Samstag, 10. Juli 2021
Sommer!
Lange und zähe, belastende Arbeitswochen liegen hinter ihr. Endlich steht der Zeitpunkt, zu dem sie den Wald verlassen wird fest. Sie begrüßt die letzte Strecke, ordnet und räumt und bereitet das Ende sorgfältig vor, so wie sie alles gewöhnlich tut.

Es ist frühmorgens, der heiße Kaffee neben ihr verströmt seinen speziellen, angenehmen Duft, ihre Füße sind hochgelagert und alle Fenster weitgeöffnet - draußen ist Sommer!

Kaum denkt sie an das Neue, manchmal streift ein flüchtiger Gedanke die Zukunft und ihr Gelingen.
Auch der Wolf spielt nur eine Hintergrundrolle, nach vorn lässt sie ihn nicht, da er keinen Mucks von sich gibt. Eine Sehnsucht erlaubt sie schon gar nicht.

Freie Zeit und eine Reise mit ihrem Kind liegen vor ihr. Noch wartet sie auf neue Kräfte und fasst keine Pläne für Vorbereitungen und Start. Energie und Erstarken lassen auf sich warten, und sie fügt sich geduldig in die Pause.

Ein wenig passiert Revue: bedeuten die Menschen, die sie zurücklässt, ihr etwas? Werden Kontakte bleiben? Ihrer Vermutung nach nicht, sie hat bereits alles losgelassen und freut sich auf das vor ihr Liegende, auf Ruhe und Frieden, auf Neues, und auf das Ende einer Last.

Zufrieden erfühlt sie die Ordnung und Reinheit der Hütte, spürt sich als einen Teil des Gefüges, in das sie nahtlos einpasst. Auch die kleine Länderei umzu ist bestellt, urbar und fruchtvoll, tiefgrün und auf seine Weise gesund. Der frei fließende Austausch zwischen der Welt um sie herum und dem ungreifbaren Universum ihres Inneren macht ihr Freude und erfüllt sie mit Staunen und Glück, es ist eine Fülle und Weite von unbekanntem Maß.

Noch einen Schluck Kaffee, und dann beginnt sie doch, den Tag zu planen und zumindest schon einmal in Gedanken eine Struktur zu probieren. Glück, Glück, sie sitzt einfach still und lässt geschehen.

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Sonntag, 6. Juni 2021
Sommerwelt
Der Wolf hat das Ende beschlossen, wieder einmal, und wieder einmal, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren.
Geübt lässt sie ihn los, und trägt den Schmerz in einer Seitentasche mit sich.

Ein weiter Weg liegt vor ihr. Seit Tagen beschäftigt sie sich mit dieser Reise, legt nur die allernötigsten Dinge für ihr Tragetuch zurecht; ihr Tragetuch, das sie vorn auf der Hüfte gebunden mit sich trägt, um Schultern und Hände frei zu haben.

Sie ist froh, dass sie den Wald und seine harte Arbeit verlassen wird. Auch den Wolf wird sie nun nicht mehr sehen, sie werden sich nicht mehr über den Weg laufen. Beruhigt denkt sie an den neuen Ort, an dem sie zukünftig ihr Werk verrichten wird und so kann sie befreit und unbeschwert losgehen.

Am Tag ihres Aufbruchs erwacht sie früh, prüft den Himmel und entscheidet sich für die leichteste Kleidung, die sie besitzt. Sie trinkt Kaffee, legt sich den klein zusammengelegten Regenschutz und das Bauchtuch um die Mitte und wandert los.
Die ersten Meilen fliegen an ihr vorbei, der gewohnte Weg lässt ihren Gedanken freien, großen Raum. Unzugängliche Stellen umgeht sie geschickt und kommt so zügig voran. Ihre erste Rast legt sie spät ein, am Rande eines Ackers lässt sie sich nieder, im Schatten und auf einem Baumstumpf.

