Samstag, 21. Dezember 2019
heilige Zeit
Nach Tagen steht er - wie ein weißes Blatt - im Wald vor ihr, abends, sie sind fast allein. Es ist spät, sie arbeitet noch, verschränkt ihre Arme. Er steht vor ihr, unbedarft, schutzfrei, lächelt, winkt sie heran. Sie folgt ihm und nimmt ihn mit und zeigt ihm ihr Herz und lehnt sich an seins. Sein Kuss ist schnell und zu kurz und hält der Realität nicht stand und schafft gleichzeitig eine eigene Wirklichkeit.

Sie entspannt.

Sie sprechen nicht.

Am nächsten Morgen legt sie ihm ein kleines Gebäck hin.

Ihre Tage sind dunkel. Sie erlebt und lebt Streit, und ist verunsichert und erschrocken. Genau weiß sie nicht, von wo er herkommt und was sie tun soll und so schiebt sie vorsichtig ihre Hand hierhin und dorthin, behutsam und nur einmal, und tut dann nichts weiter. Die Gefühle sind schwer und eher düster, sie fühlt die Schärfe und entspannt gleichzeitig in dem Wissen, dass auch fahle und schmerzende Zeiten dazugehören und das Leben nicht weniger lebenswert machen.

Nach getanem Werk verlässt sie den Wald und macht sich auf den langen Marsch zu dem heiligen Ort. Dort fügt sie sich still und unmerklich in den Ablauf ein, spürt den einen oder anderen Blick, spricht nicht und drückt sich unauffällig in eine dunkle Ecke, sitzt still, lange, und empfängt Gott.

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