Mittwoch, 3. Oktober 2018
einsame Reise
Sie bereitet sich vor und legt alle notwendigen Dinge zurecht. Messer, kleines Kochgeschirr, eine weitere Hose, Rock, Wams, Gift, Utensilien zum Anfeuern. Alles wird verpackt und so wandert sie los. Ein letzter Blick zurück; dieses Mal wird sie nicht, wie sonst üblich, am Abend zurückkehren.

Sie wandert viele Meilen. Ihre erste Übernachtung wählt sie erst tief in der Nacht, und so hört sie das heftige Rauschen von Wasser nur, sehen kann sie nichts. Sie schläft fest und tief und ungestört, in der klaren Nacht mit dem hellsten vollen Mond über ihr.
Ihr erstes Feuer genießt sie sehr, unterwegs, Zigeunerin. Heißer Kaffee begleitet sie in den Tag, gleich neben dem wilden Wasserfall. Sie wäscht sich von Kopf bis Fuß in dem klaren, eiskalten Wasser, dann zieht es sie weiter in die Fremde.

Bald erreicht sie Felder und Berge, am Ende der Welt. Sie weiß, dass die Erde noch viel größer ist und es noch viel fernerne Ort gibt, doch ihr erscheint es wie die fernste Ferne, die möglich ist. Tagsüber ist es warm, und sie rastet in der Sonne und liebt die warmen Strahlen. Hoch oben über allem spürt sie noch mehr die eigene Unbedeutendheit.

Sie geht jederzeit jenseits der größeren Wege, meidet die Menschen, sucht schmale, ausgetretene Pfade, manchmal von Tieren geschaffen. Die ungewohnten Höhen machen ihr zuweilen zu schaffen und sie schläft in den Nächten erschöpft und traumlos durch.

Dann kündigt sich ein Wechsel an. Der Himmel zieht sich zu, die Nächte sind nicht mehr klar und ein wenig wärmer. Sie erinnert sich an die Wärme und Geborgenheit, die Sauberkeit und die Ordnung der Hütte und wendet sich dem Heimweg zu, stapft los, plötzlich eilig, entschlossen. Am liebsten wäre sie an einem Tagesmarsch zurück, aber das ist unmöglich, zu groß ist die Distanz. Zwei nächtliche Pausen braucht sie, bis sie zurückkehrt in heimische Gefilde. Am letzten Tag hält sie sich nicht mehr mit Waschen und Rasten auf und sehnt sich dem Zuhause entgegen.

Endlich wieder daheim! Ein riesiger Zuber mit heißem Wasser, sie versinkt und liegt so lange im dampfenden Bad, bis Knochen und Muskeln völlig entspannt, Haare und Haut vollständig sauber sind. Dann erst macht sie sich an die Reinigung der Wäsche und Ordnung des Gepäcks.

Süß empfängt sie die herrlichste Bettstatt am Abend, sie igelt sich glücklich ein.

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