fällt ihr auf, dass alle Werkzeuge und Reichtümer der Welt in ihr vereint sind. Sie ist dankbar für die Geschehnisse des Tages, und sie sieht auf die Unendlichkeit um sie herum und in sich selbst. Ist der Mensch mit dem Kollaps, der sofort von helfenden Händen und Solidarität umringt wird, gestorben? Hat er überlebt?

Die Menschen sehen nicht weg. Sie stehen zusammen und sie haben das Potential, die Welt zu erlösen. Alle diese Attribute und Fähigkeiten und Möglichkeiten liegen auch in ihr selbst. Sie fühlt sich getragen und bestärkt und geheilt.

Den Blick nach vorn gerichtet richtet sie sich auf, geht langsam los in Richtung Gabelung, fasst sich ein Herz und wählt den linken Weg. Den Weg des Herzens, denkt sie, den Weg, der ihre Wünsche beachtet, den Weg der Schwäche, der Echtheit, der Unsicherheit, des Lebens. Ihre Schritte werden fester und sie lächelt. Keine Ahnung, was hinter der ersten Biegung liegen wird. Sie lacht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Weggabelung
Die Welt ist immer gleich. Tagesablauf, Jahreszeiten, Geburt, Tod, alles Wiederholungen. Gleichzeitig erfindet sie sich in jeder Millisekunde neu. Metamorphose eines jeden Augenblicks. Niemand weiß, welche Gabelung für welche Entwicklung im Gleich genommen wird. Und welches nie dagewesene Ergebnis entsteht.

Zögernd hält sie inne und wirft einen unsicheren Blick zurück.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Kontakt
Ein netter Kontakt.

Sie isst sehr viele Nudeln.

Später wird sie weitersehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


losgehen
Nach weit mehr als neun Stunden traumlosen Schlaf erwacht sie. Die Sonne strahlt mit vollkommener Kraft die Welt an, unmöglich für jede Wolke, zu erscheinen.

Bis in die Nacht hatte sie im Dorf auf einer Feier getanzt. In Anwesenheit ihres Manns aus vergangener Zeit konnte sie das tun, frei, unbeschwert, unter seinem Schutz. Wäre sie "allein" gewesen, hätte sie nicht getanzt; mit geschlossenen Augen, wild, selbstvergessen, den Gesetzen ihres Inneren folgend.

Als sie müde wurde, wanderte sie auf den zerschundenen Füßen nach Hause, in ihre geliebte Hütte. Schmerzlich durchfuhr sie die erneute Erkenntnis, dass kein Fuchs sie erwartete, oder ihre Ankunft verschlief.

Heute wird sie erst den Dorfältesten unterstützen; die Dorfgemeinschaft trifft sich und bespricht sich über die Zukunft des Dorfes und der Welt. Sie wird die Stimmen verstärken, die sich für die Gemeinschaft stark machen, ohne Ansehen der Person oder der Herkunft. Sie ist nicht nur bereit, das was ihr geliehen wurde, zu teilen, es ist ihre tiefe Überzeugung, dass das die Pflicht aller Menschen ist, mal abgesehen davon, dass uns in letzter Konsequenz nichts anderes übrig bleibt.

Erst einmal trinkt sie aber sehr starken, heißen, schwarzen Kaffee. Lebensgeister schleichen sich verstohlen in ihren Geist und erwecken sanft und rücksichtsvoll ihre Glieder.

Eine Meise hackt lautstark auf einer Holzstrebe vor ihrem Fenster herum. Sehr viele Vögel flitzen um ihre Hütte und holen sich die Krumen und Kerne, die sie in die Futterstelle ausgelegt hat.

Später wird sie Wein, Brot und Blumen ihrer Mutter bringen. Seit geraumer Zeit lässt sie diese Mutter nicht mehr in ihr Inneres; sie möchte dennoch, dass es der Mutter gut geht und sie sich sicher fühlt. Sie tut, was sie unter Wahrung der eigenen Grenzen tun kann.

