Mittwoch, 26. September 2018
kalt
Sie ist einsam.

Mehr denn je liegt auf ihrer Hand, dass niemand da ist, kein jemand, der sich sorgt, sich umkehrt, wo sie bleibt, kein Blick, der auf ihr ruht.

Die Hütte empfängt sie kalt.

Sie ist innerlich erstarrt, starr, klein. In der Nacht erwacht sie von Übelkeit, so schlimm, dass sie sich eine Schale an die Bettstatt holt. Morgens erwacht sie früh, ohne Lächeln, ohne Mut.

Sie kocht sich Kaffee.

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Dienstag, 18. September 2018
Versprechen
Das Leben wird nach vorn gelebt und rückwärts verstanden - so sagt ein kluger Geist.

Er ist nicht ganz weg. Er küsst sie nicht und hält sie nicht im Arm, und manchmal verliert sie sein Band und spürt den diffusen Schmerz in ihrer Seele - doch dann ist er nicht ganz weg und sie bewahrt ihre Lippen für die seinen.

Sie ist blind für das vor ihr Liegende und lebt in das Ungewisse und hat auch das Vergangene noch nicht erfasst. Sie vertraut in das Leben und in sich und bewegt sich zumeist anmutig der Zukunft entgegegen.

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Montag, 3. September 2018
Fragen
Heute morgen geht ihr die Unsinnigkeit ihres Tun durch den Kopf. Was macht sie da eigentlich?

Wieder steht sie allein auf, und dazu lädt sie noch riesige Unwegbarkeiten von anderen in ihr Leben ein.

Er ist nicht mehr frei. Sie schilt sich ein wenig, und streckt ihre Hoffnung und Gedanken wieder in die Richtung eines anderen Mannes aus.

Vielleicht bedient sie nur ein ungelöstes Muster aus ihren Kindheitstagen? Und es ist gar nicht Liebe, die sie bei ihm hält?

Jetzt hat sie es soweit geschafft, nun wird sie auch noch den Rest des Weges zurücklegen können. Sie wird sehen; weiterhin tut sie einfach nichts.

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Sonntag, 2. September 2018
er war nie weg
In der Nacht hört sie seine tappenden Schritte durch die Hütte. Er wirft sich zu ihr, freudig und in Erwartung ihrer Freude. Kein bisschen unsicher finden sie sich, auch wenn die lange Zeit der Entbehrung mit anwesend ist.

Er liebt sie, wie er es immer getan hat. Sie sprechen kaum ein Wort, es wirken ausschließlich andere Verständigungen.

Später geht er wieder, küsst sie, und versteckt seine Eintrittskarte an dem nur ihnen bekannten Platz. Ob er wiederkommen möchte oder es aus Ordnungssinn tut, weiß sie nicht. Oder doch, sie weiß es, beide Gründe stimmen.

Der Auftritt der Sonne auf der Weltenbühne, glühendorange und hell, wie an einem Sommermorgen, ist unauffällig und fast nebensächlich. Sie steht auf und sein Geruch begleitet sie. Sie, die reichste Frau der Welt.

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Freitag, 31. August 2018
Bekenntnis
Er kündigt sich an; sie weiß nicht, ob er kommen wird.

Sie kennt jedoch seine Sehnsüchte, gleich ob sie Küsse oder nur das bloße Aneinanderliegen erhoffen.

Sie ist viel ruhiger als in den Monaten, in denen sie glaubte, er wäre ihr fremd.

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Dienstag, 28. August 2018
erneut nicht verlassen
Erneut hat er sie nicht verlassen. Er hat es angekündigt, fast zerstörerisch, sicher war er davon überzeugt, das zu wollen und zu können, er war weit weggezogen, bis in die Arktis, zum weit entferntesten Ort auf dieser Erde. Und er hatte die Herkunft ihres Verbindungsbands grob unterschätzt, denn es kommt von viel weiter her als der entlegendste Ort auf dieser Welt, an dem er sich vor ihr verbergen kann.

Sie liegt glücklich auf ihrer Bettstatt, den leeren Blick dem Himmel zugewendet, niemand ist bei ihr und doch ist sie keineswegs allein.

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Montag, 27. August 2018
in Liebe
Er kommt, befolgt ihre Regeln, küsst sie, ein bisschen wie probehalber. Sie lässt sich völlig fallen, ängstigt sich zu keinem Teil.

Sie versinken ineinander, es gibt keine Fragen und keine Antworten.

Sie entlässt ihn liebevoll, er geht in Liebe.

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Sonntag, 26. August 2018
die Zeit streicht vorbei
Sie erwacht ruhig und ausgeglichen. Der Vortag hat ihr noch einmal Kraft genommen, doch sie hat ihren Plan klar und fest im Kopf und ist ausgeruhter als gestern. Manchmal träumt sie von seiner Ankunft, ein paar Mal erwägt sie, dass es bei seinen Worten bleibt. Irgendetwas in ihr gibt ihr festen Stand und einen sicheren Blick auf die Richtigkeit des Augenblicks.

Der Engel bewacht und segnet ihre Tür.

