Mittwoch, 5. August 2020
sie liebt ihn
Ohne jede Ankündigung betritt er die Hütte, erscheint im Türrahmen der Stube, entledigt sich des verschwitzen Hemdes und schließt sie fest in seine Arme.

Er verbleibt lange, und ihre Körperlichkeit ist nicht das Wichtigste in ihren Stunden.

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Sonntag, 26. Juli 2020
im Himmel
Sie erwacht sehr früh. Als erstes geistert der Wolf durch ihre Gedanken, es ist schmerzfrei, und sie fragt sich, ob es an der vergangenen und heilenden Zeitspanne liegt, oder daran, dass er nicht ganz verlustig gegangen ist.
Eine Antwort kann sie nicht geben, allerdings ist sie ruhig und zufrieden, und das ist ihr Antwort genug.

Später realisiert sie - noch ist sie nicht mit allen Sinnen im Morgen angekommen - dass sie geträumt hat, und sie erinnert den gesamten Traum. Sie kocht sich Kaffee, setzt sich vor die weitgeöffneten Fenster, durch die das fließende Geräusch des Regens hineindringt und schreibt das Geträumte detaillreich auf: sie wird in den Himmel geführt, um dort ihre zukünftige Aufgabe zu erhalten.

In der vorvergangenen Nacht hatte sie für die Gemeinschaft gearbeitet, sicher rührt der Traum daher. Doch sie mag ihn und wertet ihn als willkommene Botschaft. Sie ist bereit.

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Sonntag, 19. Juli 2020
g l ü c k l i c h still
Erschöpft gibt sie dem Schlaf nach, der sich ihrer unnachgiebig und kraftvoll bemächtigt.

Bei ihrer Rückkehr neigt sich der Tag bereits dem langen warmen Sommerabend zu.

Er ist in ihrem Herzen zurückgeblieben, nichts von ihm ist gegangen, hat sie verlassen.

Sie liebt ihn unverändert auf die unspektakuläre Art, die sie bereits zu Beginn ihrer Geschichte selbst erstaunte und verwunderte.

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Reiter des Windes
Am späten Morgen erledigt sie - im Schneidersitz am Küchentisch - ihre persönliche Post, eine dampfende Brühe neben sich, als er überraschend eintrifft.

Sie nimmt wahr, wie sich ein Kreis schließt, das Leben sich abrundet, der ohnehin reiche Moment vollkommen wird.

Auf tragfähigem und verlässlichem Boden tapsen ihre nackten Füße durch die Hütte, und finden sich ihre Lippen und ihre Herzen. Gleichzeitig sind sie hier und dort, sowohl im Feenland wie auch in der hiesigen Sommerwelt, in der die Bienen summen und sich verirren und in der Zeiten und Diskrepanzen regieren. Zwei Kinder des Windes nehmen sich, was sie brauchen und wollen und geben sich, was sie geben möchten. Ihre Regeln gestalten bestimmt die Geschehnisse.

Sie gibt sich ihm völlig hin, und er gibt sich ihr hin.

Wehmut ist nicht dabei, als er geht.

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Freitag, 17. Juli 2020
Matt und ohne Sehnsucht
Ein Tag ist lang, ermüdend, erfüllend. Sie kehrt heim, in die geliebte, freundliche Hütte.

Zum ersten Mal ersehnt sie ihn nicht herbei; nicht zurück. Käme er jetzt, wäre es ihr eine Last.

Er kommt nicht. Sie verkrümelt sich frei und ermattet in die behütende, geordnete, klare Nacht.

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Donnerstag, 16. Juli 2020
Liebesnacht
Tiefer Schlaf zieht sie weit hinunter ins Schwarze. Als sie erwacht, liegen endlose Strecken hinter ihr, von weit her kommt sie zurück und trifft fremd wieder ein.

Ihre Frage, ob es so lang dauern muss bis er sich das nächste Mal an sie herandrängt und -kuschelt, beantwortet er schnell, unmittelbar mit ja.

Sie kocht Kaffee.

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Überfall
...er überfällt sie, im Schlaf. Sie liebt es.

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Dienstag, 14. Juli 2020
endlich
Endlich, endlich segelt seine Nachricht herein, süß, mit Phantasie und Witz, sehnsüchtig gelesen, ersehnt, ersehnt.

Sie kontert kokett, das Weitere offenlassend.

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Samstag, 11. Juli 2020
Friedensommer
Der Sommer liegt schwer und selbstverständlich auf dem Land, ganz so, als wäre es niemals anders gewesen und würde sich niemals ändern.

Sie legt die Körner für die Vögel hin, ordnet den Garten und stutzt und wässert die Pflanzen, erntet ab, was reif ist und bereitet sich ein schlichtes, köstliches Mahl.