Und dann? Wird sie einen anderen Mann treffen?

Sie überlegt, was sie fühlt. Es ist ein Widerstreben, da sie ja einen anderen Mann liebt. Es ist der Wunsch nach einem Lichtblick, da sie dieser Liebe endlich entkommen möchte, dieser Liebe, von der sie sich aus eigener Kraft nicht abwenden kann, und die sich nicht erfüllen wird.

Warum bleibt sie nicht einfach allein?

Das wird sie tun, wenn dieser Versuch so kläglich scheitert, wie sie es erwartet. Bereits eine Verabredung mit diesem Mann hat sie abgesagt, im November letzten Jahres, weil es ihr dumm vorkam, sich mit jemandem zu treffen, während ihr Herz fest besetzt ist.

Heute kommt es ihr ebenso dumm vor, sich nicht mit ihm zu treffen.

Genauso fürchtet sie, dass es klappen könnte. Was, wenn sie sich verliebt? Geht das überhaupt so schnell und mit so vielen Vorbehalten in sich drin? Und - sie ist müde. Sie will alle diese Gefühle nicht, diese Aufruhr.

Und sie will kein Leiden. Und: keine Veränderung. Niemand soll in ihre Hütte, in ihr Leben, und schon gar nicht in ihr Herz.

Dennoch wird sie gehen. Sie fühlt, es ist der Weg, der richtig ist, und sie wird ihn gehen, obwohl sie nicht richtig versteht, was überhaupt so los ist. Später wird sie es verstehen. Sie wird erkennen, was sie richtig gemacht hat und welches ihre Fehler waren.

Stehengeblieben ist sie jetzt lange genug.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 13. Mai 2017
13. Mai
Sie hat mehr als neun Stunden geschlafen. Erholt und frei und reich wacht sie auf. Er fällt ihr erst als zweites oder drittes ein.

Später, beim Kaffee, entschließt sie sich zu denken, nun könne sie aufhören, ihn zu lieben, müsse es tun.

Sie bemerkt die Lüge; sie ist ambivalent.

Leicht genervt wendet sie sich dem Tag zu. Sie hat tausend Pläne, freut sich.

Das Amulett trägt sie nicht mehr. Hals und Finger sind schmucklos.

Meistens eskaliert es in einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Wenn acht Wochen nichts passiert, wäre das ein Zeichen, dass sie übern Berg ist? Anfang Juli wäre dieser Termin. Heute ist der dreizehnte Tag des Mais.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Freitag, 12. Mai 2017
eine Menge Liebe
Kann sein, der Rest der Welt lacht über sie. In ihr drin ist eine Menge Liebe, einfach so.

Er darf nur einfach nicht mehr näher dran an sie, sonst bleibt sie für immer auf einer Stelle stehen.

Ein tiefer Atemzug flaniert durch ihre Lungen. Ihre Mundwinkel heben sich minimal, sie lächelt fast unmerklich.

... link (0 Kommentare)   ... comment


das Neue
Aufgeräumt beginnt sie den Tag. Noch hat sie die Talsohle wohl noch nicht hinter sich gelassen, sie schläft nicht so gut und auch nicht lange; schwarze Geister verfolgen sie in der Nacht und manches Mal auch am Tag.

Sie möchte, dass es endet.

Sie ist selbst ein wenig gespannt, ob dieser Wunsch endlich auch dann Bestand hat, falls er eine erneute Rückkehr plant. Sie fürchtet seine Aktion nicht. Die langen Jahre waren notwendig, das weiß sie, sie bereut keine Minute und sie hadert nicht.

Sie steht, aufrecht, ohne Illusionen, mit klarem Blick, gesund, kraftvoll.

Herzenswarm und echt.

Ein wenig verhalten begrüßt sie das Neue.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 11. Mai 2017
freie Fahrt voraus
Erneut geht sie durch Schmerzen und Depression.