Genussvoll isst sie Brot und Ei, und trinkt viel von dem klaren, immer noch kühlen Wasser. Doch schnell eilt sie weiter, sucht und folgt weiter dem Fluss, denn vor ihr liegt die längste und schwerste Etappe ihres Weges. Mittlerweile brennt die Sonne, die noch nicht hoch am Himmel steht, und sie entledigt sich ihres Leibchens und ist froh über ihr Kopftuch, das ihr wenigstens geringen Schutz bietet.
Sie holt zu gleichmäßigen, forschen Schritten aus und durcheilt die Natur. Vögel kündigen sie erstaunt an, so als kennen sie keine Menschen, ein dunkelgefärbtes Eichhörnchen mit glänzendem Fell kreuzt direkt vor ihr den Pfad.
Später verbreitert sich der Weg wieder etwas und das Gehen gelingt besser, auch wenn sie zunehmend müder wird und ihre Füße spürt. Dennoch erreicht sie so schon am frühen Nachmittag das Einzugsgebiet der großen Bauernschaft, das ihr erstes Quartier sein soll. Nach und nach sieht sie mehr Gestalten auf den Feldern, Geräte und Fuhrwerke stehen an den Rändern der Weiden, vielleicht nur noch eine Stunde bis zum Ziel.
Glücklich erreicht sie bei strahlendem Sonnenschein die Ansammlung der Siedlungen. Sie streift sich ihr Leibchen über, wäscht sich am Brunnen Arme und Gesicht und kauft sich bei einem fliegenden Händler eine kühle Limonade - herrlich!
Ihre Herberge kennt sie bereits, schon früher hat sie hier für eine Schlafstatt bezahlt. Sie bezieht den kleinen, dunklen Raum mit dem sauberen Bett mit frischem Linnen und geht zurück ins Dorf. Ihre Füße schmerzen heftig, und die Beine und Waden wollen nicht so recht, wie sie will.
Bei einer Bäuerin erhält sie ein leckeres Mahl, das sie verschlingt und nicht ganz schafft, dazu ein großes kaltes Bier. Sie schlägt die Reste des guten Essens in Ölpapier ein und kehrt zurück in die Unterkunft. Dort wäscht sie gründlich einen Teil ihrer Kleidung und sich selbst und fällt dann erschöpft in das unberührte Bett.

Die Nacht ist unruhig, draußen herrschen Unwetter und Gewitter, Regen rauscht in Mengen und lässt sie immer wieder erwachen. Doch frühmorgens, sie ist erstaunt, ist sie erholt und wiederhergestellt und bereit für ihren Weg.
Die Feuerstelle nutzt sie für heißes Wasser und Kaffee, den sie genießt und in kleinen Schlückchen trinkt, um sich nicht zu verbrennen. Er lockt die letzten noch ruhenden Lebensgeister hervor und sie bricht gestärkt und beflügelt auf. Für ein paar Groschen erwirbt sie ein Frühstück und füllt ihre Wasservorräte am Brunnen auf. Sorglos und frei verlässt sie den Ort und erreicht schnell die offene Landschaft.

Der Himmel ist bedeckt und die Luft warm. Bienen summen um die Blüten des leuchtenden Klatschmohns herum und Mücken bilden kleine Wölkchen, die sie wegen der juckenden Stiche meidet. Sie durchwandert Wäldchen mit frischen Tannengerüchen, beobachtet Enten, Reiher, Falken, Bussarde und die vielen kleinen Vögel, die alle mit dem gleichen beschäftigt sind - ein Werben, Gezwitscher, Brutpflege um sie herum. Gleich morgens durchquert sie einen völlig zugewachsenen Teil, Schuhe und Hose werden gänzlich durchnässt von den hüfthohen Pflanzen und Gräsern, Nesseln verbrennen ihre Haut. Doch sie findet ihn wieder, den freien Pfad, prüft ständig die Richtung und meistert die Bedrängnis.
Diesmal gestaltet sie ihr Tempo etwas ruhiger, denn ihr Wanderabschnitt für den Tag ist etwas kleiner. So kann sie mehr schauen, und ihr Geist und ihr Herz finden Ruhe und Entlastung, mehr mit jedem Schritt, den sie tut.
Mittlerweile findet sich keine Wolke mehr am Himmel, das Leibchen ist längst im Gepäck verschwunden, und als sie ein Feld mit Erdbeerpflanzen passiert, legt sie eine lange, genussvolle Rast ein. Schuhe und Strümpfe kommen zum Trocknen in die Sonne, sie findet Entspannung auf einem umgelegten Baum und baut sich ein leckeres Buffet auf: zu den vielen gepflückten saftigen Beeren gibt es den Rest des Gekochten vom Vortag, ein Brot, ein Ei und frisches Wasser. Sie isst in Ruhe, sammelt ihre Kräfte, verweilt einige Zeit. Doch dann legt sie erneut die Strümpfe an, schlüpft in die Schuhe, geht ein paar steife Schritte zum Feld, erntet noch ein paar süße Früchte und setzt die Tour fort.
Durch die Hitze und die sengende Sonne stapft sie erneut ihrem Etappenpunkt entgegen, gleichmäßig, stoisch, klar, erfüllt von der Natur und einem schlichten Frieden. Sie wandert an Weiden mit jüngst geborenen Kälbchen vorbei, überquert mehrmals den Fluss -mal zeigt er sich rauh, meist aber breit und ruhig-, aber auch Bäche und einen großen Kanal, trifft nur sehr selten Menschen, geht auf im Moment und im Leben, ist unbeachteter Teil des Großen Ganzen.

