Mittwoch, 2. September 2020
seidene Hoheit
Erste unbeholfene Vorboten des Herbst strömen durch die weit geöffneten Fenster hinein. Die Vögel rezitieren die Sommertöne, als würde dieser niemals enden, die Sonne kämpft sich durch die milchige Luft. Winzige Tautropfen machen die über Grasbüschel gesponnene Netze sichtbar.

Sie sitzt beruhigt an ihrem gewohnten Platz, köstlichen, wohltuenden schwarzen Kaffee neben sich. Ja, sie ist allein, und das drückt zuweilen. Jedoch: einher mit der Alternative gehen auch Forderungen, zuweilen faule Kompromisse, Pflichten, Grenzen, Wehrhaftigkeit gegen Beherrschung.

Ihr Blick schweift zurück auf ihre Vita - ein schönes Leben, mit viel Glück, Liebe, auch Lasten, Irrungen. Sie begrüßt still die Freiheit, ihre Würde, die Hoheit, und arrangiert sich mit dem leeren Platz an ihrer Seite.

Im Jetzt. Niemand nimmt die Zukunft vorweg.

Im Geiste stellt sie das nächste Rezept zusammen. Fleißig hat sie bereits die Früchte des Jahres eingelagert. Der Duft eines köstlichen Pflaumenkuchens, gebacken mit grobem, vollem Mehl und den geernteten Nüssen durchzieht die Hütte.

Still begrüßt sie die Freiheit.

... comment