Mittwoch, 25. November 2020
stolzer Gruß
Im winterlichen Dunkel steht sie auf, feuert an und setzt Kaffeewasser auf, tappt auf nackten Füßen umher, entzündet zwei Lichter. Aufrecht und gleichermaßen ehrfürchtig grüßt sie das Universum, das Universum grüßt zurück und lächelt dann.

Sie ist stolz, und sie ist Teil des Universums. Größe spielt hier keine Rolle.

Eine Liebesnachricht fliegt zu ihrem Kinde, und eine Liebesnachricht kommt als Antwort.

Bald beginnt der Horizont zu glühen und der Tag beginnt sein geschäftiges Werk.

Ihre Glieder schmerzen noch etwas von ihrer langen Wanderung, ihrem Eintauchen und Einswerden mit der Natur, die sie erst am Abend wieder freigibt.

Auch heute wird sie starten, und dann glücklich zurückkehren in die behütende, gewärmte Hütte und dem dort wartenden leckersten Mahl.

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Samstag, 14. November 2020
unverändert
Es ist still.

Ein wenig zu still.

Immer noch denkt sie beim Einschlafen und beim Erwachen an ihn.

Vielleicht ist es einfach die Stille, die diese Gedanken eintreten lässt.

Die Handgriffe des Morgens gehen ihr auch in der Tonlosigkeit leicht von der Hand.

Eine Stille liegt deutlich auf jedem Geräusch.

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Sonntag, 8. November 2020
schwache Ruhe
Schwarze Flecken aus der Nacht plumpsen auf den viel zu frühen Tagesanfang. Sie ist kraftlos. Eine weitere Stunde Schlaf hilft ihr, die Erschöpfung bleibt.

Sie kocht sich Kaffee, kuschelt sich mit dem in Tücher gewickelten heißen Stein unter weiche Decken und liest, träumt, hält inne, stagniert.

Mehr Ruhe ist nötig. Sie seufzt.

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Samstag, 7. November 2020
schwindender Sommer
Viel zu viel hat sie geackert, geschuftet, riesige Arbeitsberge belasten und bedrücken sie. In der freien Zeit unternimmt sie längste Streifzüge durch die wunderbare Natur, scheut aber die dunkle Kälte der Nacht und zieht sich fast immer spätestens in der Dämmerung ins Heil der Hütte zurück. Dort sind die Tische, Anrichten und Böden geschrubbt, alle Federkissen und Decken gewaschen und gelüftet und aufgeschlagen, sie kocht die wunderbarsten Gerichte des Herbstes und backt Brote und Kuchen.

Er kreuzt ihren Weg ab und an, selten, regelmäßig. Ihr Band ist leicht, unscheinbar, fragil, beständig. Tastende Gedanken und fragende Blicke erhalten ein Echo, ein verzögertes?

Ihre Erschöpfung liegt auf ihrem Gemüt, und sie unternimmt keine Anstrengung dagegen. Ein Sehnen nach seiner Fürsorge muss unbeantwortet bleiben.

Ja, sie sehnt sich nach Armen, seinen Armen. Dennoch spürt sie ihn deutlich an ihrer Herzensseite, und als sie sich hineinfallen lassen will in ein Klagen über die trennende Distanz und seine Abwesenheit, bemerkt sie: es gibt rein gar nichts, das sie ändern möchte. Alles ist perfekt.

Vorsichtig und zurückhaltend beginnt sie ihren Tag, und behütet sich selbst in genau dem Maß, das heilt und sich ihr selbst zuwendet.

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Samstag, 10. Oktober 2020
Liebesstunde
Erst nach einer Woche findet sie Ruhe und Lust, ihre Begegnung zu notieren.

Es war ein Moment, wie er bereits tausendmal gewesen war, eine Stunde der Ewigkeit entliehen.

Sie ist überrascht und erschrickt, als er spätabends die Hütte betrifft. Lange erträumte sie, seinen Hals zu umfangen.

Erst als sie beinahe einschläft, wäscht er sich und macht sich auf seinen Weg.

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Sonntag, 20. September 2020
Zeitzählen
Frieden. Ordnung. Heil. Morgensonnewärmelicht legt sich auf ihr Gesicht.

In der vorvergangenen Nacht verrichtete sie ihren Dienst in der Gemeinschaft, bringt Trost und Fürsorge an die Betten der Schwachen, Verletzten. Später schläft sie tief und gut und lässt die Zeit vorbeiziehen und findet Kraft und Stärke.