Gemeinsam mit ihrer Mutter macht sie sich auf den Weg zu einer Anverwandten, deren letzter irdischer Hauch entwichen ist. Sie ist nicht traurig, denn auch hier liegt die Wahrheit im Moment. Sie verscheucht die verharrende Seele, ordnet die verbliebenen Gegenstände den Lebenden zu und erweitert den Abstand zwischen Anderwelt und des Jetzt.

Sein Amulett ruht auf ihrer Brust, gerade schwer genug, um sie zu erden und zu berühren.

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Samstag, 25. August 2018
es ist, was es ist
Früh morgens, völlig zerschlagen und höchst glücklich sitzt sie mit heißem, starken Kaffee und eingemummelt in Decken und Kissen gemütlich mit hochgelegten Beinen und erledigt ihren Schriftverkehr. Die großen Fenster sind weit geöffnet und das Prasseln des heftigen Sommerregens verdichtet sich zu einem monotonen, beruhigenden Geräusch. Vereinzelt teilt der Schrei eines Bussards das Gleichmaß des Rauschens.

Am Vortag hat sie hart gearbeitet, es hat einen Tanz gegeben, und sie war den ganzen Tag und die halbe Nacht gelaufen, mit Speisen und Weinen, hatte gespült und gesäubert, neu gekocht und wieder aufgetragen. Rücken und Füße brennen und schmerzen, und sie ist höchst glücklich.

Seine letzte Nachricht von gestern lautet, dass er zu ihr kommen wird. Sie fragt sich nichts, denkt nicht, will nicht denken. Das ist für sie richtig, nicht nur obenauf, sondern tief innen spürt sie den Boden dieser Wahrheit.

Bereits ihr erstes Aufeinandertreffen - vor Jahren - war von der Frage geprägt gewesen, wie sich diese Liebe in das Hier und Jetzt, in den Alltag aufnehmen lassen kann. Eine Antwort hatte sich nur halbwegs und temporär gefunden, jedenfalls bislang.

Sie liebt ihn, vertraut und folgt ihm.

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Mittwoch, 22. August 2018
time out
Höchst sensibel reagiert sie auf jeden Milimeter Veränderung in der Distanz zwischen ihnen. Er rückt etwas ab, sie versteift sich innerlich leicht.

Schmerzen spürt sie keine. Wieder lässt sie los, bleibt mucksmäuschenstill stehen, atmet nicht.

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Dienstag, 21. August 2018
Wirren
Er ist noch da.
Noch ist er da.

Er umschwirrt sie, umhegt und umpflegt sie, ist präsent, beantwortet ihre vorsichtigen Nachfragen prompt und stürmisch, wie eh und je. Und wie jedesmal weiß sie nicht, wie sie diese Information einordnen soll - eindeutig ist eine Verhaltensweise dieser beiden gegensätzlichen Haltungen von ihm nicht authentisch. Entweder musste er sich zum Abwenden zwingen oder er gaukelt ihr jetzt Zugewandtheit und Freundlichkeit vor.

Sicher in ihrer Hütte, mit festen Menschen an ihrer Seite, kann ihr nichts passieren.

Sie ersehnt den Moment.

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Samstag, 18. August 2018
Niemandsland
Ganz bewusst ist er an sie herangerückt. Ungläubig betrachtet sie ihn manchmal, wenn er es erlaubt, gibt ihm zögerlich die eine oder andere Aufgabe, die er zügig angeht und erledigt.

Sie denkt nicht, entscheidet sich gegen das Denken. Sie genießt es, ihn ansehen zu können, geht ihm sogar manchmal hierfür nach, liebt und vertraut ihm, wie vorher, nur mit dem Unterschied, dass sie es ihm zeigt.

Jede Sekunde kann alles wieder vorbei sein, verschwinden, plötzlich und vollständig. Dennoch ist sie glücklich, vollkommen, und denkt nicht.

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Freitag, 17. August 2018
flüchtiger Blick
Er schenkt ihr einen flüchtigen, aber liebevollen Blick. Sie blüht auf und findet ihre Mitte.

Sie denkt nicht weiter nach und kehrt nach einer erschöpfenden Woche in die Hütte zurück. Viel zu früh wird es dunkel. Ihr Herz bleibt warm und ruhig.

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Donnerstag, 16. August 2018
kleine Nachtmusik
Sie ist totmüde. Dumm kommt sie sich vor, sie fühlt sich müde, kaputt, lächerlich, klein.
Goldenes Licht malt mit langem, bereits herbstlichen Finger rötlichen Schein an die Wände ihrer Hütte. Auch wenn heute noch mal große Hitze erwartet wird, ist das Ende des Sommers nicht zu leugnen. Sie wird auch den Winter allein verbringen und hat heute keine Kraft, dankbar für ihren Reichtum zu sein.

Sie gesteht sich die Traurigkeit und ein wenig Selbstmitleid zu und lässt die Tränen laufen.

Später wischt sie die Spuren der Schwäche weg, umhüllt sich so gut es geht mit dem spärlichen Schutz einer Maske und betritt den Tag.

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