Sonntag, 18. März 2018
Optionen
Die Aufgaben der Nacht liegen bewältigt hinter ihr, ebenso wie die Schwärze und die Betäubung. Neuer Mut hatte sie begleitet und gestärkt, wie jedesmal. Pläne zuckten und drängten und ließen keine Ruhe, und sie steht auf und legt ihre Hand vertrauensvoll in die dargebotene Hand des Tages.
Geschäftig läuft sie ihre ersten Wege durch ihr Heim, feuert an und setzt Wasser auf, zupft Blüten und vertrocknete Blätter aus ihrem Dschungel und spendet den Pflanzen das belebende Nass, sammelt das draußen davongeflogene Vogelhäuschen wieder auf und bietet den Vögeln ihr körniges Mahl.

Seit Stunden reißt und zerrt der Wind an ihrem Häuschen, brummt und kreischt abwechselnd und demonstrativ, tobt sich aus, wild und unbezähmbar. Doch gleichzeitig singt er ein fürsorgliches Lied, umfährt zärtlich die Mauern der Hütte und streicht ihr mit einer beruhigenden Melodie übers Haar.

Bedächtig und ihr zugetan hält der Frühling sich zurück und gewährt ihr die Schonfrist, um die sie ihn bittet.

Sie sitzt in ihrem Gefängnis und zum tausendsten Mal gehen ihr ihre Optionen durch das Herz. Sie bleibt stehen und verschließt ihr Herz fest, zu einem Mausoleum, sie versucht, aufzubrechen, immer wieder, egal wie oft sie zurückgeworfen wird, oder: sie wartet. Auf einen besseren Zeitpunkt, um die Entscheidung zu treffen. Auf das Signal des richtigen Moments, das sie erkennen wird, wenn es da ist.

Die kochend heiße schwarze Morgenflüssigkeit verbrennt fast ihre Zunge und Kehle, dringt in ihre Blutbahn ein und wandert alle Organe ab, weckend und liebend.

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