Sie legt Land um, ohne Freude und ohne Linderung. Aber: sie legt es um.

Ein weiteres Mal gibt sie bei. Ihr Weg liegt vor ihr. Sie fühlt Freiheit, als sie wieder beschließt, ohne ihn zu gehen.

Als sie die Schultern strafft, bleibt die Last nicht auf ihr liegen - sie fühlt sich leicht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 8. Mai 2017
1.000 Dinge
Sie sitzt vor ihrer Hütte und blickt auf die Welt. Diese endet bereits in nicht allzu großer Entfernung am Waldrand. Dazwischen liegt eine Fülle von hauptsächlich Natur, und 1.000 Dingen, die nicht da sind.

Sie nimmt es hin, wie es ist und trinkt ihren Kaffee.

Heute könnte sie einen Rock anziehen, denkt sie.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 7. Mai 2017
Test
Nach ihrem gestrigen Gespräch über einen sexlosen Kontakt kündigt er lapidar seinen heutigen Besuch an. Er holt sein Amulett ab, bleibt eine knappe Stunde, schwatzt etwas, geht wieder.

Zwischendrin fragt er sie, ob sie so zufrieden ist?

Später überlegt sie: will er sie so sehr loswerden? Welche Antwort soll sie geben?

Solange sie nicht sicher ist, wird sie nichs antworten.

... link (0 Kommentare)   ... comment


vollkommene Liebe
Sie erwacht nach zwölf Stunden traumlosem, tiefem Schlaf.

Sowohl ihr Körper wie auch ihre Seele, ihr Herz, ihr Geist sind von vollkommener Liebe erfüllt.

So gibt es keine Fragen, keine Tatsachen, keine Resúmees.

Sie lebt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 6. Mai 2017
alle seine Küsse
Er kam und sie dockten aneinander an wie zwei Magnete. Ihre Lippen, Körper, Seelen lösten sich keine Sekunde voneinander.

Auch an diesem Tag reden sie miteinander. Sie beide verhindern an mehreren Stellen, dass der Moment durch das Gespräch ins Negative kippt.

Er erklärt seine Position, sie bekräftigt ihre Position. Durch ihr Reden werden viele kleine Feinheiten klarer; auch wenn die Anstrengung nicht klein ist, ist ihr beider Gewinn eindeutig größer. Sie moniert, dass er sie nicht an den Entscheidungen sie beide betreffend beteiligt. Er räumt ihr diese Mitbeteilung ein. Das nächste Mal.

Ein seltenes Mal, dass es ihr gut geht, als er sie verlässt.

Zurück in der Hütte sieht sie sein Amulett - das er normalerweise ständig trägt - auf dem Tisch liegen. Sie legt es sich um den Hals.

Ihr Nachmittag war herrlich. Er liebte sie mit der liebevollsten Hingabe, die sie jemals erlebt hat. Er trägt sie auf Händen. Alle Dinge, die sie ihm anvertraut hat, dass sie sie mag und liebt, erfüllt er vollkommen.

Völlig erschöpft - in der vorherigen Nacht hatte sie für die Gemeinschaft gearbeitet - verliert sie ihr Bewusstsein.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 5. Mai 2017
Kontakt
Nur ihrem Allerinnersten vertraut sie an, dass sie ihm eine Nachricht geschickt hat. Machen sie einen Spaziergang? Verbringen sie irgendwo eine gemeinsame Stunde?

Er hat ihr positiv geantwortet und auch sie hat bereits wieder geschrieben.

Sie weiß nicht, wo genau es lang geht und so setzt sie auf ihr Gefühl und vertraut in Schutz und Leitung.

Sie ist glücklich, weiß sie seine Gedanken und sein Wohlwollen an ihrer Seite. Mehr muss es nicht sein.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 4. Mai 2017
der 1.000ste Morgen
Als sie am Morgen sehr zeitig den Weg ins Leben findet, ist er bereits da. Mit lässig gekreuzten Beinen sitzt er in ihrem Gehirn und wartet auf sie, empfängt sie zärtlich, küsst und liebt sie.

