Samstag, 28. November 2020
verborgene Welten
Abwartend sitzt sie vor dem Tag und sieht ihn an. Was soll sie mit ihm beginnen?

Sie liebt diese Freiheit, die endlose Langsamkeit der Zeit, die Stille, und die damit einhergehende Fülle, die sich scheu nur in solchen Momenten zeigt.

Zögerlich probiert sie den einen oder den anderen Plan, testet ihn in Gedanken. Und dann bleibt sie weiter sitzen, ohne Regung, ohne Entscheid.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Gabelungen
Es war der erste Tag ihrer freien Zeit, an dem sie etwas länger schläft als sonst üblich. Also erst jetzt tritt eine Erholung ein, über 7 Nächte hatte dies gebraucht.

Sie steht auf, Lust und Antrieb lassen sich nicht blicken.

Ja, sie ist unabhängig, und ja, sie spürt feste, verlässliche und liebende Bande innerhalb ihrer Sippe. Und ja, auch objektiv gesehen ist sie reich, gesund, üppig gesegnet.

Sicher geht es schon lange nicht mehr um den Wolf. Einen Wolf, den sie gar nicht in seiner realen Gänze will, der sich ausgezeichnet eignet für allerlei Träumereien, von dem sie f r o h sein kann, dass er sie nicht akzeptierte.

Unabhängigsein mit Preis, der zu zahlen ist?

Sollte sie eine solche Entscheidung bewusst fällen? Also sich ruhig, aufmerksam und ernsthaft fragen, in welche Richtung sie gehen möchte? Und dann diese Entscheidung umsetzen?

Oder einfach sein, warten, das Schwanken genießen und ausleben? Die sich ergebenden Situationen beäugen, und intuitiv erleben und behandeln?

Keine Antwort drängt sich in den Vordergrund, sie bleibt mit ihren Fragen ruhig und unaufgeregt sitzen, am aufgeräumten Holztisch, ohne Not, und ohne Sonne.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 27. November 2020
Unabhängigkeit
Es ist höchst selten, dass ihr wie heute der Titel ihrer Einträge bereits zu Beginn zufällt - und gar der Antrieb für ihr Schreiben ist.

Wie jeden Tag schaut sie immer noch in das leere Körbchen nach einem Lebenszeichen von ihm. Schmerzen sind keine mehr da, und ihr Sehnen könnte sich genauso gut auf einen anderen Menschen beziehen, so scheint es ihr oft. Sie sucht nicht mehr nach einer Antwort.

In der Stille der Tage und auf ihren langen Streifzügen traben ihre Gedanken - mit den Füßen in Siebenmeilenstiefeln steckend - ungestört v o r a n . Sie liebt diese Unabhängigkeit. Sie ist zumindest in Teilen ein novum. Sie liebt sie und wird sie nicht mehr hergeben.

Ein kleines Licht brennt neben den 4 roten Stumpen des Lebens.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 25. November 2020
stolzer Gruß
Im winterlichen Dunkel steht sie auf, feuert an und setzt Kaffeewasser auf, tappt auf nackten Füßen umher, entzündet zwei Lichter. Aufrecht und gleichermaßen ehrfürchtig grüßt sie das Universum, das Universum grüßt zurück und lächelt dann.

Sie ist stolz, und sie ist Teil des Universums. Größe spielt hier keine Rolle.

Eine Liebesnachricht fliegt zu ihrem Kinde, und eine Liebesnachricht kommt als Antwort.

Bald beginnt der Horizont zu glühen und der Tag beginnt sein geschäftiges Werk.

Ihre Glieder schmerzen noch etwas von ihrer langen Wanderung, ihrem Eintauchen und Einswerden mit der Natur, die sie erst am Abend wieder freigibt.

Auch heute wird sie starten, und dann glücklich zurückkehren in die behütende, gewärmte Hütte und dem dort wartenden leckersten Mahl.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 14. November 2020
unverändert
Es ist still.

Ein wenig zu still.

Immer noch denkt sie beim Einschlafen und beim Erwachen an ihn.

Vielleicht ist es einfach die Stille, die diese Gedanken eintreten lässt.

Die Handgriffe des Morgens gehen ihr auch in der Tonlosigkeit leicht von der Hand.

