Freitag, 16. Juni 2023
Katzengästin
Gut und lange schläft sie in den Morgen hinein. Noch etwas benommen tappt sie zur kalten Rußstelle hin, verräumt die irdenen Krüge und tönernen Teller ihres Mahls vom Abend, feuert an, erwägt eine Nachricht an den Wolf, von dem ihr zugetragen wurde, dass er krank ist, verwirft den Gedanken wieder und vertraut auf ihre sinnliche Verbindung übers Anderland. Ihr Blick fällt auf die kraftvoll wachsenden und sauber gestutzten Kräuter, die sie liebevoll auf einem Fensterbrett zieht. Allein der Anblick erfüllt sie mit tiefem Frieden und lässt sie ihre feste Erdung spüren.

Draußen sammeln und picken alle gefiederten Bürger die noch nicht vollständig reifen sauren Kirschen vom Baum. Nur einige Äste hat sie vor den wilden Schnäbeln verborgen, dort reifen die Früchte zu tiefer Röte aus für ihre leckeren saftigen Kuchen.

Der Tag wartet geduldig auf ihre Ankunft. Mit einladenden Gesten bestimmt er sanft die Aufgaben und Geschehnisse.
Sie trinkt Kaffee.

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Samstag, 3. Juni 2023
Katzes Leben
Die nächtliche Arbeit im gemeinschaftlichen Bündnis gelingt ihr gut, und sie schläft tief bis in den Nachmittag hinein. Starker Kaffee, sommerliches Rauschen und eine feine Friedlichkeit eskortieren sie in den Tag.

Der Wolf und sie sind fest verbunden, so spürt sie es. Ihre Liason nimmt nur wenig Raum ein, sie ist hintergründig und wenig auffällig -aber maßgeblich, grundlegend und ursprünglich.

Wie so oft beugt sie sich seinen Vorgaben, spürt deren Wahrheit, fragt sich nichts, und blickt versunken in des Sommers Grün.

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Donnerstag, 1. Juni 2023
Wolfes Plan
Sie sind verbunden, und seine schmeichelnden Worte locken sie heimwärts zur Hütte hin. Obwohl er ihr nicht viel Zeit einräumen will, liegen sie lange Stunden zusammen, er lässt nicht nach sie zu küssen, und vielleicht ist die knappe Zeit der Grund für ihre besondere Leidenschaft, die sie schon fast vergessen hat.

Sie fühlt sich herrlich, hält die Zeit an, zieht sich mit feinen Speisen und trockenem Wein zurück in eine märchenhafte Anderwelt, in der der Wolf Gast sein darf.

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Montag, 29. Mai 2023
Reise
Sie bricht spät auf auf ihre Reise zum alten Vater. Die Entfernung verlangt ohnehin zwei Tage Reisedauer, so startet sie erst am Vormittag, mit umsichtig gepacktem Säckel, nicht zu schwer und doch mit allem Notwendigen befüllt.
Der Tag verspricht das beste Walzwetter, keine Wolke kreuzt den himmlischen Weg, frischer Wind sorgt für Kühlung und Frische, und erst gegen Abend steigen die Temperaturen auf sommerliche Grade.
Sie geht fleißig, rastet nur für ein kurzes Mahl, gönnt sich keine Labung, schreitet frisch und stetig voran. Vom Abend an meidet sie die Menschen und verbirgt sich vor allen Blicken. An einem Bachlauf, zwischen zwei Feldern ohne Pfad, verborgen im hohen Gras wie ein Kitz, positioniert sie ihr Lager.

In der Nacht legt sich ein schwerer Tau auf das Land und durchweicht Wams und Schuhe. Mit dem ersten fahlen Licht steht sie wieder auf, schnürt ihr Tuch und setzt, mit klammen Fingern und schmerzenden Gliedern, ihren Weg fort. Mystische Nebel umfangen sie, verschlucken ihr Herz, sie ziehen ihr Sein in ihre mächtige Welt.

