Dort sieht sie sich, in friedlicher, idyllischer, heimeliger Atmosphäre, allein, mit ihm im Herzen, mit ihm immer wieder an ihrer Seite, und immer wieder allein.
Sie sieht etwas. Anders als in der ganzen, teils verzweifelten Vergangenheit, sieht sie nun etwas.
Sie wird erneut hinsehen, vielleicht darüber nachdenken. Heute, nach ihrer gemeinsamen Liebesnacht gestern, ist sie müde.
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Sie betrachtet die Schöpfung mit allem Getier und den unendlich vielen Facetten der Flora, das Gewimmel der Menschen und entdeckt sich selbst. Einst ein Mädchen, das sie in ihrer Seele geblieben ist, mit unverändertem Glauben in die Liebe und in die roten Farben. Sie sieht ihr Glück und ihren focussierten Blick, ihr Idyll am Rande des Waldes und alle Bilder um sie herum, die geprägt von Heil und hellstem Strahlen sind.
Sie gibt sich ihm hin.
Sanft lässt sie sich zurücksinken in die Welt und kehrt zurück an ihren Platz und ihren Ort, einwilligend in das Jetzt.
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Jetzt grad nicht. Sie fürchtet nichts. Ihre Seele ist sicher gebettet in ihm.
Sie löst sich auf und kuschelt sich zufrieden in die Geborgenheit von tausend seidenen Kissen und Decken.
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So wischt sie alle Gedanken beiseite und macht sich auf in die Zukunft, mit allem, was sie beinhalten wird.
Erst am frühen Morgen verlässt er die Hütte, und sie fürchtet seinen Weggang nicht. Danach schläft sie unruhig, zerschlagen, glücklich.
Später bemerkt sie: sie fühlt sich 'geerdet' glücklich. Es ist eine besondere Form von Glück. Schon lange liebt sie ihn, ganz früher erklärte sie ihm ihre Liebe als 'unspektakulär'.
Sie lebt das Gefühl und lässt sich tragen und fühlt ihm glücklich nach.
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Einige Briefchen wechseln zwischen ihnen hin und her. Sie freuen sich beide.
Sie denkt nicht.
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Wenn er endlich da wäre. Donnerstag.
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Er ist weit weg, und überhaupt, sie realisiert, auch seine Nähe wäre lediglich eine Illusion.
Sie will sich nicht bemitleiden. Ihr geht durch den Kopf, in ihrer Hütte, am Rande des Waldes, in einem Land auf der Erde, die sich in irgendeinem Raum befindet, den wir nicht ergründen können und der nach Regeln funktioniert, die wir nicht erkennen, ist sie allein. Sie weiß nicht, ob sie okay ist, wie sie ist und sie hat niemanden, den sie fragen kann. So rollt sie sich zusammen und weint stille Tränen, die niemand sieht.
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Es ist Dienstag. Sie erfährt, dass sie bleiben kann. Vielleicht kommen Menschen in ihre Nähe. Sie weiß noch nicht, ob sie das aushalten kann und hofft, dass es abgewendet wird. Sie ist erleichtert, dass sie nicht vertrieben wird.
Gestern war der Tag, an dem vor 19 Jahren ihr Kind zur Welt kommen sollte. Was es aber nicht tat... Sie lächelt.
Seine Rückkehr liegt noch so weit in der Ferne. Sie mag das nicht, aber versucht, wenig daran zu denken. Sie unterdrückt den Impuls, ihm eine Nachricht zu schicken. Ihr Herz ist voller ruhiger Liebe.
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Grüngrau hängt der Himmel dicht über dem Dach ihrer Hütte.
Wird sie von hier vertrieben werden?
Seine Fingerspitzen fahren nicht am Haaransatz ihres Nackens entlang. Sie ist traurig.
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Es geht ihr nach wie vor gut, kein Zweifel an seiner Rückkehr belastet ihren Bauch. Vielleicht ist dieser Zweifel der Schlüssel, vielleicht ist die Nicht-Verpflichtung für ihn eine Grundvoraussetzung für (sein) Glück? Damit wäre ihre Bereitschaft, ihn niemals zurückzuerwarten, ihn jederzeit loszulassen, ein 'Muss' für sein Wohlbefinden.
Sie ist unsicher, ob ihre Vermutungen stimmen; allerdings kennt sie die Parameter der funktionierenden Handlungen. Sie wird sich nicht mucksen.
