Geschäftig läuft sie ihre ersten Wege durch ihr Heim, feuert an und setzt Wasser auf, zupft Blüten und vertrocknete Blätter aus ihrem Dschungel und spendet den Pflanzen das belebende Nass, sammelt das draußen davongeflogene Vogelhäuschen wieder auf und bietet den Vögeln ihr körniges Mahl.
Seit Stunden reißt und zerrt der Wind an ihrem Häuschen, brummt und kreischt abwechselnd und demonstrativ, tobt sich aus, wild und unbezähmbar. Doch gleichzeitig singt er ein fürsorgliches Lied, umfährt zärtlich die Mauern der Hütte und streicht ihr mit einer beruhigenden Melodie übers Haar.
Bedächtig und ihr zugetan hält der Frühling sich zurück und gewährt ihr die Schonfrist, um die sie ihn bittet.
Sie sitzt in ihrem Gefängnis und zum tausendsten Mal gehen ihr ihre Optionen durch das Herz. Sie bleibt stehen und verschließt ihr Herz fest, zu einem Mausoleum, sie versucht, aufzubrechen, immer wieder, egal wie oft sie zurückgeworfen wird, oder: sie wartet. Auf einen besseren Zeitpunkt, um die Entscheidung zu treffen. Auf das Signal des richtigen Moments, das sie erkennen wird, wenn es da ist.
Die kochend heiße schwarze Morgenflüssigkeit verbrennt fast ihre Zunge und Kehle, dringt in ihre Blutbahn ein und wandert alle Organe ab, weckend und liebend.
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Nur der Frühling hält zu ihr, indem er sich zurückhält und sie nicht belästigt.
Draußen raunt und rast der eisige Wind. Sie sieht ruhig in die Trostlosigkeit hinaus und dankt ihr innerlich für ihre Gesellschaft.
Sie wartet auf die Dämmerung, geschundene Seele, wird sich betäuben, im Verborgenen, dem Abgrund entgegensinkend.
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Niemand will mehr hören, was sie fühlt.
Sie weiß nicht, wohin.
Sie will nicht ausgehen, sie will die Augen schließen, sie ist müde, sie sieht keinen Ausweg.
Wohin? Wohin?
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Ihr Haar glänzt, und es wird langsam und auf eine freudige Art wieder voller. Sie schüttelt es probehalber und versucht ein vorsichtiges Lächeln.
Dann richtet sie sich her, so hübsch sie kann. So will sie es.
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Etwas bedrückt ihre Herzgegend, sie bemerkt es und möchte schreiben. Ihn hat sie von sich geschoben, weit weg, hat ihn vergessen - natürlich nicht wirklich. Es tut ihr gut, ihn nicht zu sehen, ihn nicht herbeizuwünschen, sich der Vorstellung seiner Person zu entziehen.
Das waren die Worte, die raus wollten. Aufgeschrieben, losgelassen, entflieht die Last, wie Schwaden von Nebel, die sich im Sonnenlicht auflösen.
Nun kann sie sich der Nacht zuwenden, fürsorglichen, friedlichen Welten, die sie bei der Hand nehmen und in pastellfarbene Träume entführen. Gute Nacht!
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Dankbar begrüßt sie Erkenntnis und Linderung, kocht sich heißen Kaffee und sieht beglückt auf den Tag. Der zieht ein in wunderbar geschmückter Begleitung, und sie ordnet ihre Dinge und ihr Haar, um sich einzureihen in den Lauf der Minuten.
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Rückfall
Rückfall
Rückfall
Schon morgens, bereits lange bevor ihr Gehirn richtig erwacht, bemächtigt er sich ihrer Seele. Alle tröstenden Worte, jede Bewegung, Tanz, Musik, nichts hilft oder lindert. Sie senkt, hoffnungslos, der Verzweiflung versprochen, den Blick.
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Gelassen setzt sie weiter einen Schritt vor den anderen.
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Den dumpfen Druck auf ihrer Brust versucht sie zu ignorieren, und nimmt ihn doch wahr. Sie spürt die Einsamkeit, und gleichzeitig die Abwehr gegen etwas Neues, gegen Kontakt.
Doch sie wird aufbrechen müssen, und sie wird es tun; sie wird aufbrechen.
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Sie ist erstaunt, als sie beim Erwachen bemerkt, dass die gesamte Zeit der Dunkelheit ohne Unterbrechung vorübergezogen ist, sie hat nicht wachgelegen, nicht geweint, nicht gelitten.
Sie steht auf, ordnet ihren Haushalt, setzt heißes Wasser für Kaffee auf. Die Sonne strahlt, tiefstehend, so wie sie sich das afrikanische, goldgelbe, mystische Sonnenlicht vorstellt.
Ihm schreibt sie eine Nachricht, loslassend, klar, und gleichzeitig in die Zukunft gerichtet. Vorerst legt sie den Brief an die Seite.
Ein bisschen ist sie stolz. Sie fühlt die Richtigkeit in sich, freut sich, trotz des riesigen verbleibenden Trauerbergs. Sie spürt den ersten Zipfel der Zukunft. Zum Lächeln ist es noch zu früh.
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Allerdings meldet sich der Gedanke, dass sie wird nicht widerstehen können, sollte er sich erneut melden.
Das ist ein Problem, was zuerst einer Lösung bedarf. Bevor sie aktiv ein solches Ende vollziehen kann.
Sie denkt weiter.
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Dreht sich im Kreis.
Denkt weiter.
Spürt, dass alles 'richtig' ist und fühlt das Vertrauen in die unbekannte Zukunft.
