Sonntag, 5. November 2023
Novemberliebe
Regenschnüre ziehen senkrechte Wasserfäden, gerade aus den Wolken bis zum Boden hin.

Sie denkt an den Wolf, stellt sich Fragen, stellt den Wolf infrage, sich selbst, nickt innerlich, zustimmend, bestätigend, sicher und unsicher zugleich.
Freie Zeit umhüllt sie, freiheitlich, es entstehen Räume, in kräftigem Rosenton.

Klarheit hat sie nicht losgelassen, Stärke und Kraft leiten sie, sie wird erneut in die Natur gehen.

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Samstag, 28. Oktober 2023
Schnitter
Früh und lange vor dem Tag steht sie auf, feuert kräftig an und lässt die scharfe kalte Luft durch die weit geöffneten Fenster durch die Hütte fegen. Eingewickelt in schwere warme Decken trinkt sie Kaffee in kleinen Schlückchen und genießt das zaghafte Maändern der Zeit.

Später beginnt sie ihre Werke. Von draußen holt sie frischgeernte Kerne und Saaten für die Vögel hinein und legt sie erstmals in diesem Herbest liebevoll aus. Schon bald hört sie das hohle Klopfen des Buntspechts, der heuer der erste ist, der die Gaben bemerkt. Sie betrachtet ihn still und gibt seinen wachsamen Knopfaugen keinen Grund zum Flüchten.

Auch pult sie die letzten Feuerbohnen aus ihren mittlerweile braungewordenen Schoten und legt sie aus zum Trocknen, das Saatgut fürs nächste Jahr. Schnell noch einige Zweige Thymian gepflückt und ein paar dicke rote Äpfel vor den hungrigen Mäulern der Schmetterlinge und pickenden Gesellen gerettet, dann zieht sie sich zurück in die gewärmte Kuhhina für die Zubereitung von Speisen und Gebäck. Der Wolf ist wie immer dabei.

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Freitag, 20. Oktober 2023
Quelle
Ihr Geheimnis liegt strahlend und bezaubernd in ihrem Herzen; sie lächelt bei ihren Gedanken an ihn.

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Donnerstag, 19. Oktober 2023
Formation der Liebenden
Die Rückkehr aus den fernen Ländern ist lang und beschwerlich. Sie meistern alles gut, ihr Kind ist an ihrer Seite, und sie ist erleichtert, die sichere und geordnete Hütte zu erreichen.

Nachrichten an den Wolf hat sie keine gesendet, und ihre Gedanken bleiben gänzlich nah bei ihr.
Nach der Moorarbeit trifft sie Menschen, schaut vorbei bei dem alten Witwer und richtet seine Wäsche und Linnen, und sieht bei der späten Heimkehr schon von weitem des Wolfes Anwesenheit. Seltsam fremd ist der Anblick, beim Betreten der Hütte wird ihr elend, als sie merkt, dass er bereits im Aufbruch ist.
Zwar umfängt er sie, küsst und liebkost, und tröstet sie etwas betreten, doch ihr geht es schlecht, und sie verbirgt es nur halb.
Sein Geruch bleibt in den Räumen hängen und haftet an den Stoffen. Bereits am Morgen liegen die Gaben vor der schweren Holztür der Hütte, die sie sich wünschte, und dennoch hängt eine Leere in ihrem Herzen, die sich nicht wegschieben lässt.

Nur wenige Tage später spürt sie seinen charakteristischen Schritt noch bevor sie ihn hört. Sie sind beide müde, ein wenig fremd und etwas ungelenk, doch gleichzeitig passen sie wie eh und je ohne jede Abweichung zueinander. Gewandt tanzen sie einen jahrtausende alten Tanz und reihen sich ein in die Formation der Liebenden, diejenigen, die sich finden ohne Worte und ohne Fragen.
Er schläft ein wenig in ihren Armen, sie studiert derweil Schriften und Skripte und hängt ihren Gedanken nach.
Auch später, sie kommen erneut zusammen, sprechen sie nicht. Er verlässt sie schnell, ihr geht nichts verloren, alle Bedrückungen sind fortgeliebt, sie fällt in einen traumlosen Schlaf.

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Sonntag, 24. September 2023
Alte Liebe
Es ist still. Sie ist ausgeschlafen. In der Frühe und noch im Dunklen tappt sie zur Feuerstelle hin, schürt die Glut an. Rabenschwarze Baumköpfe heben sich machtvoll und gleichzeitig sanftmütig gegen das erste schemenhafte Licht des Morgens ab.

