Sie schämt sich, so selbstmitleidig zu fühlen, obwohl doch klar auf der Hand liegt, dass das Glas mehr als halb voll ist. Also rafft sie sich auf. Erneut. Obwohl... sie hält inne und lauscht.
Muss sie eigentlich gehen? Muss es Qual sein? Muss es Bewegung sein? Ihre Bewegung? Übersieht sie womöglich etwas?
Angestrengt lauscht sie weiter, ins Dunkle hinein.
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Sie ist keine Kätzchen-Prinzessin mehr. Sie wird ihn gehen lassen müssen, denn er kann sie nicht aushalten. Er kann nicht glücklich sein. Ihn wird immer betrüben, dass er sie nicht lieben kann. Er will ohne sie sein. Sie wird ihn gehen lassen müssen. So lange und immer wieder, bis er sie loslassen kann.
Es ist gut, wie es ist.
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Sie hatte sich leckeres Essen gekocht und nun saß sie da, satt und gut zufrieden. Sie tat nichts.
Alles war genau gut, wie es war. Alles war in Bewegung, um sie herum. Wahrscheinlich war es immer so, nur früher hatte sie das nicht bemerkt. Oder sich vorgegaukelt, die Dinge blieben so wie sie waren. Ist das die einzige Art, Glück zu fühlen, wenn man glaubt, alles bliebe wie es ist? Können wir die Veränderung und Bewegung zu schlecht aushalten? Oder können wir das lernen?
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War sie naiv und dumm, so zu hoffen?
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Er liebte sie erneut auf die zärtlichste Art, die sie jemals erlebt zu haben glaubte. Als sie ihn später bat, nicht wegzugehen, drängte er sich unglaublich eng an sie heran und antwortete leise: So bin ich alles andere als weg.
Später ging er, nicht ohne sie liebevoll und ruhig zu verabschieden.
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Sie sieht aus dem Fenster und lässt immer wieder ihren Blick prüfend den Waldrand entlangwandern. Niemand tritt zwischen den Bäumen hervor.
Sie spürt, dass sie ihn vermisst, obwohl sie den Plan gefasst hatte, das nicht zu tun. Sie lächelt - welch ein dummer Gedanke. So lässt sie die Sehnsucht zu; die Sehnsucht, die nicht schmerzt und verlangt, die Sehnsucht, die nicht erfüllt werden wird.
Sie kocht sich einen starken Kaffee, setzt sich und legt die Hände in den Schoß.
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Die Forsche erhebt die Stimme und fragt laut in die Runde: "Und jetzt?" Die anderen beachten sie nur kurz, die meisten blicken hoch und setzen ihr Tun dann kommentarlos fort.
Die Weise steht auf, drückt der forschen Sprecherin einen liebevollen Kuss auf die Wange und antwortet ihr. "Bleib ruhig, Forsche", sagt sie freundlich, "es ist alles in Ordnung".
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Der Fuchs beobachtet sie aus sicherer Entfernung und sieht ihr bei ihrer Geschäftigkeit aufmerksam zu.
Sie ist allein, sie ist nicht einsam. Abends schmerzen ihre Glieder. Ihre Gedanken arbeiten den ganzen Tag, fast ohne ihr Zutun erkennt sie manchmal ein neues Stück des Weges, der vor ihr liegt. Sie ängstigt sich nicht, ein Erlös ihres Alters.
Heute wird sie ihr Heim säubern, reinigen vor der dunklen Jahreszeit, lüften und vom Staub des Sommers befreien. Dann mag sie kommen, die Zeit der Gemütlichkeit, der Wärme durch das Feuer, der Dunkelheit, der Einsamkeit? Sie bemerkt, dass sie sich jetzt bereits auf die neue Zeit des Lichts freut, lang, bevor der Herbst richtig begonnen hat.
Wird sie weiter sein im nächsten Jahr? Hat das Wort "weiter" überhaupt diese Bewandtnis der zurückgelegten Wegstrecke, die wir ihm zuordnen? Langsam beginnt sie daran zu zweifeln. Worum könnte es dann gehen, wenn nicht darum, nach vorn zu streben?
Ihre Haut ist weich und warm und geschlossen von seinen Küssen, ihr Herz ist heil von seiner Liebe.
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Das erste Mal.
Sie atmete ruhig.
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Der Wolf liegt auf ihrer Bettstatt und schläft. Er würde sie erneut verlassen. Sie trauert nicht. Größere Geborgenheit und größere Liebe konnte sie nicht erleben. Sollte diese Liebe heute enden, war sie es zufrieden, sie gepürt zu haben.