Und wieder schon am frühen Nachmittag nähert sie sich der Ansiedlung mit ihrem nächsten Quartier. Von ferne schon sieht sie die Spitze eines mächtigen Kirchtums, erstaunlich für die winzige Ortschaft. Die Sonne verbrennt ihr schmerzhaft die Schultern, und sie legt sich zum Schutz das Hemd um. Die letzten Meter scheinen sich endlos hinzuziehen, und glücklich nimmt sie ein Sorbet an, dass Kinder am Dorfeingang feilbieten. Sie fällt auf eine Bank, verspeist die süße labende Speise, und glaubt, keinen Meter mehr gehen zu können.

Im Wirtshaus wird sie vorstellig und bekommt ihre Kammer zugewiesen. Waschgelegenheit und Wirtschaft sind komfortabel, und so kühlt und wäscht und erholt sie sich wunderbar. Frisches und vielfältiges Essen macht ihre Pause vollkommen.
Abends besucht sie die Kirche, kniet sich auf die kalten Felssteine des Bodens und dankt dem Schöpfer für ihre Gesundheit und die Schönheit dieser Tage. Sie entzündet ein Licht für die gläubigen Seelen und schlendert anschließend über den Gottesacker, betrachtet und studiert alle Inschriften und Gärten. Danach flaniert sie durch alle Gassen und kleine Alleen, betrachtet die Höfe und Katen der Landmänner und -frauen und Knechte und Mägde. Wieder trinkt sie ein kühles Met, bevor sie sich zeitig zur Ruhe legt.

So erwacht sie früh am letzten Tag ihrer Tour und verlässt grußlos das noch schlafende Haus. Das nahe Ziel beflügelt ihre Schritte, und ohne Vesper schreitet sie behende aus. Wieder ist der Himmel wolkenverhangen, und sie begrüßt die Kühle des Morgens.
Eine dünne, schwarze Schlange windet sich direkt vor ihren Füßen, am Kopf trägt sie eine seltsame weiße Zeichnung. Verschreckt und schnell schlängelt sich das ungewöhnliche Tier ins Unterholz, noch bevor sie es besser betrachten kann.

Ihr Blick fällt - fast ein wenig wie gelenkt, so denkt sie später - auf vier Bäume zu ihrer Linken, Birken sind es. Sie spürt, nein, sie weiß, es ist wie eine Eingebung, sicher und klar, sie sieht vor sich ihr Leben; ihre Lebenszeit wird dargestellt von diesen vier weiß umringten Hölzern. Der erste Baum ist schmal, leicht geneigt, er steht nicht gefestigt und scheint biegsam und schmächtig. Der zweite ist rank und stark, und hat eine zweigeteilte Krone, genau wie der dritte, der einen mächtigen Stamm und ein festes Fundament aufweist. Plötzlich wird ihr klar, dass sie durch den dritten Baum dargestellt wird, und ihr Lebenszeitpunkt sich an dieser Stelle findet. Der vierte Baum, den sie erst spät sehen kann, steht er doch dicht bei seinem Vorgänger und halb dahinter versteckt, zeigt das gnädige Geschenk eines Lebenszeitzusatzes, so schießt es ihr bei seinem Anblick durch den Kopf. Er wiederum ist ebenso schmal, und ragt grade, still und klar in den Morgenhimmel.
Dankbar prägt sie sich das Bild ein, und nimmt es in ihrem Herzen an und mit.