Auf ihrem Plan steht eine Wanderung, ihre Finanzen, der Garten. Doch erst einmal genießt sie ihr schwarzes Feuerelixier, das durch Blutbahn und Gehirnwindungen Leben in sie bringt.
Nicht unweit von der Hütte grast eine Pferdemutter mit ihrem erst vor Tagen geborenen Fohlen. Das Tierkind stößt immer wieder heftig mit dem kleinen Maul vor seine Milchquelle, und die Stute lässt es sich geduldig gefallen. Sie ist stetig beschäftigt, die frischen Halme und Kräuter zu fressen, um dem Säuger einen kraftvollen Start zu ermöglichen.
Versunken betrachtet sie das friedliche und anmutige Bild und verbleibt in diesem Moment, lebt das Leben für diese Zeit einfach nicht weiter.
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Auch wenn es langsam losging, waren viele Aufgaben zu erledigen; sie hat alle erfüllt. Nun sitzt sie vor ihrer Hütte; die Luft steht still, leicht unwirklich, angefüllt von der Ankündigung von etwas Großem, sich Entladendem.
Sie lässt die Zeit vorbeiziehen. Die Zeit, leicht renitent, zwinkert ihr zu und lacht leise...
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Sehr langsam beginnt sie ihr Tagewerk. Er ruht fest in ihren Gedanken und sie weiß, auch sie hat einen sicheren Platz in seiner Welt. Sie ist unendlich müde und unendlich ruhig.
Die Vögel besingen draußen das unbedarfte Idyll, der Wind hält nach dem kräftigen Rauschen der letzten Tage erschöpft den Atem an. Sie freut sich über eine neue Blüte an einer geliebten Pflanze und entdeckt gleich noch mehrere andere. Dieser Tag wird wunderbar.
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Morgens vermisst sie ihn, aber sie leidet nicht. Sie haben sich nicht überschwenglich, aber friedlich getrennt und es liegt außerhalb ihrer Gedanken, dass er nicht wiederkommen könnte.
Geübt friert sie ihre Gefühle ein und beginnt mechanisch den Tag.
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Über Tag sieht sie ihn hier und da. Einmal errät sie sein Vorhaben. Als sie einen günstigen Moment für seinen Plan erkennt, sucht sie seinen Blick und nickt ihm zu. Mit einer kleinen Verzögerung und etwas Zurückhaltung folgt er ihrem Blick und ihrer Aufforderung. Sie gibt ihm mit einer Handbewegung einen Hinweis, er versteht endlich und setzt sein Begehr um.
Sie genießt den Augenblick, sein Vertrauen, das Verstehen zwischen ihnen. Bei einem späteren Zusammentreffen grinst er sie breit an. Ein wunderbares Gefühl breitet sich in ihr aus, auch ein wenig ungläubig, nur ein sehr kleines Stimmchen ist noch besorgt und behindert das Wohlbefinden. Sie lässt das Stimmchen zu und nimmt es sorgend an.
Verwundert lässt sie ihren eigenen Blick auf sich selbst ruhen und wird die Tage bis zu seinem nächsten Besuch beobachtend und bewusst erleben.
Wäre es nur schon so weit, flüstert ihr Herz ihrer Seele ins Ohr. Beide kichern.
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Der Kaffee lockt sie nur schwerlich ins Leben. Die Routine tut ihr gut, ohne dass sie sie besonders bemerkt.
Heute beginnt seine Reise, von der er erst in vielen Tagen wiederkehren wird. Sie fürchtet seinen Fortgang nicht.
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Ihre Gedanken verlassen ihren Kopf, ziehen aus der Hütte und treiben über die Baumwipfel hoch in den unendlichen Himmel hinein.
Sein Amulett lagert bereits auf ihrem Nachtkästchen, seine Gefühle betten sie unverändert sorgsam und liebend. Sie trafen sich einige Male im Wald und in der Gemeinschaft, ihr Zutrauen zu ihm ist leise und ruhig.
So soll es bleiben, ist ihr Wunsch. Als sie ihm das anträgt, stimmt er friedlich zu. Abends neckt er sie sogar ein wenig. So war es schon sehr lange nicht mehr.
Frieden und Glück erfüllen die Hütte und gleichermaßen ihr Herz.
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Sie denkt nicht weiter, überlässt sich ihrem Vertrauen, legt sein Amulett um und beginnt den Tag.
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Das erste Mal seit Jahren lächelt sie ihm entgegen, als er sich ihr in der Gemeinschaft nähert und sie gar anspricht. Ob ihm das aufgefallen ist?