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Samstag, 20. Mai 2023
Besucherin
Still und von diesem hellen Grün des jungen erwachenden Sommers liegt die Anderwelt da, unbegreifbar und zauberhaft. Sie wandelt durch seine Gänge, die Alleen und Hohlwege, sammelt die frühen Früchte und schöpft Luft, immer von der Versuchung und Sehnsucht gezogen, zu versinken und endgültig zu verschwinden, einzutauchen ohne Wiederkehr.
Doch die Wächter des Lebens kreuzen ihre Speere, und so sie trottet zurück, ordnet ihre Dinge und nimmt den erneuten Zugang über die gleichbleibende Erledigung aller Alltagsaufgaben.

Des Wolfes Geist bleibt an ihrer Seite, dankbar drückt sie seine Hand.

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Donnerstag, 18. Mai 2023
Schwebe
Sie ist müde, als er die Hütte betritt, etwas geschwächt und ohne feste Verbindung zum Boden. Er liebt sie, stark, bestimmend, nach seiner Struktur, und sie lässt sich ein, auch, weil sie keine Kraft hat, etwas entgegenzusetzen. Er achtet und trägt und verwöhnt sie, und sorgt für ihr und sein Glück.

Später versuchen sie, die lange Pause aufzuholen, und in kurzer Zeit gelingt das mäßig.
Sie ist unsicher, wie sie einschlafen soll, noch lange nachdem die leere Nacht längst eingezogen ist.

Erst am Morgen findet sie Stand und Stärke wieder, und beruhigt sich etwas. Sie sendet ihm zwei Nachrichten, dann verschließt sie die Anderwelt für alles, was dort nicht heimisch ist.

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Freitag, 12. Mai 2023
Maitag
Bis weit in den Morgen hinein wird sie von einem verschlafenen Land beherbergt mit all seinen Nebeln und Träumen, fest und tief. Spät steht sie auf, ohne bewusst zu spüren, wie gesund und stark sie ist. Kaffee wird gebraut, das Feuer muss nicht geschürt werden, so warm ist der Maitag.

Es dauert eine geraume Zeit, bis ihre Geister nachziehen, sie spürt etwas Wichtiges, das die Momente beseelt, doch erfasst nicht, was es ist. Nur langsam stellen sich Gefühle und Denken ein. Glück ist es wohl, das sich in der Hütte befindet und um Aufmerksamkeit buhlt, Stille und Frieden, Reichtum und Versorgtheit, Fülle.

Die Arbeit im Moor liegt für diese Woche hinter ihr. Sie liebt diesen zusätzlichen freien Tag, der ihre Welt fast in zwei teilt - eine arbeitsame, getaktete, voller Tatsachen und Herausforderungen, in der sie sich beweisen und verausgaben kann, und eine der Anderwelt, in der Zeit und Kosmos sich verändern und sie aufnehmen und führen. Heute beginnt sie, die Kreisin, und sie freut sich darauf.

Eine Nachricht des Wolfes führt sie nicht zusammen. Sie belässt diesen Herzensteil im Dornröschenschlaf, hütet und sorgt ihn und lächelt unmerklich.

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Donnerstag, 4. Mai 2023
Antwort oder Frage
Die Zeit trippelt vor sich hin, springt ein wenig nach links, tänzelt nach rechts... Worte und Temperaturen wechseln sich ab, Frühlingsluft senkt sich still auf die Welt.

Der Wolf ist nicht da.

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Samstag, 8. April 2023
Herzensfrauen
Die Magd aus gemeinsamen jungen Jahren trifft ein. Als wären sie niemals getrennt begrüßen sie sich herzlich und ruhig - so als hätten sie sich am Vortag letztmalig gesehen.
Den ganzen Morgen hatte sie gekocht und gebacken und Teige angerührt; auch an den heiligen Tagen erwartet sie Besuch, zum Austrieb der winterlichen Geister.

Sie setzen sich nieder zu einer nachmittäglichen Süßigkeit, und geleiten einander - übergangslos - in eine gemeinsame Welt, die wunderbar und unverändert ihnen offensteht. Ein kurzer Gang in die Natur, ein frisches Abendmahl, und viele Worte und Geschichten lassen die Zeit fliegen, und sie selbst fliegen von ihnen selbst unbemerkt mit.