Erschöpft und ohne Pause erreicht sie am Vormittag ihr Ziel, um einiges früher als gedacht. Sie erledigt ihr Vorhaben, und nimmt rechtschaffen müde und erleichter das Angebot eines Kutschers für die Rückreise an. Glücklich kehrt sie heim und spürt bei Erreichen der Hütte eine wundervolle Erfüllung.

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Sonntag, 18. April 2021
Insel
In der Nacht erlauben die Weisen einen Blick auf Wahrhaftigkeit und Wahrheit, Verbote und Grenzen heben sich für ein paar Momente auf. Seltsamerweise landet sie wieder auf einer Insel. Einige Details verschwinden schnell in den Nebeln der Flüchtigkeit.
Sie strandet, mit ihr ein paar Menschen. Das Eiland ist unberührt und einfach, in ihrem wenigen Gepäck fehlt es an fast allem. Dennoch gelingt die Ankunft. Wanderungen ins Innere führen zu Wasser und Nahrung, und auch eine Behausung entsteht.
Für Gedanken der Entmutigung und des Haderns ist die Zeit viel zu kurz - vollkommen unerwartet landen große Schiffe an und ankern direkt am Ufer. Die Passagiere erreichen geschäftig das Land, es sind Film- und Theaterleute, die ihrem Werk nachgehen. Im Handumdrehen verwandelt sich die natürliche Umgebung in einen von Gassen und Buden durchzogenen Ort, in denen Pomp und Allerlei feilgeboten wird.

Es ist klar: abends werden die Ankömmlinge die Gestrandeten wieder mitnehmen, zurück in die gewohnte Zivilisation. Ob das ein Glück ist? Sie schwankt zwischen Erleichterung und einer versteckten, verborgenen Wehmut.

Sie erwacht und gestaltet ihren Tag mit Routine und Zuversicht, backt Brot, legt frischgewaschenes Leinen ordentlich Kante auf Kante, lässt den kühlen und blumigen Frühling in die Hütte hinein. Sie spürt die Festigung ihrer Änderungspläne und setzt auch den Wolf auf den Prüfstand - zum 1.000sten Mal. Beiläufig verräumt sie das Körbchen für seine Liebesnachrichten. Auch die Waldarbeit wird sie wandeln.

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Mittwoch, 14. April 2021
Wunderbare Inseln
Verträumt und geistesabwesend blickt sie aus dem Fenster.
Ihr Blick, nein, sie selbst verliert sich in der Weite, wird kleiner und kleiner, warm umhüllt von seiner Liebe, liebevoll umfangen von seinen Armen.
Küsse und Lippen verschwinden ineinander, genauso wie die Finger und Herzen.

Gedankenverloren sinkt sie zurück in ihr Leben, in ihre runde Welt, veredelt und voll Glück.

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Sonntag, 28. März 2021
Das achte Jahr
Er fehlt ihr. Das 'Jetzt', das grad entsteht, erscheint ihr leer ohne ihn. Sie nimmt es dem Universum ab wie das Mus dem Fleischwolf und lebt es behende und gewandt.

Erneut - zum tausendsten Mal - bereitet sie sich darauf vor, ihn loszulassen.

Das achte Jahr beginnt.

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Donnerstag, 25. Februar 2021
hautnah an der Entstehung des Jetzt
Sie erwartet seine Nachricht, und diese trudelt ein. Sie beschließt die Arbeit, wandert zur Hütte, erledigt die gewohnten Handgriffe zum Tagesende, und kuschelt sich nah der Feuerstelle gemütlich ein.
Es dauert einige Zeit, bis er eintrifft, und sie fremdelt etwas. Er, gelassen und beruhigend, entschleunigt, verlangsamt die Zeit, bereitet den Rahmen, lässt sie ihn lieben, bis das erste Mal vorüber ist, das erste Mal, das sie scheut und manches Mal fürchtet.
Dann, auf gleicher Höhe, lieben sie sich, zuweilen mit den Körpern, und auch mit den Herzen, den Seelen, dem Verstand.
Er schenkt ihr viel Zeit, sie schenkt sich her, so wie er es mag.
Viel Gewohntes ist dabei, genügend für Freiheit und Offenheit, einige Erinnerungen fallen ihnen ein, und unbemerkt entsteht Neues, Besonderes, einem Fabelwesen ähnelnd. Dazu passt die Geschichte, die er leise sprechend nebenbei erwähnt.