Still ist es um die Hütte, kein Klicken der Tür, niemand ist da. Ab und zu lauscht sie den Geräuschen. Es bleibt still.

Er hat sich erneut abgewendet, legt ein Schwert zwischen Vergangenheit und sie? Sie ist bereit, sich zu fügen, wie schon alle ungezählten Male.

Ihre Gedanken fliegen wie Töne in die Welt, treffen auf nichts, was ein Echo zurückwirft.

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Freitag, 18. September 2020
Schmerzen
Schmerzlich fühlt sie, dass er nicht da ist. Sie ist nicht allein, sie ist nicht einsam, er ist nicht da, sie fühlt die Schmerzen.

Sie fügt sich, ändert nichts.

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Samstag, 12. September 2020
Neige
Als es früh dämmert, zieht sie die Tür der Hütte zu, entzündet einige Lichter und gießt sich etwas feinen Rotwein ein.

Manchmal lauscht sie verstohlen.

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Pfeil
Die strahlende Sonne kündigt einen vollkommenen Spätsommertag an, sie durchdringt bestimmt den weißlichen Atem des Herbstes und behauptet ihr Vorrecht.

Die Wäsche dampft im Zuber, Körner, Nüsse und Mehl stehen bereit als Zutaten für das nächste Brot, der Ofen ist noch kalt.

Sie fühlt sich wie angelehnt an die Sehne eines Bogens, oder wie die Sehne selbst?, gespannt, schlank, bereit für ihre klare gezielte Reise in die lebendige Zukunft.

Sie wird den alten Gelehrten besuchen. Einmal war sie bereits dort, einen Kontrakt aushandeln für ein erneutes Studium. Sie freut sich darauf und genießt die Sinnlosigkeit und das Tun einfach um des Tuns willen.

Kein Wolf. Er fehlt und fehlt gleichzeitig nicht. Niemand anderes darf sich nähern.

Nun auf, auf zu allen Handgriffen, Gedanken und Wegen, sie lächelt und streckt sich kerzengerade.

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Mittwoch, 2. September 2020
seidene Hoheit
Erste unbeholfene Vorboten des Herbst strömen durch die weit geöffneten Fenster hinein. Die Vögel rezitieren die Sommertöne, als würde dieser niemals enden, die Sonne kämpft sich durch die milchige Luft. Winzige Tautropfen machen die über Grasbüschel gesponnene Netze sichtbar.

Sie sitzt beruhigt an ihrem gewohnten Platz, köstlichen, wohltuenden schwarzen Kaffee neben sich. Ja, sie ist allein, und das drückt zuweilen. Jedoch: einher mit der Alternative gehen auch Forderungen, zuweilen faule Kompromisse, Pflichten, Grenzen, Wehrhaftigkeit gegen Beherrschung.

Ihr Blick schweift zurück auf ihre Vita - ein schönes Leben, mit viel Glück, Liebe, auch Lasten, Irrungen. Sie begrüßt still die Freiheit, ihre Würde, die Hoheit, und arrangiert sich mit dem leeren Platz an ihrer Seite.

Im Jetzt. Niemand nimmt die Zukunft vorweg.

Im Geiste stellt sie das nächste Rezept zusammen. Fleißig hat sie bereits die Früchte des Jahres eingelagert. Der Duft eines köstlichen Pflaumenkuchens, gebacken mit grobem, vollem Mehl und den geernteten Nüssen durchzieht die Hütte.

Still begrüßt sie die Freiheit.

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Samstag, 29. August 2020
schwarze Tiefsee
In der Nacht träumt sie einen langen, detailreichen, umfangreichen Traum, mit einer hässlichen Episode mit dem Liebesmann. Sie verweist ihn des Hauses, und verwehrt ihm jeden weiteren Kontakt.
Noch viele andere Dinge durchlebt sie in ihrem Nachtgespinst.

Am Morgen sitzt ihr das Alleinsein, das Ungeschütztsein tief in den Knochen. Wie soll sie sich dazu stellen? Soll sie sich vor Augen führen, dass der Schutz eines anderen Menschen, einer Gemeinschaft doch nur Illusion ist?
Sie ist des Denkens müde und trinkt langsam und mühsam Kaffee.

