Samstag, 23. Dezember 2017
ein heiliger Hauch
Langsam geht es ihr besser. Die Hütte strahlt und glänzt, sie spürt die vielen Engel, die um das Gebäude streichen und es mit Segen und Vollkommenheit versehen. Der eine oder andere kommt direkt zu ihr und bringt güldene Gaben, Zufriedenheit und ein leuchtendes Quentchen vom Ganzen.

In diesem Jahr tut sie nicht viel. In der letzten Weihnacht strich der Fuchs um ihre Beine. In der heiligen Nacht wird sie seine Seele suchen und der Fuchs wird die ihre finden.

Alle Tage danach liegen wie leere Blätter herum.

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Wunder
Der Schutz der Hütte hat sich komplett um sie geschlossen. Sie lässt alle Hüllen fallen, entzündet viele Lichter, genießt ihren Kaffee.

Sie spürt ihre Trauer, gewährt ihr ihren Raum, und wendet sich im Anschluss anderen Dingen zu.

Der Baum. Das Wunder. Es ist möglich, es könnte kommen. Still und rein beginnt sie, zu arbeiten.

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Freitag, 22. Dezember 2017
flüchtige Seelen
Als sie das zweite Mal heimkommt, nimmt die Hütte sie gnädig in Empfang.

Die Vögel haben von ihrem Futter liegen gelassen, sie sind verschwunden, an einen anderen Ort. Ihre Seelen zwitschern aufgedreht herum, sie schlagen mit den Flügeln und fliegen quirlig auf und ab.

Sie entzündet alle Lichter und beginnt zu kochen.

Die Einsamkeit drückt fest auf ihren Mut.

Ein scheues Rotkehlchen findet den Weg in die Futterstelle. Normal pickt es zaghaft die heruntergefallenen Körner, mit sicherem Abstand vom unruhigen Treiben. Nun sitzt es nah am Getreide, beäugt sie ängstlich, und frisst dann nervös, ein Korn und noch eins.

Sie rührt sich nicht. Sie sind beide still, das Rotkehlchen und sie.

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Härte
Die Realität trifft sie unbarmherzig und hart. Schutz- und wehrlos sieht sie den kalten Blick der Wahrheit auf sich ruhen, hält nur mit Mühe stand, schilt missbilligend sich selbst. Tränen rollen über ihr einsames Gesicht, schnell wischt sie sie weg und verlässt die Hütte. Kein Wunder in Sicht.

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leere Hände
Es geht ihr nicht so gut und gleichzeitig gibt es die guten Dinge. Sie konzentriert sich auf ihren Grund, und der ist tragfähig und schön wie eh und je.

Drei dicke, dunkelrote Stumpen verströmen Gottes Frieden und Verlässlichkeit. Ihre Hütte ist warm und still, das Knistern des Feuers flüstert und murmelt beruhigende und mutvolle Worte. Die Dunkelheit umrundet ihre Hütte und wehrt Besucher und Unbill sicher ab.

Sie holt sich eine weitere Tasse heißen, tiefschwarzen Kaffee, legt ihre Gedanken geordnet vor sich hin, sortiert sie hier und da um, schiebt das Ende immer mal wieder ein Stückchen nach vorn, und wartet. Auf Regeneration. Auf das Feuer und ihren Willen, der irgendwann wieder erwachen wird.

Bis dahin pflegt sie sich aufmerksam, sammelt jedes noch so kleine Zweiglein ihrer Stärke sorgsfältig auf, fordert sich nicht, lässt ihre Gedanken durch ihren Kopf gleiten, manchmal wie nebenbei ordnend eingreifend, Mutter und Tochter zugleich.

Einmal beäugt sie neugierig einen Plan, und belässt es dann dabei.


Den Menschen, die sie während des Tages trifft, trägt sie wortlos Gottes Segen weiter, den Kopf teilend neigend, mit sonst leeren Händen, dieses Jahr.

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Mittwoch, 20. Dezember 2017
Abkehr
Arbeitsfreie Tage liegen vor ihr. Sie genießt die Freiheit, Freiheit, Freiheit.

Die Schnitte der Vergangenheit nässen noch, doch es ist keine Katastrophe. Sie hat beschlossen, die eine Gemeinschaft zu verlassen, und damit auch ihn. Es sind zwei verschiedene Geschichten; sie genießt die Freiheit.