Drei Tage war die Kameradin zu Besuch. Sie haben geredet und gelacht, Wein getrunken und gemeinsame Mahlzeiten genossen. Sie hatte vorher Köstlichkeiten zubereitet, und auch vom fliegenden Händler hatten sie Lebensmittel, die sie mit den Fingern zu sich nehmen konnten, erstanden.

Jetzt ist es still. Die Tage hatten sie angestrengt. Dafür ist sie nicht gemacht, es liegt klar auf der Hand, es geht nichts anderes mehr als allein sein. Sie will nichts anderes mehr als allein sein.
Die Freundin packt erst spät ihr Säckel, sucht umständlich ihre Siebensachen zusammen, pausiert immer wieder und spricht und spricht, alles zieht sich hin wie eine zähe, feste Masse, bis sie endlich allein ist.
Schon währenddessen hatte sie begonnen, die Dinge zu ordnen, und nun setzt sie ihre Arbeit vor, wäscht alle Tücher und Leinen kräftig durch, hängt sie in den kalten Wind, und lässt erst nach als die gesamte Hütte blitzblank, klar und ordentlich und frisch vor ihr liegt. Müde und wirklich erschöpft schlüpft sie in ihr vertrautes Bett und schläft ihrem Rhythmus angepasst früh ein.

Es ist still. Sie liebt die Stille, die Sauberkeit unter ihren nackten Füßen, die Stärke des Mokkas, das Alleinsein. Sie wickelt sich aus den wärmenden Plaids und tappt zum Krug an der Gluthitze, nimmt sich ihren zweiten Kaffee.

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Sonntag, 17. September 2023
Rückzug
Die fröhlichen Menschen vom Vortag laden sie ein zum weiteren Feiern und trinken. Sie schlägt aus und ist froh, nicht dabei zu sein.
Eine Verwandte wird sie fragen, das weiß sie, und sie freut sich nicht darauf. Die Menschen, die teilweise ihre eigene Familie sind, die sie auch mag und froh über sie ist, scheinen ihr zuweilen grob, die Gespräche und die Nähe scheinen nicht echt, eher um der Geselligkeit selbst willen gesprochen, nicht um des Inhalts. Ein oder zwei tragen den fauligen Geruch des Mets vor sich hier, den sie lieber meidet und der ihr unheimlich ist.

In ihrer Hütte findet sie Frieden, Ruhe, Schutz und Reinheit. Die Vögel schnattern und unterhalten sich in ihren unterschiedlichen Mundarten, noch keiner von ihnen verlangt nach Futter.

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Samstag, 16. September 2023
kleine Feen
Sie erledigt Haushalt und Aufgaben in einem leichten Nebel. Alles geht flüssig durch ihre Hände und erreicht dabei nicht ihr Bewusstsein.
Abends geht sie aus - ein seltenes Geschehnis. Met und Essen schmecken ihr nicht besonders, sie ist müde um diese Zeit. Aber sie nimmt von allem zu sich, und macht sich erst spät auf den Heimweg. Am Morgen sind ihre Glieder schwer, und ihr Kopf drückt und schmerzt. Starker Kaffee soll sie heilen und zurückholen, sie trinkt in kleinen Schlückchen und wartet still zu.

Der Wolf bekommt von ihr eine kleine glückliche Nachricht. Die Spuren seiner Energie nisten fest in ihrem Sein, hintergründig und delphisch.

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Donnerstag, 14. September 2023
seltsame Perspektive
Zwischen zwei Universen und einigen schläfrigen Küssen bemerkt sie, dass er von ihrer Warte aus immer jung sein wird.
Er kontert mit der Frage, wie sie denn aus seiner Sicht zu sehen sei?

Erst heute wundert sie sich über sein Vorgehen.

Sie antwortet mit einer Gegenfrage. Eine Antwort mit Worten bleibt er ihr schuldig. Statt dessen verwendet er Küsse, lässt sie nicht aus, zwingt sie ins Zentrum ihrer Feuer, drängt, treibt, liebt sie. Wolfsliebe.

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Mittwoch, 13. September 2023
Wolf- und Katzenland
Sie sendet ihm eine Nachricht, und noch vor Tagesanbruch hört sie seine sich der Hütte nähernden Schritte.

Tiefe Freude durchströmt sie, und die sich regelmäßig mit seinem Eintreffen einstellende Unsicherheit umfängt und vereinnahmt sie gänzlich. Gleichzeitig sind sie beide sicher getragen, und verstehen beide nicht. Er ist müde, graue Schatten liegen auf seinen Augen, die kostbare Zeit hat er sich abgespart.