Auch über den Wolf kommen sie zu sprechen, hie und da. Wie ist ihre Haltung, was denkt sie über den Wolfskatzenplatz in der Welt? Es tut ihr gut, zu sprechen, und ihre Gedanken sichtbar zu machen; sie nimmt die Bilder schätzend an.

Ein schlichtes Nachtlager für die Freundin ist auch in der kleinen Hütte bequem hergerichtet, und beide schlafen tief und bis in den Tagesbeginn hinein. Eine Wahlverbindung, zart und leicht, und fester als irdische Fäden und Seile zu sein vermögen.

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Freitag, 7. April 2023
Vergang der Angst
Neu ist, dass sie nicht mehr sein Ausbleiben fürchtet. Ja, sie weiß nicht, wann er kommt. Und nein, sie fürchtet nicht länger sein Ausbleiben. Auf seine Frage nach den letzten Jahren bestätigt sie den Wegfall ihrer Furcht für einen sonderbaren Zeitpunkt erst vor wenigen Wochen.

Sie sendet ihm ein paar Eckdaten ihrer Pläne, und tatsächlich nutzt er ihre Angaben für ein Spanne ihrer Liebeszeit. Dieses Mal hat sie ihn sehr ersehnt (auch das hat sie sich bis dato immer versagt) und genießt seine Beharrlichkeit und gibt ihr einmütig nach. Sie lieben sich, ziehen ihre Freude aneinander in die Wirklichkeit, erzählen sich Neuigkeiten, Vorhaben, besprechen ein paar Gedanken, liegen friedlich beieinander. Er umfängt sie und drängt sie in die Welt seiner Augen. Immer versucht er ihre Träume aufmerksam zu erspüren und zu gestalten, sie bemerkt das erst später und im Nachhinein.

Ihre noch tiefere Vertrautheit ist noch jung. Einen flüchtigen Gedanken der Gefahr verscheucht sie, Dunkel und Blindheit erkennend und annehmend.

Zwei Tage später erwacht sie mit dem Glücksgefühl ihrer Liebe und den Erinnerungen auf ihrer Haut. Schlaftrunken und mit nackten Füßen tappt sie durch die Hütte, brüht sich heißen, starken Kaffee, legt die besten Körner für die Vögel aus, entzündet ein Licht und empfängt ihren geliebten Frieden und eine ruhige, stille Freiheit.

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Freitag, 17. März 2023
Herzensinhalt
Ein Nachtmahr beendet ihre Nacht, jedoch nur eine Stunde vor Tagesbeginn. Sie ist erholt und voller Lust und Pläne. Ein riesiger Kessel voll mit scharfem Chili hängt über der Kochfeuerstelle, sie hat ihn gestern mit viel Zeit und Mühe zubereitet und lange garen lassen. Heute wird sie ihrem Kind und dem alten Witwer von dem Mahl bringen.

Die Sonne erklimmt den Ostteil der Welt, schwarzer starker Kaffee summt leise sein schmeichelndes Lied. Das Mütterchen ist behütend in der Nähe, und findet beruhigende und entlastende Worte, wo sie nötig sind.

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Donnerstag, 16. März 2023
Gottes Vlies
Sie wandert zum Abend zur Hütte hin und sieht von dort Feuerdunst von der Kochstelle aufsteigen - die Hütte ist nicht leer. Der Wolf liegt bis zur Nase unter ihren Daunendecken, heimelige Wärme empfängt sie.
Sie will ablegen, die eingeholten Waren verräumen, und sich etwas waschen - doch er lässt ihr keine Zeit, umwirbt und umgarnt sie, lieblich, lockend, fordernd; sie ist wunderbar, ihre Liebe. Sie lässt sich hineinfallen, und niemand erinnert sich an Hürden der vergangenen Jahre.

Er bleibt bis in die tiefe Nacht; beide sind sie müde. Ihre neue Sprache und die vertrauten Gesten bilden eine güldene Kuppel wie eine sakrale Haube. Sie genießt die Zeit, seine Bemühungen, er stielt sich in die entlegendsten Bereiche ihres Lebens und versucht Unauffälligkeit dabei, sie bemerkt es dennoch und lächelt ebenso heimlich in sich hinein.
Nachts sorgt er für ihre Unbekümmertheit und nimmt sie mit in den kleinen Hof vor der Hütte, so dass sie noch ein paar Vorräte hineintragen kann. Sie schläft ohne ein einziges Erwachen.

