Montag, 25. Dezember 2023
Heiliger Abend
Noch in der Nacht bricht sie auf zu einem Weihegang. Mit offenen Sinnen wandert sie durch die schwarze Natur, bis die anfangs unmerkliche Dämmerung dem Tag den Weg zu seinem Recht bereitet. Aufmerksam achtet sie auf alle Dinge, suchend, betend, dringend. Sie ruft den Ewig-Vater an zu handeln, zu schützen und zu siegen, und schreitet und stapft weit in das leere Land hinein.

Alle Bäche sind angeschwollen, ein Fluss ist nicht weit entfernt davon, über die Ufer zu treten. Schnell rauscht das drängende Wasser voran, gegen die Meere, und kündet die Kleinheit der Welten und Menschen.

Nach Stunden erreicht sie die Siedlung, deren Grenze sie passieren muss auf dem Weg heim zur Hütte. Noch einmal wünscht sie die Zeichen der Mächte herbei, ersehnt sie Erkenntnis, und fragt sich schon, ob ihre Ohren zu verschlossen sind, ihre Fähigkeiten verloren. Da hört sie eine große Gruppe Rabenvögel, laut krakeelend auf einem Kastaniebaum, der nahe der Kirche steht, an die hundert Jahre alt. Und sie versteht ihre Botschaft deutlich: "Hab keine Angst! Sorge Dich nicht. Hab keine Angst! Sorge Dich nicht." Immer wieder und laut rufen die klugen Geister ihre Nachricht, und bestehen darauf, dass alles nach Gottes Willen geschieht.
Und sie erreichen ihr Ziel. Getröstet und vertrauensvoll finden ihre Füße den Heimweg, und gestärkt beginnt sie mit dem Backwerk und mit der Bereitung der Speisen für den Heiligen Abend.

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