Gelöst entsteht die Gegenwart.

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Freitag, 19. Februar 2021
beruhigender Blick
Seine Nachricht liegt im Körbchen, klein, unscheinbar, leuchtend, versehen mit seinem hintergründigen schönen Lächeln.

Ihre Pflichten verhindern ihren Exkurs, doch sie ist sich seiner lieblichen Begleitung sicher.

Stille tritt wieder ein, ohne jeden Ton.

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Sonntag, 14. Februar 2021
ohne
Er fehlt ihr.

Oder ist es einfach Gesellschaft, wärmender Kontakt, die ihr abgehen?
Sein Herz rückt mehr und mehr in die Ferne, immer weiter weg von ihr.

Keine Nachricht von ihm im Binsenkörbchen.

Sie wird den Tag genießen, angefüllt mit handwerklichen freudebringenden Tätigkeiten, und sie wird seine Abwesenheit vergessen.

Ein wenig Frösteln überkommt sie, sie schürt das Feuer an und holt sich eine weitere Tasse Kaffee.

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Donnerstag, 4. Februar 2021
Wolfsliebe
Sie übereinkommen mit heimlichen Blicken, sie erreicht die Hütte vor ihm.

Sie nehmen sich nur wenig Zeit.

Sie ist etwas aufgeregt, er legt seine Hand auf ihre Mitte.

Es ist wie immer anders als alle anderen Male, sie ist aufgeregt und ruhig zugleich.

Sie sind zusammen, vorher, jetzt, und nach ihrem Treffen.

Sie küsst ihn liebevoll.


Müdegeliebt sinkt sie später in ihre Kissen. Sie schläft traumlos.

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Dienstag, 2. Februar 2021
Mantra für Heil
In der Nacht bricht sie auf zu einer kleinen Gute-Nacht-Tour durch die Dunkelheit. Sie geht am Rand des Waldes entlang, zu dem die Lichter der Siedlung hinüberscheinen und sie geborgen einschließen, und durchquert auf ihrem Rückweg die Ansammlung der Hütten.
Frische klare Luft bringt Freiheit und Entlastung, und sie huscht schnell in die Wärme zurück, nimmt ein weiteres, dickes Federbett aus der Truhe, bezieht es mit sauberem Leinen und kuschelt sich unter den Daunenberg.

In der Nacht finden ihre müden Glieder und Gedanken Erholung und Kräfte, sie schläft bis weit in den Tag hinein.

Erstaunt hängt sie morgens die Tücher von den Fenstern ab und blickt in den herrlichen, farblosen Tag. Sie lüftet alle Räume, feuert an, kocht Kaffee und setzt die am Vortag gewässerten Hülsenfrüchte zum Auskochen auf den Ofen. Sie spürt die wohltuenden Dinge, genießt sie und fühlt ihnen nach, sorgfältig und aufmerksam, und setzt sich dann intuitiv hin und notiert ihr ganz persönliches Mantra für Heil:

Zeit
Frieden
Stille
Liebesmann
ihre Kinder
Familie
Lebensmann
Herzensmenschen
Einswerden mit der Natur auf langen Streifzügen
gutes Essen
existentielle Sicherheit
ihre geliebte Hütte

Am Ende sieht sie hoch zu dem tönernen Krug, in dem sich mittlerweile einige Taler befinden, die erst ihrer Sicherheit und später vielleicht zur Verwirklichung des einen oder anderen Traumgedankens dienen können.

Verwundert blickt sie auf die Reihenfolge, die tief in ihrem Herzen entspringt, und nimmt sie an.

Ein zweiter kleiner Krug Kaffee begleitet sie in den Tag.

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Sonntag, 24. Januar 2021
Kirche des Herrn
Sie gelangt in den Tag, behutsam, gleich einem Märchenwesen, zauberhaft. Die Hoheit über das Böse, das, das zerbrechen und schwächen will, liegt in ihrer schmalen Hand, sie hat die Macht, den Eintritt zu verwehren, und sie versagt ihn bestimmt.

