Samstag, 14. Januar 2017
Idyll
Die ganze Nacht hatte sie im Dorflazarett ausgeholfen und gewacht. Dennoch war sie nicht müde. Einige Kranke hatte sie gewaschen und verbunden, und mit einer alten Frau sprach sie eine lange Stunde.

Als der Tag anbricht, kehrt sie heim. Sie streckt ihre Hand aus nach der Schlafstatt des Fuchses, um sie wegzuräumen - und hält inne. Still legt sie die Decken und Felle wieder zurück, nachdem sie sie ausgeschüttelt und gesäubert hat.

Der strahlende Himmel überspannt ihre Welt; wären nicht die bitterkalten Temperaturen, könnte man meinen, es sei Sommer, so lustvoll und mächtig steht die pralle Sonne über ihr. Ohne zu schlafen beginnt sie mit der Arbeit. Nur die Vögel sind ihr treu und umflattern laut quatschend und plappernd ihre Hütte und die Futterstelle.

Zufrieden tut sie ihr Werk. Einige Male hat sie den Gedanken zu sich gewunken, ihn zu verlassen. So ermüdend es sein mag, sie liebt ihn. Ob sie ihn nun verlässt oder nicht. So harrt sie der Dinge und ehrt jeden Zeitschlag.

Als im heimeligen Häuschen alles blitzt und glänzt, Brot und Mahl gebacken und zubereitet sind, packt sie sich warm ein und macht sich auf den Weg zu ihrem Kind. Sie werden letzte Lebensmittel ernten und Fleisch haltbar machen. Abends wird sie so erschöpft sein, dass sie schneller in die tiefste Nacht sinken wird als sie denken kann. Ihr Leben ist geregelt, gesichert, mit Herzenswärme gesegnet, sie ist geborgen und ruhig. Sie hebt ihren Blick und lässt ihre Augen zu schmalen Schlitzen werden, um in der Ferne die Zukunft zu erkennen und sie willkommen zu heißen. Sehnsucht liegt zwischen ihr und dem Horizont.

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