Ihre Bewegungen gelingen langsam, sie schont und salbt sich selbst. Eine stockende Geburt.

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Samstag, 16. Dezember 2017
Wohin?
Nach einer entsetzlichen Woche erwacht sie ausgeschlafen. Ihre Sorgen liegen bei ihr, gleich neben ihrer Einsamkeit und Trauer. Sie ist zufrieden mit diesen Begleiterinnen, begrüßt die Hütte, den Frieden, Wohlstand und Sicherheit. Die Dunkelheit gewährt noch Schutz, bevor Licht auf ihren faden Tag fallen wird.

Sie entzündet Lichter, kocht starken Kaffee, und überlegt.

Was kann sie tun?

Was muss sie tun?

Wohin wendet sie sich?

Sie senkt ihren Kopf, faltet die Hände und betet.

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Samstag, 9. Dezember 2017
Wintertag
Draußen jagt Schnee fast horinzontal an der Hütte vorbei und fegt alle Gemütlichkeit und Ruhe davon. Sie legt warme Kleidung an und macht sich an ihr Werk. Niemand sonst arbeitet heute und so ist sie allein.

Sein Amulett wärmt ihre Brust, die ihr Herz fest verbirgt. Grimmig bewegt sie sich voran.

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Freitag, 8. Dezember 2017
sie lebt
Gar nicht so schlecht, der kaum erwachte Tag. Glanz fehlt zwar, aber es geschieht etwas.

Sie bemerkt, es geschieht das gleiche, als vor Jahren eine geliebte Person starb: deren Geschichte, die Seele, das Gemeinsame entwich, langsam und unaufhaltbar. Auch damals sträubte sie sich mit allen Sinnen dagegen, wollte den Gedanken, die Situation, die Gefühle, die Stimmung aufhalten.

Naja. Gleichzeitig lebt sie den neuen Tag, heißt jeden Atemzut und jeden Moment willkommen, lernt ganz unbemerkt die fremden Minuten kennen und greift fleißig nach den ihr entgegenfliegenden Aufgaben und Ereignissen.

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Donnerstag, 7. Dezember 2017
jeder Tag ein reicher Tag ohne Glanz
Sie ist krank geworden. Nicht sehr schlimm, dennoch räumt sie sich eine Pause ein und geht nicht in den Wald zum Arbeiten. Sie hat sich Aufgaben mit in die Hütte genommen und freut sich auf einen ruhigen Tag.

Morgens wird sie wach in geborgener, warmer Atmosphäre, einsam, ohne Licht. Sie mag das Alleinsein, die Stille, die Selbstbestimmung, doch es fehlt die Wärme des Bewusstseins seiner Anwesenheit.

Sie spürt, dass sie ihn vergessen wird, dass die Tiefe und Schärfe des Dorns weniger werden. Sie zündet sich Lichter und Kerzen an, kocht sich heißen Kaffee, begrüßt und schätzt ihren wachen Geist und öffnet sich für den Tag.

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Mittwoch, 6. Dezember 2017
Ende
Bereits am Vortag kündigt er sich an und räumt ihr Gelegenheit ein, mit ihm zu sprechen. Sie findet seine Nachricht erst spät am Abend und sie vereinbaren sich für den nächsten Tag. Sie ist vorbereitet, gewappnet, aufgeräumt.

Er kommt und ist fest verschlossen, fast ein kleines bisschen böse. Sie nimmt seine Zeichen schnell und klar auf und bricht den Kontakt ruhig und souverän ab.

Freundlich und ruhend weist sie ihm die Tür, steht zu sich selbst, verleugnet nichts, verbiegt sich nicht, achtet genauso seine Grenzen.

Eine Gefährtin stellt sich später an ihre Seite und weicht nicht eher, bis Schmerzen und Tränen verflogen sind.

So beginnt der erste Tag des restlichen Weges vor ihr.

Im Wald, in der Gemeinschaft, sucht er nicht den Kontakt zu ihr, lässt sie aber teilhaben an seiner Existenz.

Sie gewährt ihm keine Beachtung, erlaubt ihrem Sein keinerlei Ausgang.

