Samstag, 23. Januar 2021
Blick in die Zukunft
Schäbig und zäh zieht sich der schmutziggraue Fluss der düsteren Winterzeit, viel zu langsam, durch ihrer aller Leben. Die Menschen versammeln sich abends um ihre Feuer, reden, fertigen Handarbeiten an, tischen Erntevorräte auf, ersehnen das Frühjahr, das Ende des dunklen Einerlei.

Auch an ihren freien Tagen steht sie früh auf, es ist stockdunkel. Unter der Asche findet sie etwas Glut, legt ein paar Späne darüber, die Flamme springt an. Vorsichtig nährt sie das Feuer mit kleinen Hölzern und Scheiten, um es nicht zu ersticken und hängt den Kessel darüber.
Am frischgescheuerten Tisch entzündet sie ein paar Stumpen, bereitet später den Kaffee, lässt sich gemütlich nieder und beginnt ihren Schriftverkehr.

Ihr Liebesmann begleitet sie in ihrem Herzen, an der Seite ihrer Gedanken. Er tut es hintergründig, nicht mehr bedrohlich, es ist warm und bereichernd, steht außer Frage.
Manchmal legt sie ihm morgens im Wald ein Stück Obst hin, an die Stelle seines Arbeitsbeginns, und kennt sein stilles Lächeln, auch wenn sie es nicht sieht.

Je älter sie wird, um so weniger begierig ist sie zu erfahren, was die Zukunft so bringt.

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