Sie erwacht vollends und realisiert, dass alles nur in Gedanken stattfindet und resigniert ob des nicht enden wollenden Albtraums.

Die Schmerzen hat sie weggedrückt, sie liegen hinter einer dumpfen Panzerwand und sind fast nicht zu spüren. Auch ihr Gefühl sagt ihr, dass wenn er sie nicht haben möchte, sie ihn auch nicht braucht und bestens ohne ihn zurechtkommt.

Und dann geht sie nachts mit ihm zur Ruhe und wird morgens schon von ihm erwartet.

Es wird enden. Irgendwann.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 3. Mai 2017
vergänglich
Der Tag beginnt sehr früh, das Schnattern und Zwitschern der Vögel holt sie ins Leben und sie nimmt es ohne Bewusstsein hin.

Später ist sie dankbar für ihr Erwachen, ihre Gesundheit, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Allein wirtschaftet sie in der Hütte, kocht sich Kaffee, wirft einen Blick in die Ofenstelle, entscheidet sich gegen ein Feuer.

Gestern hat sie ihn getroffen, sogar ein paar Worte gewechselt, freundlich und nett, er tat zugewandt und gleichzeitig unpersönlich. Hatte er es bereits geschafft, sie zu vergessen, den Abstand zu erringen, den er sich so sehr gewünscht hatte? Wenn nicht gestern, dann vielleicht heute, oder bestimmt morgen. Sie trauert, es schmerzt, nicht mehr bohrend, immer noch tief.

Auch das wird vergehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 1. Mai 2017
Absolut auf sich selbst gestellt
Es tut nur noch leicht weh, als sie aufsteht.

In der Hütte und in ihr drin ist es totenstill; das Vögelzwitschern scheint in weiter Ferne zu entstehen und dringt wie durch Watte gefiltert an ihr Ohr, ihr Herz erreicht es gar nicht.

Mutlos erledigt sie ihre Handgriffe. Keine Energie treibt sie an und ein wenig fürchtet sie tatsächlich, dass das so bleibt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 30. April 2017
Verlieren
Erst geht es ihr besser. Mittags schläft sie etwas. Später geht es ihr wieder schlechter. Zu allem Überfluss kommen peinigende Schmerzen dazu, ungewohnt für sie, sie ist in einem Alter, in dem sie schon lange nicht mehr Qualen dieser Art hatte.

Die Beschwernis ist stark. Sie kann bald nicht mehr einschätzen, ist es die Einsamkeit, der Umstand, dass sie sich mit Arbeit massiv übernommen hat, das körperliche Leiden, Depression?

Sie weint, fühlt sich einsam, verlassen von allem. Sie kann sich nicht entschließen, sich einen lindernden Tee aufzubrühen. Sie ersehnt heftig die Nacht, das Dunkel, das Vergessen, das Verlieren.

Ihr Kind setzt sich mit ihr in Verbindung; vor ihm entschuldigt sie sich, lässt sich nichts anmerken.

... link (0 Kommentare)   ... comment


schlimme Nacht
Eine schlimme Nacht liegt hinter ihr. Stunde um Stunde hat sie nicht geschlafen. Damit hat sie nicht gerechnet, sie erwartete eine langsame, stetige Verbesserung.

Nicht schlafen ist ein sicheres Zeichen ihrer Seele. Nachdenklich und zerschlagen trinkt sie ihren Kaffee.

Zuerst wird sie backen. Dann wird sie weitersehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 29. April 2017
Ruhe
Ihr Zuhause glänzt, alles strahlt und ist frisch, ihre hochgebaute Schlafstatt ist bestückt mit den neubezogenen Kissen in feinem roten Leinen und sanfter Seide in Rosé-, Orange- und Erdtönen. Ihr Geschirr steht sauber geputzt und getrocknet in den Regalen, ordentlich aufgereiht, und das helle Holz der Tische und Bänke blitzt blank geschrubbt.