Er kennt sie genau, bietet ihr Führung an, und folgt ihr gelassen auf die ihm unbekannten Wege. Während ihrer Liebesreise verschlingen sich ihre Finger ineinander.

Sie gibt sich hin, lässt sich tragen in ihr gemeinsames Land, in dem er sie zärtlich liebt und ihre verstohlenen Zeichen zu seinen wichtigsten macht.

Am nächsten Tag spürt sie das Alter ihrer Knochen. Manchmal lächelt sie leise.

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Sonntag, 10. September 2023
Tag der Tage
An einem Tag war es soweit. Seit vielen Monden hatte sie viel Zeit darauf verwendet, nichts zu tun; ob es einen Zusammenhang gibt, weiß sie nicht. Die leere Zeit füllt sich regelmäßig mit Dingen sonderbarer Natur, stillen Tönen, Änderung der Zeit, Bildern, und nichts.

Ein neues Tuch wird zum Säckel geschnürt, und darin verstaut sie unsichtbare Utensilien. Sie stapft los, in der starren Hitze des späten Sommers, und wie und nach welcher Dauer sie an den Rand des Kraters - oder war es eine Höhle - gelangt war, vermag sie nicht zu sagen. Ohnehin hat sie ihre Stimme verloren, bemerkt dies aber kaum, denn alleine spricht sie nicht.
Der Abstieg zentriert alle Kräfte und Aufmerksamkeit. Berichte über Geschehnisse stehen nicht zur Debatte, und so schenkt sie den sich ihr bietenden ungewohnten Bildern wenige Blicke und Gedanken. Herabrinnendes Wasser läuft ihr zuweilen über die Hände, und sie labt und wäscht sich damit. Die Wesen der Anderwelt zupfen an ihren Kleidern, schmeicheln ihr, knuffen und begleiten sie und weisen ihr damit die Wege. Die fremde Welt nähert sich und verschluckt sie schlussendlich mit feinen, zarten Fäden und Bändern - ein Zurück ist nicht vorgesehen.

An ihrem Ziel angelangt macht sie sich ganz selbstverständlich an die alltäglichen Aufgaben. Sie besucht den Brunnen und versorgt Tier und sich selbst mit kühlem, frischen Wasser, richtet sich ein und repariert marode und defekte Stellen, ordnet alles und sorgt geschäftig für Futter und Mahlzeiten. Lange Zeit ist sie für sich, und sie vermisst niemanden. Doch nach und nach erscheinen, erst schemenhaft, dann deutlicher und klar, die Typen und Gestalten ihres Blutes, und deuten ihr ihren Platz zu, auch in der Gemeinschaft. Sprache steht weder ihr noch irgendjemand anderem zur Verfügung, und so ist alles friedlich und still. Manchmal verweht der Wind ein paar Klänge und Töne einer fremdländischen Musik herüber, die von der Größe und einer unentdeckten Vielfalt summt, doch dreht sie den Kopf, ist es so, als wäre nie etwas hörbar gewesen.

Die Arbeit ist schwer, und so schläft sie gut. Abends tragen alle ein großes Mahl zusammen, sie essen gemeinsam und verrichten das anschließende Säubern in Gruppen. Nach dem Scheuern der schweren Tische gibt es Wein und Met, und wenn die Kinder längst schlafen und der schwarze Himmel blinkende Edelsteine präsentiert, wandern Frieden und Glück durch die Reihen der Bänke und streicheln die darauf Sitzenden sanft. Manchmal nähert sich ihr der Wolf, hebt sie hoch und nimmt sie mit sich.

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Samstag, 2. September 2023
Spätsommer
Die Spätsommersonne schaut zögerlich zum Fenster hinein, und flüstert..... nichts.

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Ahnung von Auflösung
Sie hat alles. Das Leben fühlt sich seltsam 'fertig' an.

Früh am Morgen, auf der Schwelle des Anderlands, im frühen Lichtgrau, geistern ihr Ziele durch den Kopf. Viel weniger Wasser für sich gebrauchen. Kein Fleisch mehr essen. Mehr innen sein, leben, schauen.
Sie ist seltsam müde.

Bereits seit dem Vortag fühlt sie den fehlenden Boden unter ihren Sohlen. Eingebettet in eine leuchtende Struktur, mit engen Verbindungen zu Geschöpfen und Natur hat das keine Auswirkungen außer ein diffuses Gefühl von Verlorenheit. Sie spürt dem nach und widersteht dem Impuls, Entlastung im Kontakt mit Menschen zu suchen.

