Sonntag, 8. Juli 2018
auf ihrem Weg
Bis tief in die Nacht war sie unterwegs gewesen. Die lange Tour hat ihr sehr gut getan, sie spürt deutlich ihre Sehnsucht nach dem Wandern, nach der Natur, nach der Ferne. Vielleicht wird sie doch eines Tages losgehen, die Hütte zurücklassend, die einsame Hütte, ohne Wölfin, ohne Füchsin, alles zurücklassend.

Auf ihrem Weg meidet sie die Menschen, umrundet respektvoll die Tiere, beobachtet, lässt die Gedanken mitwandern, Schritt für Schritt, weitausholend, mit riesiger Freude an der Bewegung, an dem Wunderapparat ihres Körpers, an seiner Gesundheit.

Als der schmale Pfad endet, stiefelt sie weiter, durch das mannshohe Gras; Brennesseln verbrennen ihre bloßen Waden, Disteln ritzen ihre Haut auf.
Einmal überquert sie eine kleine Brücke, die komplett überspannt ist von Spinnennetzen, in denen kapitale schwarze Achtbeinerinnen sitzen; sie schaudert's. Kaum blickt sie nach oben und eilt hinüber. Bereits gemähte Wiesen erleichtern ihren Gang. Sie orientiert sich an dem roten Schein der bereits untergegangenen Sonne, am hell strahlenden Abendstern und an dem Lauf eines Flüsschens. Zu dem will sie sich wieder wenden am Ende einer bereits abgeernteten Weidefläche, und trifft unvermittelt auf lagernde Männer. Sie umschleicht den Ort leise, kein knackender Ast unter ihren Füßen verrät ihre Nähe.

Spät, sehr spät erreicht sie heimische Gefilde, und ihr wird leichter ums Herz. Gespannten Schritts läuft sie dem Zuhause entgegen, dem ersehnten, nun ist sie froh, dass sie sie hat, die Hütte.

Tief und ungestört fällt sie in Schlaf, eingekuschtelt in weichste Kissen und Federn, glücklich.

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