Später macht sie sich auf den Weg ins Dorf. Sie stapft den bekannten Weg entlang, nimmt die Geräusche und Gerüche der Natur in sich auf und kehrt, im Dorf angelangt, gleich wieder um.
Hummeln brummen in Bodennähe herum, der durchdringende Duft von Flieder trifft sie unvermittelt und heftig. Sie bricht einige Zweige ab, legt eine Dolde auf das Grab der Füchsin und stellt die herrliche, lichtviolette Pracht in einen Krug am Fenster.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Durchlass zum Licht
Stetig und ruhig verrichtet sie die Tätigkeiten des Hauses. Liebevoll und in sich selbst versunken streicht sie über die Dinge und säubert, verräumt, wäscht und versorgt Pflanzen und Tiere. Sie wird eins mit allem anderen und irgendwann blitzt der Zipfel ihrer Mitte kurz vor ihrem inneren Auge auf. Zwar ist er sofort wieder verschwunden, dennoch hat sie ihn wahrgenommen und spürt die langsame Heilung. Die Zeit, eine menschliche Geste, die Kräfte der Welt, die unsere Welt umschließt, all das leitet sie zum Besseren.

Sie hält inne, streicht sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn, nimmt alles hin, seufzt entlastet, und fährt mit ihrem Tun fort.

Sie wird sorgsamer mit sich umgehen, ihr Entschluss steht fest. Schuldbewusst senkt sie den Kopf, ist es doch längst nicht das erste Mal, dass sie in ihrem Leben an diesem Punkt steht. Wobei, sie darf sich zugestehen, sie hat es zumindest etwas eher bemerkt als früher, und sie hat sicher und klar reagiert.

Ihr Kinn hebt sich, sie richtet sich auf und sieht am Horizont einen feinen rötlichen Streifen. Ihre Stirn glättet sich.

... link (0 Kommentare)   ... comment


nicht heil
Noch bevor die Welt unter ihre Lider krabbeln kann, hat seine Anwesenheit bereits ihr gesamtes Bewusstsein gekapert. Auch alle anderen Gedanken besetzen vollends ihren Kopf, schwatzen durcheinander und bedrücken ihr freiheitliches Denken, erstrangig, unentrinnbar.

Sie muss sehr leidensfähig sein, vielleicht dumm. Gleichzeitig ist sie klug genug, um es einfach geschehen zu lassen. Es geht ihr schlecht. Eindeutig hat sie viel zu viel gearbeitet in der gesamten letzten Zeit. Sie spürt dem Gefühl der Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit nach und sucht nach Auswegen, Plänen, Strategien; sie findet keine. Lediglich das Wissen, dass auch diese Zeit vorübergeht, liegt in ihrer Seele.
Sie erwartet die Linderung, still, ergeben.

Sie hat fest beschlossen, keine Minute mehr zuviel in die Arbeit zu investieren. So wird sie wieder Kraft erlangen; sie fühlt es noch nicht, aber sie weiß es. Über diesen Entschluss freut sie sich, sie wird kein einziges bisschen wanken.

Als erstes beginnt sie ihre Hütte zu ordnen; sie hat das Bedürfnis nach Aufgeräumtheit und Klarheit. Sie öffnet die Hüttentür und findet davor ein geschnürtes Bündel. Die Nachbarin muss es ihr vor die Tür gelegt haben, mit etwas Gebäck, ein paar Teekräutern und einem kleinen Stein, der mit etwas Phantasie die Form eines Engels aufweist. Sie lächelt kaum merklich und ist dankbar für die Fürsorge. Tränen drängen in ihre Augen, sie schluckt sie hinunter.

... link (0 Kommentare)   ... comment