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Sonntag, 19. Februar 2023
Lachvogel
Ihr erstes Erwachen frühmorgens dauert nur kurz und sie schläft tief weiter, bis es draußen längst hell ist. Das durchdringende Lachen eines grünen Wanderers weckt sie diesmal richtig auf, und nun findet sie die Absage des Wolfes für den Morgen.
Zerschlagen und müde - aber mit tiefem, ruhigen Glücksgefühl - bleibt sie lange liegen, hört die Wildgänse ihre Ankunft zelebrieren, lässt den Specht lachen, und findet nicht zu sich, und will es auch gar nicht. Sie kostet ihre Freiheit, hütet ihren Herzensschatz, und kehrt zurück zur Labung durch Weite, Unendlichkeit und Schutz.
Nur so gibt es Gelingen und Zukunft ihrer Liebe, sie erinnert sich. Des Wolfes genuine Klugheit fehlt ihr; sie hadert nicht.

Nur sehr langsam und nach viel starkem schwarzen Kaffee findet sie in sich die Pläne für den Tag. Es zieht sie hinaus in die Novemberluft, die mit feinen Schlieren des Frühlings durchsetzt zu sein scheint. Und sie wird einen mürben Boden backen, den wird sie heuer lieben, mit Steinobst des letzten Sommers. Glück senkt sich auf den Ort.

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Samstag, 18. Februar 2023
Ein Wolf und eine Katze
Niemals wäre ihr der Gedanke eingefallen, dass die Liebe noch schöner werden könnte.
Sie beginnen mit wenigen, ruhigen Küssen, erzählen sich von ihren letzten Wochen, sinken vorsichtig in ihre Umarmung, er streicht sanftmütig über ihr Gesicht.
Keine Sorgen ob seiner Ankunft hatten sie bedrückt. Er führt sie erst langsam, gibt Zeit wie ein Stück vom Seil, mehr und mehr. Von ihr unbemerkt wechselt er später seine Rolle und das Tempo, sie verliert sich und driftet ab.
Sie lieben sich, sie kennen sich gut, zum Schluss versinkt sie ein weiteres Mal in seinen Augen.
Sie liegen auf dem dicken Flor, lösen sich nur langsam voneinander, treffen sich geschwächt manchmal mit ihren Lippen. Unter ihrer Haut sammelt sich rosige Farbe. Ab und an steht sie auf, holt Speisen, ein frisches Leinen, und kehrt zurück in seine Arme, küsst und liebkost ihn und wehrt seine erneute Lockungen ab.
Sie liebt ihn.
Er liebt sie.
Tief in der Nacht verlässt er sie. Am Morgen will er wiederkommen und mit ihr das nächtliche Fasten brechen.

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heile Welt
Schwere Moorarbeitstage liegen hinter ihr. Abends besucht sie den zurückgebliebenen Alten und richtet ihm sein Heim, schrubbt die Ecken, weicht die Wäsche, und sitzt mit ihm bei Kaffee und etwas Gebäck am Tisch für etwas Gesellschaft. Erschöpft und hungrig erreicht sie spät die kalte Hütte.
Die Nacht bringt Erholung, Boden, Kräfte zurück. Sehr früh morgens bereits findet sie des Wolfes Briefchen, und sie ersehnt seine Ankunft. Schnell schreibt sie ihm zurück und macht sich dann geschäftig an die Aufgaben ihrer heilen Welt.

Ab und an schweifen die Gedanken zu einer Lesenden; wie es ihr wohl geht?
Wohnte sie in der Siedlung oder im nächsten Dorf, gingen sie sicher hie und da gemeinsam zum Markt oder in die Backstube, zum Schwatzen und einholen, vielleicht für ein gemeinsames Mahl? Auch für sie bereitet sie eine Botschaft vor, mit Grüßen und lieben Gedanken.

Unbemerkt und nur schwächlich hat die Sonne ihren Dienst begonnen. Zeit für die Auslage der Körner und Saaten für die flinke Schar der kleinen und großen Gefiederten, und für die weitere Gestaltung ihres Morgens.

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