Der Fuchs liegt zu ihren Füßen und schläft ebenfalls. Stünde sie auf, würde er abrupt aufspringen und wegsausen und sie aus sicherer Entfernung vorwurfsvoll ansehen. Sie rührt sich nicht.
Sie freut sich auf den Tag.
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Und Ihr wisst ja, was mit der Raupe geschehen wird.
Sie lächelt und beginnt den Tag und das Leben.
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Dies ist keine Zeit des Glücks. Und doch will sie partout keine andere Zeit.
Sie hat keine Schmerzen, sie ist voller Liebesgefühle, sie möchte genau an diesem Ort und an diesem Punkt der Zeit sein. Sie wünscht sich nicht mehr, dass die Zeit vorbei gehen mag. Sie liebt. Das ist genug.
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Sie hatte tief und traumlos geschlafen. Ohne dass ihr Gehirn erwacht war, war der Gedanke an ihn bereits längst in ihr. Als sie gestern abend von einem späten Spaziergang zurückgekehrt war, lag eine Blume auf dem Hocker vor der Hütte. Eine Blume mit einer großen kelchartigen orangenen Blüte.
Sie hatte keine Schmerzen. Welche Lektion sie auch erlernen sollte, auch wenn auf sie später die Erkenntnis wartete, dass die Zeit verschenkt war, die sie mit ihm zubrachte - sie würde diesen Weg gehen, bis zum Ende.
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Nachgezogen ist die Erkenntnis: Die Art von Liebe ist nicht Deine. Sie ist nicht lebbar. Sie wird zerstört in der selben Sekunde, in der sie entsteht. Und nur die kurze Zeit zwischen Geburt und Tod gehört uns.
Wir haben sie genutzt, diese Zeit. Ausgekostet, intensiv, innig, mit unendlicher Liebe, schwitzend, ehrlich, mit allen Sinnen, vollkommen.
Ich liebe Dich.
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Manchmal erhielt sie dabei einen Gruß von ihr.
Gleich nach deren Tod war die Frau noch einmal kurz zu ihr zurückgekommen; ein Abschiedsbesuch. Sie saß als Hase auf dem Weg und sprang nicht weg. Später begleitete der Hase sie ein Stück und gab ihr alle Weisheit des Lebens an die Hand.
Sie hatte also alles was notwendig war.
Er hatte sie erneut verlassen. Von Anbeginn an hatte sie gewusst, dass er sie nicht so liebte, wie es sein sollte. Sie bereute keine Sekunde, sich dennoch immer wieder an seine Seite gestellt zu haben. Er war ein wunderbarer Mann. Doch erneut würde sie ein nicht tun. Denkt sie.
Sie trauert nicht, denn sie ist angefüllt von seiner Unmenge an Liebe, die er in sie hineingebracht hat, mit der er sie bedeckt hat, die er ihr zu Füßen legte, mit der er sie umhüllt hat. Sie trauert nicht. Sie würde es erneut tun.
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Sollte sie sich wünschen, dass er nicht mehr kommen möge?
Gedanken sind nicht möglich. So besorgt sie Wasser, stellt sich Brot, Getreide und Obst hin und rührt nichts davon an.
Sie rollt sich wieder in Fellen und Decken zusammen. Ihre Lider senken sich wie ein gnädiger Vorhang aus Vergessen und und Ohnmacht. Morgen wird die Sonne neue Hoffnung bringen?
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Keine Ahnung, ich bin viel zu müde und fertig, um einen klaren Gedanken zu fassen. Du hast mir gestanden, mich nicht zu lieben, gleich nachdem Du mich eine Nacht endlos geliebt hattest. Und die nächste Nacht mit mir durchliebt und durchwacht und durchschlafen hast.
So werde ich es lassen, zulassen, loslassen, und vielleicht verlassen. Vielleicht ist dies mein Tor zurück ins Leben, zurück ins Glück.
So ist der Plan. Keine Schmerzen, jede Faser Liebe, endlich keine Liebe mehr, die schmerzt, festhält, quält. Dafür bin ich dankbar. Zufrieden. Glücklich? Nein, endlich bin ich nicht mehr glücklick. Mal sehen, wie es sich morgen anfühlt.
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Nach Stunden, sie war eingeschlafen, trug er sie behutsam zurück. Sie erwachte nicht. Sie spürte als er ging.
Als sie erwachte, war sie ruhig. Sie hatte ihm alles gegeben; schon lange bevor dieser Nacht.
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