Eine Stille liegt deutlich auf jedem Geräusch.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 8. November 2020
schwache Ruhe
Schwarze Flecken aus der Nacht plumpsen auf den viel zu frühen Tagesanfang. Sie ist kraftlos. Eine weitere Stunde Schlaf hilft ihr, die Erschöpfung bleibt.

Sie kocht sich Kaffee, kuschelt sich mit dem in Tücher gewickelten heißen Stein unter weiche Decken und liest, träumt, hält inne, stagniert.

Mehr Ruhe ist nötig. Sie seufzt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 7. November 2020
schwindender Sommer
Viel zu viel hat sie geackert, geschuftet, riesige Arbeitsberge belasten und bedrücken sie. In der freien Zeit unternimmt sie längste Streifzüge durch die wunderbare Natur, scheut aber die dunkle Kälte der Nacht und zieht sich fast immer spätestens in der Dämmerung ins Heil der Hütte zurück. Dort sind die Tische, Anrichten und Böden geschrubbt, alle Federkissen und Decken gewaschen und gelüftet und aufgeschlagen, sie kocht die wunderbarsten Gerichte des Herbstes und backt Brote und Kuchen.

Er kreuzt ihren Weg ab und an, selten, regelmäßig. Ihr Band ist leicht, unscheinbar, fragil, beständig. Tastende Gedanken und fragende Blicke erhalten ein Echo, ein verzögertes?

Ihre Erschöpfung liegt auf ihrem Gemüt, und sie unternimmt keine Anstrengung dagegen. Ein Sehnen nach seiner Fürsorge muss unbeantwortet bleiben.

Ja, sie sehnt sich nach Armen, seinen Armen. Dennoch spürt sie ihn deutlich an ihrer Herzensseite, und als sie sich hineinfallen lassen will in ein Klagen über die trennende Distanz und seine Abwesenheit, bemerkt sie: es gibt rein gar nichts, das sie ändern möchte. Alles ist perfekt.

Vorsichtig und zurückhaltend beginnt sie ihren Tag, und behütet sich selbst in genau dem Maß, das heilt und sich ihr selbst zuwendet.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 10. Oktober 2020
Liebesstunde
Erst nach einer Woche findet sie Ruhe und Lust, ihre Begegnung zu notieren.

Es war ein Moment, wie er bereits tausendmal gewesen war, eine Stunde der Ewigkeit entliehen.

Sie ist überrascht und erschrickt, als er spätabends die Hütte betrifft. Lange erträumte sie, seinen Hals zu umfangen.

Erst als sie beinahe einschläft, wäscht er sich und macht sich auf seinen Weg.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 20. September 2020
Zeitzählen
Frieden. Ordnung. Heil. Morgensonnewärmelicht legt sich auf ihr Gesicht.

In der vorvergangenen Nacht verrichtete sie ihren Dienst in der Gemeinschaft, bringt Trost und Fürsorge an die Betten der Schwachen, Verletzten. Später schläft sie tief und gut und lässt die Zeit vorbeiziehen und findet Kraft und Stärke.

Still ist es um die Hütte, kein Klicken der Tür, niemand ist da. Ab und zu lauscht sie den Geräuschen. Es bleibt still.

Er hat sich erneut abgewendet, legt ein Schwert zwischen Vergangenheit und sie? Sie ist bereit, sich zu fügen, wie schon alle ungezählten Male.

Ihre Gedanken fliegen wie Töne in die Welt, treffen auf nichts, was ein Echo zurückwirft.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 18. September 2020
Schmerzen
Schmerzlich fühlt sie, dass er nicht da ist. Sie ist nicht allein, sie ist nicht einsam, er ist nicht da, sie fühlt die Schmerzen.

Sie fügt sich, ändert nichts.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 12. September 2020
Neige
Als es früh dämmert, zieht sie die Tür der Hütte zu, entzündet einige Lichter und gießt sich etwas feinen Rotwein ein.

Manchmal lauscht sie verstohlen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Pfeil
Die strahlende Sonne kündigt einen vollkommenen Spätsommertag an, sie durchdringt bestimmt den weißlichen Atem des Herbstes und behauptet ihr Vorrecht.

Die Wäsche dampft im Zuber, Körner, Nüsse und Mehl stehen bereit als Zutaten für das nächste Brot, der Ofen ist noch kalt.