In eine verborgene Führung?
In sich gekehrt legt sie sein Amulett um den entblößten Nacken und wandert weiter, auf ihrem Lebenspfad.
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Jetzt ist sie so alt geworden, wie sie ist, sie weiß um die mächtige Macht der Göttlichkeit, und scheitert an so vergleichsweise geringen Liebesgefühlen. Dummen Gefühlen. Sie trauert.
Bleibt sie stehen? Geht sie weg? Vor diesen beiden Optionen steht sie, schon so lange, und scheut sich absolut, sich zu rühren.
Niemandem kann sie sich öffnen, nur sich selbst eingestehen, wie die Wahrheit tatsächlich ist.
Das Rotkehlchen wirft emsig das Futter aus dem Häuschen, es macht einen fröhlichen, und beruhigteren Eindruck als früher. Eher beiläufig sieht es zu ihr hinein, nicht mehr ängstlich. Wenn sie die rotgeschminkte Dame nicht sieht, hört sie doch ihr lautes Piepsen.
Wieder ergibt ihr Resumee das gleiche Ergebnis, wieder landet sie an derselben Stelle wie schon seit sehr langer Zeit. Manchmal spielt sie mit dem Gedanken, einfach anzunehmen, dass es so ist. Dass sie nicht die Macht hat, es zu ändern, und es zu integrieren in ihr Leben, es anzunehmen, allein zu bleiben.
Das wäre vielleicht eine kluge Umgehensweise. Genau wie die Entscheidung, sich abzuwenden, auch das wäre sicher weise.
Eher kann sie sich vorstellen, die erste Variante zu leben. Die zweite schafft sie einfach nicht. Sie will es nicht. Alles in ihr sperrt sich dagegen.
Ist das die Lernaufgabe? Muss sie dorthin?
Sie senkt den Kopf und Tränen wollen aus ihrem Herzen. Sie verschließt die Verbindung fest und lässt kein Weinen zu.
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Das Käuzchen ruft, wie schon zu noch glücklicheren Zeiten. Beschützt wechselt sie in die Welten der dunklen Leben...
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Als leise, herzbetonte Töne der Liebe zu weichen Bewegungen locken, bemerkt sie die Trauer, den drückenden Kloß, ihren zugeschnürten Hals und Lebensfluss. Auf dem Weg zur Hütte bricht das Schluchzen aus ihr hervor, sie weint und zuckt unter der Last des Schmerzes. Sie weiß auf eine Art, wie man so etwas wissen kann, dass sie sich niemand anderem öffnen oder gar hingeben kann. Seltsamerweise beruhigt und entlastet sie diese Erkenntnis.
Sie stellt sich den quellenden Strömen nicht entgegen und weint alle Tränen heraus. Dann kehrt sie heim und lässt sich von der Hütte aufnehmen, herzlich und genug. Sein Amulett ruht ruhig und Ruhe gebend auf ihrer warmen Haut, tröstet sie und gibt ihr Halt.
Sie wird sich gewöhnen müssen an die Einsamkeit, diese besondere Situation. Nur so kann sie sein, was sie ist und fühlen, was sie wirklich fühlt. Alles andere wäre Lüge.
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Sie verschließt sich.
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Nicht sie muss sterben, viel schlimmer ist es: ihn muss sie sterben lassen. Er will es, er muss es, er hat es erzwungen, sie zwanghaft dahingetrieben, selbst ohne Alternative zu seinem Weg. Ihn muss sie sterben lassen. Alles Aufbegehren, jede Rebellion, ihre gesamte Ignoranz des Unausweichlichen hatten nichts genützt.
So quält sie sich hindurch, qetscht sich durch die Enge, ihn zurücklassend, loslassend, freigebend. Ein letzter Blick auf die schmerzende Wunde, die Schnittstelle zum leuchtenden Paradies, dessen Begründung im Leben selbst liegt.
Sie weiß, sie muss dankbar sein, auch für diese Erfahrung, sie weiß, dass diese Schmerzen der größere Schatz von Glück und Leid sind. Doch sie überlässt sich dem blutigen Meer, untergehend wie eine Meerjungfrau, verdammt zur Trennung von der Süße des Sterblichen.
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Er liebt sie nicht, er liebte sie nie, er hat es gesagt, sie hat es nicht verstehen können.
Was war ihr Problem? Was hinderte sie, zu verstehen? War sie dumm? Das Ego zu groß? Wo ist der Fehler?
War sie dumm genug, sich übervorteilen zu lassen? Nachhaltig, vom Wolf im Schafspelz? War ihre Liebe echt? Hehr? Überaus dumm?
Möglicherweise versiegen die Tränen für den Moment. Sie nutzt den Augenblick zum Luftholen, rollt sich zusammen, lässt die Kontrolle los, das Bewusstsein schleicht sich davon.
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Sie versteht einfach nicht, was geschieht und schon gar nicht, aus welchem Grund. Beißend frisst sich das Salz ihres Schmerzes in die empfindlichen Stellen um ihre Augen. Sie weint und weint und weint, intuitiv, später wird es davon besser werden?
Dankbar, das Amulett zu haben, legt sie es um. Gleichzeitig gebrochen und sicher auf dem richtigen Weg schließt sie die Hülle um sich wieder zu.
Ihm gegenüber verbirgt sie nichts.
Jahre, Jahre, Jahre.
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Leere Lippen, leeres Herz, leere Luft.
Frieden und Gänze umgeben sie sorgsam, sie rollt sich zusammen und schließt Augen und Herz.
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