Donnerstag, 16. März 2023
Gottes Vlies
Sie wandert zum Abend zur Hütte hin und sieht von dort Feuerdunst von der Kochstelle aufsteigen - die Hütte ist nicht leer. Der Wolf liegt bis zur Nase unter ihren Daunendecken, heimelige Wärme empfängt sie.
Sie will ablegen, die eingeholten Waren verräumen, und sich etwas waschen - doch er lässt ihr keine Zeit, umwirbt und umgarnt sie, lieblich, lockend, fordernd; sie ist wunderbar, ihre Liebe. Sie lässt sich hineinfallen, und niemand erinnert sich an Hürden der vergangenen Jahre.

Er bleibt bis in die tiefe Nacht; beide sind sie müde. Ihre neue Sprache und die vertrauten Gesten bilden eine güldene Kuppel wie eine sakrale Haube. Sie genießt die Zeit, seine Bemühungen, er stielt sich in die entlegendsten Bereiche ihres Lebens und versucht Unauffälligkeit dabei, sie bemerkt es dennoch und lächelt ebenso heimlich in sich hinein.
Nachts sorgt er für ihre Unbekümmertheit und nimmt sie mit in den kleinen Hof vor der Hütte, so dass sie noch ein paar Vorräte hineintragen kann. Sie schläft ohne ein einziges Erwachen.

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