Der Disput mit ihrem Ziehkind hatte sich bereits wunderbar gelöst, nur ein paar Tage später meldete es sich versöhnlich und klug, wie sie findet. Sie ist froh und dankbar, und wieder ruhig und ganz.

Ihr Liebesmann ist weg. Sie vermisst ihn und die Frage nach Angst stellt sich nicht.

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Dienstag, 30. Juni 2020
Nachricht an Gott
Ein hässlicher Albtraum bedrängt sie zum Aufwachen hin, und sie beschließt sofort, trotz der frühen Morgenzeit nicht wieder einzunicken.

Bereits am Vortag findet sie keinen festen Boden unter ihren Fußsohlen, mit unglücklicher Hand navigiert sie durch die Stunden, und abends brüskiert sie ihren Liebesmann, weil sie intuitiv keinen Ausweg sieht.

Am meisten bedrückt sie aber ein Gespräch mit ihrem Ziehkind, das sie sehr liebt. Im Verlauf ergibt sich ein streitbarer Ton - und sie ist bis jetzt nicht sicher, ob es gut und richtig war, für das einzutreten, das ihr wichtig war, oder ob es klüger und besser gewesen wäre, einfach nichts zu sagen. Nichts sagen wäre nicht richtig gewesen, ist das die Flüsterstimme ihres klebrigen Ego? Oder ist es das überlebenssichernde Ego?

Verunsichert blickt sie auf den Tag. Gut ist, dass feine Menschen um sie herum sind, die Trost und Gegenpol anbieten. Dennoch fühlt sie sich gläsern, bedrückt, geschwächt.

Sie ist bereit, sich einen Gutteil selbst zuzuschreiben, schämt sich für ihre Fehler, und bemerkt: es bleibt ihr nur, Gott um Hilfe und Ausgleich zu bitten. Ihr Kopf senkt sich und sie lässt ihr Anliegen auffliegen, formuliert ihre Not und sendet sie los.

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Samstag, 13. Juni 2020
Sommerlust
Der Morgen mit all seinen Versprechungen behütet sie lange im Schlaf und empfängt sie mit der reinen, strahlenden Vormittagssonne.

Es dauert lange, bis Glieder und Geister erwachen, sie kocht sich Kaffee, nimmt die Kräuterernte des Vortags aus dem schnell heiß werdenden Licht, und überlässt sich dem Leben, der Hoffnung, der Zuversicht, diesem ganz besonderen Flair des Sommers, der alles dämpft und ein wenig surreal erscheinen lässt.

Er gehört schon lang nicht mehr dazu. Sie fragt sich, ob es jemals einen anderen Menschen an ihrer Seite geben wird?

Gestern zog die schwere, warme Nacht sie hinaus, an den Fluss. Sie lauschte dem Quaken der Frösche, scheuchte einen Reiher auf, der sich bereits zur Ruhe eingefunden hatte, und pflückte ein großes Bund Kamille. Eine herrliche Zeit. Sie war allein.

Sie kuschelt sich bequem zurück, hinein in die feinsten Laken und Kissen, hinein in die friedliche und paradiesische Ruhe, mit Kaffee und den Plänen des Tages. Sie wird ihr Kind treffen, gemeinsam werden sie Besorgungen erledigen auf dem Markt und bei den Händlern des Dorfs.

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Donnerstag, 11. Juni 2020
das Ganze
Die Nacht gebiert sie hinein in den tiefsten Frieden der Hütte, langsam, schlaftrunken.

Als sie die schützende Aura, die schwer und in dunklen roten und rosa Farbtönen durch die Räume wabert, bewusst wahrnimmt und zu genießen beginnt, ist sie schon geraume Zeit wach, Kaffee ist gekocht, die überbordenden singenden und rauschenden Geräusche des Urwalds quellen durch die weit geöffneten Fenster hinein, lange, dünne Wasserbindfäden fallen senkrecht und beruhigend vom Himmel auf die Erde. Eine Meise kommt herübergeschossen, setzt sich aufs Fensterbrett, wirft einen Blick auf die Futterstelle, dreht das Köpfchen und blickt sie an, wie mit einer Aufforderung versehen, und segelt ebenso hastig wie sie gekommen ist von dannen.

Sie holt Körner aus dem Vorrat und legt sie aus, füllt das Schälchen mit Badewasser auf und kuschelt sich zurück in ihre wollenen Decken.

Es ist, als wäre sie in der Nacht bereits gestorben gewesen und kehrte am Morgen zurück aus der Vollkommenen Welt, noch umgeben vom paradiesischen Nichts, das gleichzeitig das Alles ist.

Sie verbleibt in dieser Niemandszeit, sortiert sich ein mit all ihren Sinnen, es fühlt sich an, als sei sie ein Puzzleteil an seinem richtigen Platz. Still sendet sie ihren schlichten Dank, an all die anderen Puzzleteile.

