Sonntag, 24. September 2023
Alte Liebe
Es ist still. Sie ist ausgeschlafen. In der Frühe und noch im Dunklen tappt sie zur Feuerstelle hin, schürt die Glut an. Rabenschwarze Baumköpfe heben sich machtvoll und gleichzeitig sanftmütig gegen das erste schemenhafte Licht des Morgens ab.

Drei Tage war die Kameradin zu Besuch. Sie haben geredet und gelacht, Wein getrunken und gemeinsame Mahlzeiten genossen. Sie hatte vorher Köstlichkeiten zubereitet, und auch vom fliegenden Händler hatten sie Lebensmittel, die sie mit den Fingern zu sich nehmen konnten, erstanden.

Jetzt ist es still. Die Tage hatten sie angestrengt. Dafür ist sie nicht gemacht, es liegt klar auf der Hand, es geht nichts anderes mehr als allein sein. Sie will nichts anderes mehr als allein sein.
Die Freundin packt erst spät ihr Säckel, sucht umständlich ihre Siebensachen zusammen, pausiert immer wieder und spricht und spricht, alles zieht sich hin wie eine zähe, feste Masse, bis sie endlich allein ist.
Schon währenddessen hatte sie begonnen, die Dinge zu ordnen, und nun setzt sie ihre Arbeit vor, wäscht alle Tücher und Leinen kräftig durch, hängt sie in den kalten Wind, und lässt erst nach als die gesamte Hütte blitzblank, klar und ordentlich und frisch vor ihr liegt. Müde und wirklich erschöpft schlüpft sie in ihr vertrautes Bett und schläft ihrem Rhythmus angepasst früh ein.

Es ist still. Sie liebt die Stille, die Sauberkeit unter ihren nackten Füßen, die Stärke des Mokkas, das Alleinsein. Sie wickelt sich aus den wärmenden Plaids und tappt zum Krug an der Gluthitze, nimmt sich ihren zweiten Kaffee.

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