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Sonntag, 3. Dezember 2017
endlose Weite weißer Stille
Abends klopft eine Maid an ihre Türe und läd sie ein ins Dorf. Sie - niedergeschlagen wie sie ist - will am liebsten ablehnen, weiß aber, dass nur dieser Weg sie aus dem Dunkel hinausführt. Rasch kleidet sie sich an, löscht die Glut und geht aus.

Ohne Qual und Traum durchwandert sie die Nacht und erwacht erholt. Grade will sie beginnen, sich wohlzufühlen, da schnappt die Einsamkeit zu und trifft sie unbarmherzig; sie erstarrt und wird kalt.

Draußen hat es geschneit. Das Land liegt unter völliger Stille unter der kostbaren Decke der glitzernden Flocken. Sie ist allein. Niemand erfreut sich mit ihr an dem Schatz, niemand denkt an sie, niemand trägt sie in seinem Herzen.

Er tut es nicht.

Sie lässt auch diesen Gedanken nicht aus. Den Rand zum Abgrund ignoriert sie geringschätzig und kocht sich starken, heißen Kaffee.

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Samstag, 2. Dezember 2017
still
Die bedrückende Einsamkeit quillt wie langsame Lava im Zeitlupentempo in ihr Leben.

Alles schwindet, Nebel der Hoffnungslosigkeit senken sich auf ihre Lider und ihr Gemüt.

Sie zieht sich komplett zurück und verbirgt ihre Seele in der Schwärze der Nacht.

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Freitag, 1. Dezember 2017
blöder Mond
Die leere Hütte erwartet sie, empfängt sie, ausgekühlt, dunkel. Leer.

Auf dem Heimweg wird sie vom Mond verfolgt, aufdringlich, schmerzhaft an das Vergangene erinnernd, unabweisbar. Auch jetzt drängt er sich vor das Fenster, prall, im Vordergrund stehend; all ihre Versuche, ihn zu ignorieren abschmetternd.

Sie feuert an und zündet Lichter an. Sie wird noch laufen, kein Fuchs wird sie begleiten.

Sie senkt den Blick.

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Donnerstag, 30. November 2017
das Neue?
Geduldig und stetig kommt das Leben zu ihr. Klopft an ihre Türe, holt sie morgens ab, streicht ihr übers Haar.

Sie geht auch jeden Morgen folgsam und willig mit ihm. Sie verrichtet die Dinge des Tages, arbeitet und bewegt sich sehr viel, deckt sich mit neuen, leuchtenden Stoffen ein, richtet ihre Hütte hell, freundlich und sauber her.

Das Gefühl von Schutz und Geborgenheit will sich nicht so richtig einstellen, schon gar nicht von Glück.

Sie will keinesfalls undankbar sein und ist es auch nicht. Sie spürt die starke, reine Kraft des Lebens, das sie an die Hand nimmt und sicher und planvoll führt, ihr Blick ist wartend auf die Wegbiegung in der Ferne gerichtet. Wird hinter der Kehre Hoffnung liegen?

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Sonntag, 26. November 2017
Zwiebelprinzip
Immer wieder versucht sie, sich von ihm zu befreien.

Sie geht aus, lässt Blicke zu, gewährt Antworten, sucht die Funken der Hoffnung. Immer begleitet von dem Klumpen Druck, mit dem die vergrabene Trauer empordrängt.

Schließlich erkennt sie zum millionsten Mal - sie liebt ihn.

Sie kramt sein Amulett hervor und legt es an. Streicht über ihr Kleid, legt eine Haarsträhne über ihre Gedanken, bemerkt ihre Entlastung und verschließt sich fest.

Lage um Lage.

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Donnerstag, 23. November 2017
sonniger Garten
Der Morgen bringt den neuen Tag. Mit ihm blitzt das Leben durch die Ritzen. Sie spürt die Hoffnung auf Besserung, und kann zurückkehren zu sich selbst.

Sie brüht sich einen starken Tee. Sie wird sich stärken und stoisch stehenbleiben.

Diesmal wird er nicht wiederkommen und sie fürchtet das nicht.

Sie hält inne und horcht nach. Soll sie schreiben, dass sie fürchtet, ihm nicht widerstehen zu können, sollte er doch erneut kommen?

Bewahre die Liebe in Deinem Herzen. Ohne sie ist das Leben wie ein Garten ohne Sonne, aus dem die Blumen verschwunden sind (Oscar Wilde)

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