Sie liebt ihn tief und ernsthaft, ihre Gabe ist zart und fest zugleich. Sein Amulett liegt fein auf ihrer Brust.
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Er liebt sie in der Nacht und bleibt ihr nichts schuldig. Er küsst sie, sie erklärt ihm ihre Gedanken, und was er nicht versteht, fragt er nach. Sie versinken in den Schleiern ihrer Blicke, tief und traumhaft und gleichzeitig bewusst und hellwach. Als sie sich voneinander lösen, lösen sie sich auch wiederum nicht.
Es ist ein feenhaftes Band, nicht von dieser Welt und nicht von irdischer Machart.
Er lässt ihr Worte da, Worte, die sie schwer erinnert und gleich nachschlägt, als er geht. Geblieben sind nur Fetzen und sie findet sein Zitat. Sie erkennt sein lyrisches Herz und folgt ihm umso lieber.
Sie holt etwas reine Luft in ihre Lungen, lässt den lebensbringenden Stoff durch die Adern ins Blut und in ihr Herz und spürt das Leben. Dankbar.
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Sie ist vollkommen glücklich, und verliert nichts, als er geht.
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Sie antwortet schnell und kurz, schnörkellos. Am Abend wird er zu ihr kommen.
Sie freut sich, ruhig, warm, sicher.
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Die Welt zeigt sich herrlich, hell und ohne den geringsten Einwand, geschäftig singen die Vögel und emsig und ernsthaft gehen alle anderen Tiere ihren Aufgaben nach. Eine Stute des Nachbarhofs hat ein Fohlen geboren, nun kann sie die Mutter jeden Morgen beim fleißigen Grasen beobachten, das Junge jederzeit an ihrer Seite.
Sie streckt sich in der Morgensonne und reckt ihre Glieder in alle Richtungen, um sie geschmeidig zu machen, sie zu dehnen und zu stärken. Der dampfende, starke Kaffee macht ihren Tag vollkommen. Sie hält die Zeit für einige Momente an und verharrt in ihrem stillen Glück.
Er ist nicht da und sie vermisst ihn wie immer. Und wie jedesmal befürchtet sie, dass er dieses Mal nicht zurückkehren wird. Unaufgeregt fügt sie sich in das, was kommen wird. Sein Amulett wird sie anlegen, ja, das wird sie.
Sie denkt an Krankheit und an Tod, daran, was andere Menschen daraus gemacht haben, und was sie wohl daraus machen wird. Wird ihr gelingen, was sie für ihre Aufgabe hält? Wird sie den Todesweg gehen, wie sie es sich vorstellt und vorgenommen hat: Aufrecht in der tiefsten und schmerzhaftesten Beugung?
Sie fühlt sich bereit. Sie erbittet nichts. Jetzt ist sie gesund, mehr noch, stark, ungebrochen, ohne jede Einschränkung. Das ist in diesem Moment so und wird wohl auch noch in dem nächsten Moment so sein. Alles weitere wird man sehen.
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Ihr voraus schwirrt eine transparente Libelle. Seerosenknospen liegen auf flaschengrünen, flächigen Blättern an den Ufern des Flusses, sie stiefelt fleißig und fast ein wenig gierig voran.
Gleichzeitg tritt sie auf der Stelle. Die Sinnlosigkeit ihrer Energie hat etwas Süßes, Leichtes. Unbeschwert ist sie einfach, liebt ihn ohne Fragen, ohne Last.
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Am Vortag hatte er ihr geschrieben, lapidar, oberflächlich, ohne Kontaktangebot. Sie hatte ebenso leicht geantwortet.
Er wird nicht kommen, schloss sie aus den Umständen, und fasste den Entschluss, es sich schön zu machen. Natürlich flog ihr Blick tausend Mal zur Tür oder auf die leere Schwelle, aber sie machte es sich schön, ging in der Abendsonne in der feuchten, warmen Luft spazieren und buk einen Teig für süße Plätzchen für den nächstens Tag.
Sie fällt keine finale Entscheidung, ob sein Fernbleiben ein Unglück oder eine Gunst ist.
Der Kaffee zerrt an ihren Nerven und Muskeln, hartnäckig und ziemlich erfolglos. Ihre Gedanken wabern nur halb bei der Sache durch ihren Kopf, ihre Glieder wollen nur widerwillig und schwer in ihre Positionen. Sie selbst hält sich raus aus dieser Sache und holt den Teig aus der kühlen Kellerkammer.
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