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Freitag, 28. August 2020
Astronautin
Ein wenig müde, zufrieden, sitzt sie vor der Hütte, neben sich den stark aufgegossenen, frischen Kaffee. Es tut ihr gut, auf ihr Gartenwerk zu blicken, die erledigte Aufgabe zu betrachten. Sie genießt den Moment, das Ziehen ihrer Glieder, die ruhende Landschaft in ihrem Kopf, die Gesundheit, das Leben, die Anwesenheit von Zukunft.

Mehr ist es doch niemals, als Momente, solche und solche.

Ihre Erkenntnis liegt schon ein paar Jahre zurück, dass die als schlecht erlebten Augenblicke mindestens ebenso wertvoll sind wie die glücklichen, und oft sogar größeren Reichtum in sich bergen.
Sie fühlt, dass die Dinge ihres Herzens sie begleiten können, auch durch das Tor des Lebensendes.

Ein prüfender Blick gen Horizont, den leeren Horizont.

Sie bleibt sitzen.

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Donnerstag, 27. August 2020
Freiplatz
Eine hellgelbe, kühle Sonne eröffnet den Tag.

Sie ist zu alt für den Wunsch nach einen Blick in die Zukunft und jung genug, um mit der Unvernunft zu kokettieren.

Ein wenig fehlt er ihr schon.

Sie widersteht ihren Impulsen, nimmt sich Messer und Gartengeräte und betritt die Natur, das Leben.

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Mittwoch, 26. August 2020
Oasenzeit
Wilde Sturmböen jagen um die Hütte, die gesamte Nacht. Auch am Morgen lassen sie nicht nach und bringen die Baumkronen zum Rauschen, Singen, zuweilen tönt ein langgezogenes Jammern aus dem Wald herüber.

Es ist kalt, durch die weitgeöffneten Fenster wallt die frische Sommerluft herein, von Herbstgeruch noch keine Spur. Sie umwickelt ihre Füße mit wollenen Tüchern und Decken und trinkt den heißen schwarzen Aufweckkaffee in kleinen Schlucken.
Ihre Lebensgeister erwachen nur zögerlich, verhalten, und sie nimmt sich die Zeit. Zeit. Sie liegt vor ihr, wie ein Nebelmeer, ein Ende nicht in Sicht.

Vielleicht wird sie wandern gehen? Das Leben genießen, Schritt für Schritt, Mitglied im Club Natur, froh, dankbar, reich.

Sie erinnert lang zurückliegende, harsche Worte einer Frau, sogleich gefolgt von deren Abwenden, die sie anklagten, zu oft ihren Reichtum zu preisen und so innig zu genießen. Unehrlichkeit wurde Bezichtigungspunkt, und Falschheit, Schauspielerei.
Innerlich senkt sie den Kopf, öffnet die Hände und lässt los, nur den Streit, nicht die Verbundenheit.

Kein einziges Zeichen vom Liebesmann. Sie schaut gar nicht nach in dem Körbchen, in das er gelegentlich kleine Nachrichten legt, sie schaut nicht rein. Vielleicht wird er auftauchen, eintreten in die Hütte, ein Besucher ihres Herzens, vielleicht nicht. Sie fürchtet sich nicht. Manchmal fragt sie sich, ob er überhaupt noch ein Liebesmann ist? Die Antwort, so glaubt sie, ist 'ja', solange sie ihre Haut an seine schmiegen mag, seine Küsse ersehnt. Seine Küsse, die sie sich heimisch fühlen lassen.

Mit nackten Füßen zum Ofen hin tappsend holt sie sich einen weiteren Kaffee.

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Samstag, 15. August 2020
Zenit
Die Natur zeigt sich bereits vollständig sichtbar, dennoch ist es noch fast dunkel; in diese träge spätsommerliche Dämmerung gleitet sie am frühen Morgen. Es ist eine der herrlichsten Tageszeiten, die sie kennt, Krähen und Tauben kommunizieren geschäftig, Erntegeräusche dringen bis zur Hütte vor, gleichzeitig ist alles in Frieden und Stille gebettet - wunderbar.

Eine ihrer gestrigen Begegnungen sind von Freude und Liebe geprägt, sie berührt ihn, als niemand hinsieht, hastig und vertraut.

Abends verlässt sie Wald und Gemeinschaft für eine längere Sommerfrist. Sie liebt die freie Zeit und ihr Herz hüpft.

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