Donnerstag, 8. Februar 2018
Feuermutter
Sie arbeitet in der Gemeinschaft mit. Still und stetig schleppt sie die schweren Hölzer der Bäume, die verarbeitet werden, verräumt Reisig, klaftert Scheite. Ihr Lebensmann fertigt ihr ein massives Holzkreuz für die Füchsin an, grob und an einer Seite noch mit dunkler, feuchter Rinde behaftet. Als sie es aufnimmt und aus dem Wald trägt, wiegt es schwer in ihren Armen, fast mit demselben Gewicht wie einst der Fuchs, den sie als Leichnam in den Wald hineintrug, um ihn in die Tiefe der duftenden Dunkelheit zu betten. Tränen drängen in ihre Augen, doch sie verschließt die Kanäle fest, zeigt keine Regung vor den anderen.

Am Mittag unternimmt sie eine Wanderung am Fluss entlang, erinnert sich des Gefühls, stapft allein vor sich hin, ohne den wuselnden Freund.
Nach einiger Zeit sieht sie ein Männchen am Ufer sitzen, er fängt Fische. Sie grüßt zurückhaltend, will nicht stören; doch er erhebt sich erfreut, und sie sprechen sich freundlich an. Ein weiser, lächelnder Mann, wie ein kleiner Segen für ihr Herz. Als sie nach einiger Zeit am gegenüberliegenden Ufer zurückkehrt, sitzt er unverändert an derselben Stelle und winkt fröhlich hinüber.

Später findet sie auf ihrem Weg gefrorene Zweige mit aufgeplatzten, weißen Kätzchen. Sie sammelt sie auf zu einem kleinen Strauß, den sie mitnimmt.

Zu einer Rast setzt sie sich ans Ufer des Wassers und lässt das Gleichmaß der Bewegung auf sich wirken. Wie breit mag der Fluss wohl sein? Sie schätzt die Entfernung mit den Augen ab, ein Teil, zwei Teile, und so fort. 50 Schritte? Als sie die flüssige Ader überquert, zählt sie die Längen und kommt auf nur 30.

Die strahlende Feuermutter begleitet sie bis zur Hütte. Ihr Herz erreicht sie nicht.

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