Er hat ihr positiv geantwortet und auch sie hat bereits wieder geschrieben.
Sie weiß nicht, wo genau es lang geht und so setzt sie auf ihr Gefühl und vertraut in Schutz und Leitung.
Sie ist glücklich, weiß sie seine Gedanken und sein Wohlwollen an ihrer Seite. Mehr muss es nicht sein.
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Sie erwacht vollends und realisiert, dass alles nur in Gedanken stattfindet und resigniert ob des nicht enden wollenden Albtraums.
Die Schmerzen hat sie weggedrückt, sie liegen hinter einer dumpfen Panzerwand und sind fast nicht zu spüren. Auch ihr Gefühl sagt ihr, dass wenn er sie nicht haben möchte, sie ihn auch nicht braucht und bestens ohne ihn zurechtkommt.
Und dann geht sie nachts mit ihm zur Ruhe und wird morgens schon von ihm erwartet.
Es wird enden. Irgendwann.
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Später ist sie dankbar für ihr Erwachen, ihre Gesundheit, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Allein wirtschaftet sie in der Hütte, kocht sich Kaffee, wirft einen Blick in die Ofenstelle, entscheidet sich gegen ein Feuer.
Gestern hat sie ihn getroffen, sogar ein paar Worte gewechselt, freundlich und nett, er tat zugewandt und gleichzeitig unpersönlich. Hatte er es bereits geschafft, sie zu vergessen, den Abstand zu erringen, den er sich so sehr gewünscht hatte? Wenn nicht gestern, dann vielleicht heute, oder bestimmt morgen. Sie trauert, es schmerzt, nicht mehr bohrend, immer noch tief.
Auch das wird vergehen.
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In der Hütte und in ihr drin ist es totenstill; das Vögelzwitschern scheint in weiter Ferne zu entstehen und dringt wie durch Watte gefiltert an ihr Ohr, ihr Herz erreicht es gar nicht.
Mutlos erledigt sie ihre Handgriffe. Keine Energie treibt sie an und ein wenig fürchtet sie tatsächlich, dass das so bleibt.
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Die Beschwernis ist stark. Sie kann bald nicht mehr einschätzen, ist es die Einsamkeit, der Umstand, dass sie sich mit Arbeit massiv übernommen hat, das körperliche Leiden, Depression?
Sie weint, fühlt sich einsam, verlassen von allem. Sie kann sich nicht entschließen, sich einen lindernden Tee aufzubrühen. Sie ersehnt heftig die Nacht, das Dunkel, das Vergessen, das Verlieren.
Ihr Kind setzt sich mit ihr in Verbindung; vor ihm entschuldigt sie sich, lässt sich nichts anmerken.
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Nicht schlafen ist ein sicheres Zeichen ihrer Seele. Nachdenklich und zerschlagen trinkt sie ihren Kaffee.
Zuerst wird sie backen. Dann wird sie weitersehen.
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Später macht sie sich auf den Weg ins Dorf. Sie stapft den bekannten Weg entlang, nimmt die Geräusche und Gerüche der Natur in sich auf und kehrt, im Dorf angelangt, gleich wieder um.
Hummeln brummen in Bodennähe herum, der durchdringende Duft von Flieder trifft sie unvermittelt und heftig. Sie bricht einige Zweige ab, legt eine Dolde auf das Grab der Füchsin und stellt die herrliche, lichtviolette Pracht in einen Krug am Fenster.
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Sie hält inne, streicht sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn, nimmt alles hin, seufzt entlastet, und fährt mit ihrem Tun fort.
Sie wird sorgsamer mit sich umgehen, ihr Entschluss steht fest. Schuldbewusst senkt sie den Kopf, ist es doch längst nicht das erste Mal, dass sie in ihrem Leben an diesem Punkt steht. Wobei, sie darf sich zugestehen, sie hat es zumindest etwas eher bemerkt als früher, und sie hat sicher und klar reagiert.
Ihr Kinn hebt sich, sie richtet sich auf und sieht am Horizont einen feinen rötlichen Streifen. Ihre Stirn glättet sich.
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Sie muss sehr leidensfähig sein, vielleicht dumm. Gleichzeitig ist sie klug genug, um es einfach geschehen zu lassen. Es geht ihr schlecht. Eindeutig hat sie viel zu viel gearbeitet in der gesamten letzten Zeit. Sie spürt dem Gefühl der Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit nach und sucht nach Auswegen, Plänen, Strategien; sie findet keine. Lediglich das Wissen, dass auch diese Zeit vorübergeht, liegt in ihrer Seele.
Sie erwartet die Linderung, still, ergeben.
Sie hat fest beschlossen, keine Minute mehr zuviel in die Arbeit zu investieren. So wird sie wieder Kraft erlangen; sie fühlt es noch nicht, aber sie weiß es. Über diesen Entschluss freut sie sich, sie wird kein einziges bisschen wanken.
Als erstes beginnt sie ihre Hütte zu ordnen; sie hat das Bedürfnis nach Aufgeräumtheit und Klarheit. Sie öffnet die Hüttentür und findet davor ein geschnürtes Bündel. Die Nachbarin muss es ihr vor die Tür gelegt haben, mit etwas Gebäck, ein paar Teekräutern und einem kleinen Stein, der mit etwas Phantasie die Form eines Engels aufweist. Sie lächelt kaum merklich und ist dankbar für die Fürsorge. Tränen drängen in ihre Augen, sie schluckt sie hinunter.
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In ihren Gedanken schreibt er ihr, nicht heute, nicht morgen, keine Nachricht am Sonntag, am Montag schreibt er ihr, in ihren Gedanken. Wird sie ihn vergessen, wenn er viele Montage nicht geschrieben hat?