Ein ruhiges, beschütztes Gefühl erfüllt das Dasein - wo ist sein Ursprung? Sendet Gott die Gewalt und die Behütung? Entsteht gar alles in ihr selbst, unbemerkt und aus allmächtiger Quelle?

Sie sammelt sich, besinnt sich in heiliger Stille, bereitet sich vor auf ihre Tour in die Natur, des Herrn andere Kirche.

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Samstag, 23. Januar 2021
Blick in die Zukunft
Schäbig und zäh zieht sich der schmutziggraue Fluss der düsteren Winterzeit, viel zu langsam, durch ihrer aller Leben. Die Menschen versammeln sich abends um ihre Feuer, reden, fertigen Handarbeiten an, tischen Erntevorräte auf, ersehnen das Frühjahr, das Ende des dunklen Einerlei.

Auch an ihren freien Tagen steht sie früh auf, es ist stockdunkel. Unter der Asche findet sie etwas Glut, legt ein paar Späne darüber, die Flamme springt an. Vorsichtig nährt sie das Feuer mit kleinen Hölzern und Scheiten, um es nicht zu ersticken und hängt den Kessel darüber.
Am frischgescheuerten Tisch entzündet sie ein paar Stumpen, bereitet später den Kaffee, lässt sich gemütlich nieder und beginnt ihren Schriftverkehr.

Ihr Liebesmann begleitet sie in ihrem Herzen, an der Seite ihrer Gedanken. Er tut es hintergründig, nicht mehr bedrohlich, es ist warm und bereichernd, steht außer Frage.
Manchmal legt sie ihm morgens im Wald ein Stück Obst hin, an die Stelle seines Arbeitsbeginns, und kennt sein stilles Lächeln, auch wenn sie es nicht sieht.

Je älter sie wird, um so weniger begierig ist sie zu erfahren, was die Zukunft so bringt.

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Donnerstag, 21. Januar 2021
ein Los
Kummer und Beklemmung zeichnen ihre Tage, die Nacht wird zum Dämon, sie kämpft, und ächzt unter der Schwere des Streits.

Sie begegnen sich im Wald, ein kurzer Augenblick, und sie erwähnt ihren Enge und Bürge, nur ein Halbsatz, eine verstohlene Botschaft, die nur er entschlüsselt.
Als sie abends ihren Heimweg antritt, findet sie seine mahnende Nachricht und freut sich über seine Fürsorge.

Beim Erreichen der Hütte erkennt sie schon von Ferne seine Anwesenheit. Feuerfahnen hängen über dem Schlot, heimeliger Schein leuchtet aus den Fenstern ihr entgegen. Jetzt erst versteht sie die verborgene Bedeutung seiner Erinnerung und den lockenden Charakter.
Bald schlüpft sie unter die warmen Decken und Felle und taucht ein in ihre gemeinsame Liebeswelt, in der er sie hält und kost, in der sie lachen und schwatzen und ruhen und übereinstimmend schweigen.

Wie immer verfolgt er seinen eigenen geheimen Plan, sie folgt ihm, manchmal tastend, verhaltend, aufmerksam, genussvoll, manchmal stürmisch, begeistert und alle Vorsicht über Bord werfend. Sie liebt ihre Blicke, das Nachhausekommen in ihren Augen, die ruhige und unaufgeregte Vollkommenheit des Augenblicks, in dem ihre Körper so flächig und eng wie möglich aneinanderliegen, wie ein Yin und Yang. Sie genießt die Küsse, von denen sie unendlich viele erhält und vergibt. Wohlig fällt sie in die Tiefe des Edengartens, dessen Reichtümer entstanden sind durch flüchtige Attribute wie Zeit, Zufall und Liebe.

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Mittwoch, 13. Januar 2021
Zeichnung
Morgens ist sie fast sicher, dass ihre Liebesgefühle schwinden, und mittags lebt sie auf mittels seiner Silhouette, einem kurzen Lächeln.

Er zeichnet sie, verstohlen, mit fahrigen Strichen, und lässt das Papier beiläufig in ihrer Nähe liegen, so dass sie es finden muss.

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