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Sonntag, 20. August 2023
Freiheit im Verlies der Lebensdauer
Sie schläft lange in den Tag hinein, tappst schlaftrunken in den Tag und zum Waschkrug hin. Noch versunken in den mystischen Armen der dunklen Seite wässert sie reichlich den verwunschenen Garten mit seinen Kräutern und Früchten und lässt sich dann erst nieder für einen friedlichen Kaffee. Ihre Anderwelt im Diesseits.

Sie denkt an ihre letzte Reise, auf der sie auf ausgetretenenen Pfaden unweit der Menschen geht. In ihren Träumen wird ihre große Furcht deutlich. Sie schlägt ihr Lager dicht an zwei wiederkäuenden jungen Bullen auf, die sie neugierig und linkisch beäugen und beschnauben. Sie schläft nicht tief und lange genug bis ins fahle Morgengrau. Diesmal führt sie die notwendigen Utensilien mit sich und alles bleibt trocken. Nach dem Rückbau ihrer Schlafstatt verlässt sie leise den versteckten Ort, tappt auf Zehenspitzen aus dem Wald, vorsichtig trockene Ästchen vermeidend. Auf dem zugewucherten Pfad, der an die verborgene Stelle führt, zieht sie die Schuhe aus, damit sie nicht vom Morgentau durchweichen. Auf der uralten Route angekommen wäscht und kämmt sie sich sorgfältig, ordnet ihre Dinge und startet gen Kamm.
Und bleibt gleich wieder stehen - vor ihr sitzt ein Frühaufsteher. Der Waldbewohner und sie betrachten sich regungslos, eine lange Weile.


Dann wirft sie noch einen Blick zurück auf die ruhenden Bullen und beginnt den Anstieg.


Sie durchwandert hohe Höhen und Schluchten voller Geröll, genießt die Freiheit und die Tour, weiß aber schon jetzt, dass sie zukünftig wieder einsame Landstriche wählt.




Sie kehrt zurück in diese Zeit, und nimmt sich einen weiteren Kaffee. Nur wenige Vögel singen ihr Lied, es ist bereits heiß. Die Sonne scheint ebenfalls erschöpft, sie unternimmt nur halbherzige Versuche, die Wolken zu verschieben. Kein Mangel erreicht ihre Welt.

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Dienstag, 15. August 2023
Wasserfallblick
Alles ist wie immer, und doch beginnt eben, jetzt, gleich, jedesmal ein einzigartiger Moment.
Er betritt die leere Hütte und sendet Boten, um sie zurückzulocken. Sie eilt. Sie eilt.

Dieses Mal wird seine Bedürftigkeit sichtbar, sein Genuss, seine Liebe. Ihre Zusammenkunft ist selbstverständlich, und sie ist erfüllt von Glück, erschöpft, erfüllt, glücklich.

Er verlässt sie gelassen, mit süßen Küssen, Wasserfallblick.

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Samstag, 5. August 2023
Wolfes Geist
Die zurückliegenden Wochen haben ihr einiges abverlangt. Sie hat gut gehaushaltet mit Kräften und Nerven, ist zwar erschöpft, wird aber heilen und sich erholen, das spürt sie. Ein Anfang ist ihr erst spätes Erwachen, der Tag hat längst begonnen, und sie fließt ein in die geschäftige Stille und Harmonie der Ländlichkeit. Noch immer trägt sie in sich die Liebe und das Glück des letzten Zusammenseins mit dem Wolf. Worte und Gesprächsthemen widerhallen in ihr nach, seine Umarmung umfängt sie, auch jetzt noch, wo er längst weg ist.

Eine Wildbiene besucht sie durch ein weitgeöffnetes Fenster und summt hinein gemeinsam mit der Sommerfülle mit Sonnenluft und tausend Vogelstimmen. Manchmal verweht ein Geräusch aus der Siedlung hin zu ihrer Hütte, hintergründig, fast ein wenig geisterhaft, und berichtet von den in einiger Entfernung wohnenden Menschen und ihrem Alltag.

Der Wolf hat eine schwere Wolljacke bei ihr gelassen. Es ist durchwirkt von seinem Geruch, und sie kennt ihn gut genug, um seine Motive zu erahnen. Am Abend seines Weggangs schlüpft sie hinein und wird umfangen, und manches Mal schläft sie selig in der Nacht mit seiner Nähe.

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