Und heute ist noch nicht einmal der nächste Montag vorbei.
Alles ist unauffindbar, ihr Lachen und all die anderen Dinge. Einsam, allein und leer sitzt sie am Fenster und sieht in die Ferne.
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Leer bleibt sie zurück.
Er wird niemals zurückkehren?
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Ruckartig springt sie behende aus dem Bett - ein neuer Tag! Hurra! Schnell beginnt sie ihr Werk, erledigt dazu noch kurzen Schriftverkehr, backt einen Kuchen für eine Magd aus dem Nachbardorf und gönnt sich dann doch noch einige Augenblicke mit ein wenig sehr heißem, dampfenden Kaffee.
Gut gerüstet und mit gestähltem Herzen startet sie das Heute. Kein Gedanke an Morgen, kein Gedanke an gleich.
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Allerdings sieht sie ihn auch nicht. Kein Blick in seine Augen, kein Schatten seiner Silhouette.
Es geht ihr gut. Sie wird sehen.
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Sie schafft es, keine Reaktion darüber hinaus zu zeigen. Das ist auch schon mal was und dabei wird sie bleiben. Wenn er sich meldet, wird sie nicht widerstehen können, glaubt sie. Wenn er sich nicht meldet?
Immer öfter hat sie den Gedanken, wie schlecht er sie behandelt und wie wenig attraktiv er sich gibt. Solche Gedanken begrüßt sie. Hoffnung macht sich in ihr breit.
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Ausgelaugt und müde macht sie sich an ihre schwere Arbeit. Das mochte sie schon immer - schwer arbeiten. Es erdet sie, fühlt sich richtig an und sie erlangt so den Eindruck, das überhaupt etwas richtig ist, was sie tut.
So sehr wünscht sie sich, dass der Albtraum endet, müsste aber nur selbst mit dem kleinen Finger winken für sein Ende.
Sorgsam verpackt sie ihr Herz in tausend Lagen Seidenpapier, anschließend umwickelt sie es mit weiteren festen Lagen Leinen und Steinen. Dann macht sie sich auf den Weg.
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Ihr Kreuz ist durchgedrückt und gerade, Haupt und Herz trägt sie aufrecht und klar. Leidenschaftslos und mit leerem Blick ordnet sie ihren Haushalt und rollt sich in ihrer Bettstatt neben dem Feuer zusammen.
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Sie kostet alle Momente voll aus und genießt die Stille und das geschlossene Paradies.
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Dankbar spürt sie den kräftigen Geschmack des Kaffees, bestaunt die komplexe Funktionalität ihres Körpers. Ihr glänzendes Haar hüllt sie schützend ein. Ihr 'Ich' schmiedet zwar noch keine Pläne, liebäugelt jedoch spielerisch mit den Möglichkeiten.
Immer wieder beträumt sie den Moment, ihn loslassen zu können, sich der Zukunft zuzuwenden, endlich zu beginnen. Einzig seiner Rückkehr hat sie nichts entgegenzusetzen, und sie kann sich auch nicht dazu durchringen.
Sie muss warten, bis er nicht mehr kommt. Ist es wohl jetzt schon so weit?
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Im Schutz ihres Heims fängt sie an zu backen, vergisst langsam, noch etwas zittrig, ihre Bedrückung.
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Noch ist sie nicht so weit. Immer noch nicht. Immer noch nicht.
Die Schatten der Nacht sitzen wie kleine Nadeln in ihren Knochen. Sie weiß, dass es nötig war, so heftig zu trauern, sie erseht den Lohn der Qual.
Erschöpft fügt sie sich, wie jedes Mal. Sie ist krank, ihre Seele ist krank, und so bettet sie sich erneut. Heute wird sie kaum etwas tun.
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Der Schmerz beißt sich in ihrem Inneren fest und zerfrisst sie, aufreizend langsam.
Sie hat keine andere Möglichkeit als ruhig zu atmen und das Leiden auszuhalten. Jedesmal wenn sie den Ausweg durchdenkt, sich innerlich von ihm abzuwenden, sinkt sie in sich zusammen.
Es geht ihr wirklich schlecht.
Sie zündet sich ein einsames Licht an und setzt sich, vor sich ein weißes Blatt Papier. Später steht sie auf und nimmt sich einen kleinen Krug, gießt ein wenig selbstgebrannten Schnaps hinein. Hastig trinkt sie, und trinkt auch noch einen weiteren Krug leer.
Tief in der Nacht, die Kerze ist längst erloschen, schleicht sie zum Bett und fällt in einen grauenhaften, unruhigen Schlaf.
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Auch jetzt denkt sie es wieder.
Und gleichzeitig hofft sie, bangt, ersehnt seine Arme, seine Küsse, seine Gedanken, seine Stimme.
Sie fügt sich. Sie lebt und lacht dabei, gibt alles hin, gibt alles in die Welt und steht ohne alles da. Und ist gleichzeitig die reichste Frau der Welt.
Heute schmerzen ihre Knochen; sie dankt aufrichtig, dass es nicht zu schlimm ist und zwingt sich in ihr Tagewerk.
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Es geht voran. Er hat ausgesprochen, was sie immer fürchtete. Ein wenig erstaunt bemerkt sie ihre gleichzeitige Entlastung.
Sie will es nicht, aber immerhin bringt es Bewegung. Und die Bewegung verheißt zumindest Freiheit.
Die Farbe des Lichts wechselt von leuchtendem Orange in ein gleißendes, machtvolles Gelb. Die Sonne beansprucht ihre Position und sie gibt sich ihr hin, ohne verstehen zu wollen. Bewegung.
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