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Montag, 25. Mai 2020
sinnlich
Er kommt spät, er kommt.

Vertraut und eingespielt finden sich ihre Seelen, ihre Münder, ruhig und nah.

Sie lieben sich, auf erprobte Weise, leidenschaftlich, ebenmäßig. Ihre Herzen bleiben ruhig, zufrieden, ruhig.

Er bleibt nicht lang, sie fürchtet nicht seine Ankunft und nicht sein Weggehen. Die Ruhe bleibt. Sie küsst ihn leicht, vertieft, harmonisch, fest, geduldig; sie küsst ihn so, wie er ist.

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Samstag, 23. Mai 2020
Frage
Sie backt, brät frisches Fleisch, formt Kartoffelbällchen, schrubbt hingebungsvoll die hölzerne Platte des schweren Esstisches, lüftet, wäscht, bis alles blitzt und der Frühling mit seinem zurückhaltenden feinen Duft die Hütte erfüllt.

Abends wandert sie am Waldrand entlang, pflückt ein paar frühe Kräuter, riecht die feuchten Kiefern, und liebt die ruhige, gleichbleibende Bewegung.
Wieder daheim erhitzt sie viel Wasser und gibt alles in den Zuber für ein heißes Bad.

Wird er zu ihr kommen?

Ab und zu schielt sie zur Tür. Keine Nachricht beunruhigt sie.

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Freitag, 22. Mai 2020
Feenland
Die Welt lockt und ruft sie hinaus, und sie startet in aller Frühe, mitten hinein in das Land der Feen und Elfen, das sie umgibt.
Nebel verbirgt die Ferne, liegt wie eine sorgfältig ausgebreitete Decke auf den Wiesen und Auen, dampft über den Wassern. Flugs ist ihr Schuhwerk samt Strümpfen völlig durchnässt, der Tau kündigt den warmen regenlosen Sommertag an.

Sie stapft munter drauflos, mal diesseits, mal jenseits des Stroms. Die Vögel erfüllen ihre singenden und zwitschernden Pflichten, und kündigen ihr Kommen lautstark an - sonst ist sie allein.
Früh ist eine Mahd erledigt worden, würzig und schwer hängt der Duft des frischgeschnittenen Grases in der Luft. Die langen, sanften Wimpern der jungen Gerste wiegen sich sanft im Lufthauch, der auch an dem härteren, gradlinigen Haar des Roggen entlangstreicht. Bussarde ziehen ihre Kreise, so lang ihr Blick ihnen aber auch folgt, niemals sieht sie einen wie einen Stein vom Himmel fallen.
Manchmal findet sie einen Weg vor, einige Male ist es nur ein Pfad, der nur wegen der Frühe des Jahres noch nicht zugewachsen ist, oder, weil Tiere ihn regelmäßig begehen.

Die Sonne steigt höher, ihre Hosenbeine und Schuhe trocknen langsam wieder, der Wind saust durch ihr Haar und schüttelt ihr Lebendigkeit zu.

Nach Stunden lässt sie sich auf einem Findling nieder und nimmt ihr erstes Mahl. Zu gut schmecken ihr selbstgebackenes Brot und die frisch angesetzte Limonade. Bald wird sie länger wandern als nur die Tagestouren, davon träumt sie schon lange und nun ist die Zeit gekommen, wo sie es probieren wird, ein wenig schüchtern.

Es zieht sie weiter, immer gespannt hängt ihr Blick am Horizont, doch auch ihr Weg ist gespickt von Kostbarkeiten, die sie bewundert. Frühe Lupinen, leuchtendgelbe Frauenschuhe, seltsame Spinnengewebe, die Äste und Blätter wie ein Kokon umhüllen. Einmal bemerkt sie vor sich einen seidenen Faden, quer über den Weg gespannt, sich leise wiegend im lauen Wind. Sie steigt hinüber, um ihn nicht zu trennen, ist glücklich über das hier und jetzt.

Er begleitet sie in ihrem Herzen, sitzt ganz selbstverständlich darin, unauffällig und schmiegsam.

Als sie ihr Ziel erreicht, steht die Sonne an ihrem höchsten Punkt. Erschöpft und zufrieden rollt sie mit einem vorbeikommenden Fuhrwerk gen Hütte, bereitet sich dort ein üppiges Essen, und verschläft anschließend die Hitze des Tages.

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Montag, 18. Mai 2020
Heimat
Spät findet sie sein Briefchen, die Ankündigung seiner Küsse, nach Wochenfrist.

Sie will, dass er kommt, augenblicklich wird sie tiefruhig, ihr Atem entweicht, der Boden trägt sie, flexibel und sicher.

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