Samstag, 20. Januar 2018
Kreis
Sie erwacht früh, mit eisernem Griff um ihr Herz; ein dicker, schwerer Klumpen bedrückt ihre Seele. Er ist nicht da, nirgends, leer ist ihre Welt.

Der Weg zurück in das gnädige Dunkel ist versperrt, sie steht auf und kocht Kaffee.

Später, der aushöhlende Schmerz zehrt unverändert in ihrer Mitte, spürt sie, dass er nicht völlig verschwunden ist, nur er sich selbst absolut unerreichbar gemacht hat.

Das macht es nicht besser; vielleicht ist es gar das Schlimmste an allem. Unerheblich, resigniert wischt sie den Gedanken weg.

Sie ist hoffnungslos, befindet sich in einer tückischen, schmerzhaften Sackgasse, sie kann weder vor noch zurück, nicht zur Seite, heftiges Schluchzen bricht aus und schüttelt ihre Schultern.

Später versiegen ihre Tränen und sie wendet die Frage, was sie tun soll, wie ein immer wiederkehrendes deja vu hin und her, wieder und wieder, so wie sie es seit Wochen tut.

Ihr Vertrauen in die Zukunft sinkt. Nach zwei bis drei Tassen Kaffee findet sie sich wieder an dem selben Punkt, an dem sie immer endet, seitdem sie ihn kennt. Sie liebt ihn, hier endet ihr Weg, ob er sich ihr zuwendet oder nicht, ob er ihr Beachtung schenkt oder nicht, was auch immer er fühlt, entscheidet, tut: hier endet ihr Weg. Sie wird ihre Umgehensweise ändert müssen, sich nicht mehr auflehnen, nicht mehr kämpfen.

Oder was auch immer.

Ein superleises Stimmchen bringt ein paar piepsige Töne hervor: das Leben ist bewegung. mal schnell, mal langsam, mal verkennt man die richtung, mal unterschätzt man die macht. alles ist möglich.

Diesem Strom gibt sie sich hin, wehrlos, losgelöst.

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