Dienstag, 2. Februar 2021
Mantra für Heil
In der Nacht bricht sie auf zu einer kleinen Gute-Nacht-Tour durch die Dunkelheit. Sie geht am Rand des Waldes entlang, zu dem die Lichter der Siedlung hinüberscheinen und sie geborgen einschließen, und durchquert auf ihrem Rückweg die Ansammlung der Hütten.
Frische klare Luft bringt Freiheit und Entlastung, und sie huscht schnell in die Wärme zurück, nimmt ein weiteres, dickes Federbett aus der Truhe, bezieht es mit sauberem Leinen und kuschelt sich unter den Daunenberg.

In der Nacht finden ihre müden Glieder und Gedanken Erholung und Kräfte, sie schläft bis weit in den Tag hinein.

Erstaunt hängt sie morgens die Tücher von den Fenstern ab und blickt in den herrlichen, farblosen Tag. Sie lüftet alle Räume, feuert an, kocht Kaffee und setzt die am Vortag gewässerten Hülsenfrüchte zum Auskochen auf den Ofen. Sie spürt die wohltuenden Dinge, genießt sie und fühlt ihnen nach, sorgfältig und aufmerksam, und setzt sich dann intuitiv hin und notiert ihr ganz persönliches Mantra für Heil:

Zeit
Frieden
Stille
Liebesmann
ihre Kinder
Familie
Lebensmann
Herzensmenschen
Einswerden mit der Natur auf langen Streifzügen
gutes Essen
existentielle Sicherheit
ihre geliebte Hütte

Am Ende sieht sie hoch zu dem tönernen Krug, in dem sich mittlerweile einige Taler befinden, die erst ihrer Sicherheit und später vielleicht zur Verwirklichung des einen oder anderen Traumgedankens dienen können.

Verwundert blickt sie auf die Reihenfolge, die tief in ihrem Herzen entspringt, und nimmt sie an.

Ein zweiter kleiner Krug Kaffee begleitet sie in den Tag.

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