Sonntag, 10. Juni 2018
Geheimnisse der Zukunft
Der herrlichste Morgen ist ihrer; ganz unspektakulär, wie ihre Liebe zu ihm, und gleichzeitig wohnt das gesamte Universum in diesen Anfängen des Tages, ruhig, vollkommen, heilend. Ein halblauter, monotoner Landregen fällt zu Boden, benetzt und labt die Erde und ihre Pflanzen. Frieden und Jungfräulichkeit liegen in der Luft. Tauben singen die Melodie des Sommers, die meisten Vögel haben sich zurückgezogen in den nahen Wald und zwitschern aus den geschützen Blätterdächern geschäftig ihre Lieder.

Sie ist angekommen in ihrem Leben. Das bedeutet aber auch ein wenig: keine Suche mehr, keine Strebsamkeit, keine Umtriebigkeit, kein im Dunkeln liegendes Ziel, keine Geheimnisse.

Alles hat sich verändert.

Es ist auch ein wenig ein Abschied. Ein Abschiedsprozess.

Etwas Paradoxes fällt ihr auf: weiß sie doch nicht, wie dieser Prozess endet, so sehr sie auch das Ende ersehnt. Sie betrachtet die Möglichkeit der Schwermütigkeit, des Langsamerwerdens, des Alterns, Dahinsiechens, Loslassens. Oh nein, lächelt ihr Ego, oh nein.

Es hat aufgehört zu regnen.

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