Sie fühlt sich wie angelehnt an die Sehne eines Bogens, oder wie die Sehne selbst?, gespannt, schlank, bereit für ihre klare gezielte Reise in die lebendige Zukunft.

Sie wird den alten Gelehrten besuchen. Einmal war sie bereits dort, einen Kontrakt aushandeln für ein erneutes Studium. Sie freut sich darauf und genießt die Sinnlosigkeit und das Tun einfach um des Tuns willen.

Kein Wolf. Er fehlt und fehlt gleichzeitig nicht. Niemand anderes darf sich nähern.

Nun auf, auf zu allen Handgriffen, Gedanken und Wegen, sie lächelt und streckt sich kerzengerade.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 2. September 2020
seidene Hoheit
Erste unbeholfene Vorboten des Herbst strömen durch die weit geöffneten Fenster hinein. Die Vögel rezitieren die Sommertöne, als würde dieser niemals enden, die Sonne kämpft sich durch die milchige Luft. Winzige Tautropfen machen die über Grasbüschel gesponnene Netze sichtbar.

Sie sitzt beruhigt an ihrem gewohnten Platz, köstlichen, wohltuenden schwarzen Kaffee neben sich. Ja, sie ist allein, und das drückt zuweilen. Jedoch: einher mit der Alternative gehen auch Forderungen, zuweilen faule Kompromisse, Pflichten, Grenzen, Wehrhaftigkeit gegen Beherrschung.

Ihr Blick schweift zurück auf ihre Vita - ein schönes Leben, mit viel Glück, Liebe, auch Lasten, Irrungen. Sie begrüßt still die Freiheit, ihre Würde, die Hoheit, und arrangiert sich mit dem leeren Platz an ihrer Seite.

Im Jetzt. Niemand nimmt die Zukunft vorweg.

Im Geiste stellt sie das nächste Rezept zusammen. Fleißig hat sie bereits die Früchte des Jahres eingelagert. Der Duft eines köstlichen Pflaumenkuchens, gebacken mit grobem, vollem Mehl und den geernteten Nüssen durchzieht die Hütte.

Still begrüßt sie die Freiheit.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 29. August 2020
schwarze Tiefsee
In der Nacht träumt sie einen langen, detailreichen, umfangreichen Traum, mit einer hässlichen Episode mit dem Liebesmann. Sie verweist ihn des Hauses, und verwehrt ihm jeden weiteren Kontakt.
Noch viele andere Dinge durchlebt sie in ihrem Nachtgespinst.

Am Morgen sitzt ihr das Alleinsein, das Ungeschütztsein tief in den Knochen. Wie soll sie sich dazu stellen? Soll sie sich vor Augen führen, dass der Schutz eines anderen Menschen, einer Gemeinschaft doch nur Illusion ist?
Sie ist des Denkens müde und trinkt langsam und mühsam Kaffee.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 28. August 2020
Astronautin
Ein wenig müde, zufrieden, sitzt sie vor der Hütte, neben sich den stark aufgegossenen, frischen Kaffee. Es tut ihr gut, auf ihr Gartenwerk zu blicken, die erledigte Aufgabe zu betrachten. Sie genießt den Moment, das Ziehen ihrer Glieder, die ruhende Landschaft in ihrem Kopf, die Gesundheit, das Leben, die Anwesenheit von Zukunft.

Mehr ist es doch niemals, als Momente, solche und solche.

Ihre Erkenntnis liegt schon ein paar Jahre zurück, dass die als schlecht erlebten Augenblicke mindestens ebenso wertvoll sind wie die glücklichen, und oft sogar größeren Reichtum in sich bergen.
Sie fühlt, dass die Dinge ihres Herzens sie begleiten können, auch durch das Tor des Lebensendes.

Ein prüfender Blick gen Horizont, den leeren Horizont.

Sie bleibt sitzen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 27. August 2020
Freiplatz
Eine hellgelbe, kühle Sonne eröffnet den Tag.

Sie ist zu alt für den Wunsch nach einen Blick in die Zukunft und jung genug, um mit der Unvernunft zu kokettieren.

Ein wenig fehlt er ihr schon.

Sie widersteht ihren Impulsen, nimmt sich Messer und Gartengeräte und betritt die Natur, das Leben.

... link (0 Kommentare)   ... comment