Freitag, 9. Februar 2018
Dunkel
Sie kann sich nirgendwo hinwenden. Sich niemandem zeigen.

Er weist sie ab. Unerbittlich, hart und kalt. Sie weiß, er ist nicht so. Leider weiß sie es.

Die Schmerzen sitzen tief und fest, ohne Ausweg, ohne Linderung. Mühsam quält sie einen Fuß vor den anderen, hebt keinen einzigen Blick.

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Donnerstag, 8. Februar 2018
Feuermutter
Sie arbeitet in der Gemeinschaft mit. Still und stetig schleppt sie die schweren Hölzer der Bäume, die verarbeitet werden, verräumt Reisig, klaftert Scheite. Ihr Lebensmann fertigt ihr ein massives Holzkreuz für die Füchsin an, grob und an einer Seite noch mit dunkler, feuchter Rinde behaftet. Als sie es aufnimmt und aus dem Wald trägt, wiegt es schwer in ihren Armen, fast mit demselben Gewicht wie einst der Fuchs, den sie als Leichnam in den Wald hineintrug, um ihn in die Tiefe der duftenden Dunkelheit zu betten. Tränen drängen in ihre Augen, doch sie verschließt die Kanäle fest, zeigt keine Regung vor den anderen.

Am Mittag unternimmt sie eine Wanderung am Fluss entlang, erinnert sich des Gefühls, stapft allein vor sich hin, ohne den wuselnden Freund.
Nach einiger Zeit sieht sie ein Männchen am Ufer sitzen, er fängt Fische. Sie grüßt zurückhaltend, will nicht stören; doch er erhebt sich erfreut, und sie sprechen sich freundlich an. Ein weiser, lächelnder Mann, wie ein kleiner Segen für ihr Herz. Als sie nach einiger Zeit am gegenüberliegenden Ufer zurückkehrt, sitzt er unverändert an derselben Stelle und winkt fröhlich hinüber.

Später findet sie auf ihrem Weg gefrorene Zweige mit aufgeplatzten, weißen Kätzchen. Sie sammelt sie auf zu einem kleinen Strauß, den sie mitnimmt.

Zu einer Rast setzt sie sich ans Ufer des Wassers und lässt das Gleichmaß der Bewegung auf sich wirken. Wie breit mag der Fluss wohl sein? Sie schätzt die Entfernung mit den Augen ab, ein Teil, zwei Teile, und so fort. 50 Schritte? Als sie die flüssige Ader überquert, zählt sie die Längen und kommt auf nur 30.

Die strahlende Feuermutter begleitet sie bis zur Hütte. Ihr Herz erreicht sie nicht.

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Dienstag, 6. Februar 2018
Leben
Es geht ihr etwas besser. Gut noch nicht. Sie schämt sich, diese Worte zu denken, wertet sich oft selbst ab.

Was ist sie wert? Was ist sie wert? Was ist sie wert?

Sie muss ihre wahren Seiten besser verbergen. Ihre lauten, schlechten, unangenehmen. Dann mögen sie die Menschen lieber.

Sie ist froh, allein zu sein. An ihn kann sie gar nicht denken. Ein magerer Gedanke streift den Fuchs, den liebenden.

Heiße Tränen rollen über ihr Gesicht.

Sie wird denken, so lang, bis sie fertig ist, bis das Ergebnis sie zufrieden stellt. So steht sie auf, holt sich ein Leinentuch für die salzigen Richter, und beginnt mit dem traurigen Werk.

Edit: Später bemerkt sie ein feines Glühen am Horizont. Die Übermacht des Lebens kriecht mühsam und unaufhaltsam über die Schwelle des Tages, ein Versprechen, eine unübertroffene Schönheit. Sie sitzt auf auf die Welle der Zeit, nähert sich wieder ein wenig mehr der Befriedung, der Einwilligung, dem Ende. Und wartet auf ihren Kampfgeist.

An dieser Stelle erinnert sie sich an einen guten Ratschlag einer Frau. Diese legte ihr nahe, doch (endlich) aufzuhören zu kämpfen. Damals fand sie die Worte gut und richtig, und ganz falsch sind sie bestimmt auch heute nicht. Vielleicht ertrug auch die Frau ihre Kämpfernatur nicht, hielt ihre überbordende Energie nicht aus.

Denn das war es auch: Eine riesige Kraft, die nie endet, die auch unsichtbare Grenzen überwindet, die in weite Länder trägt, die auch zerschlagen kann. Ein erstes Lächeln des Tages erfüllt ihr Antlitz und Herz: Sie wird kämpfen. Gleich heute wird sie beginnen.

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Sonntag, 4. Februar 2018
entsetzliche Schmerzen
Sie lebt ein wunderbares Leben. Die entsetzlichen Schmerzen wollen von ihr ignoriert werden, es gelingt leidlich.

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Donnerstag, 1. Februar 2018
Frühjahr
Still und in sich gekehrt sitzt sie auf einem Holzstapel. Ihr Blick liegt leer auf der düsteren Natur.

Der Mond quält sie gequält.

sometimes it's hard to be a woman

Sie steht auf und streicht langsam über ihr Kleid.

Als sie heute Abend zur Hütte zurückkehrte, war es nicht stockdunkel. Es wird ein Frühjahr kommen. Und wenn nicht - sie ist vorbereitet.

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Sonntag, 28. Januar 2018
Mußezeit
Sie, die die Welt jeden Morgen in die Dunkelheit hinein betrifft, lange bevor Vögel die Äuglein öffnen und Mäuse sie schließen, erwacht erst in der Mitte des Morgens. Mit steifen Gliedern und klarer Erinnerung an ihre Träume rollt sie von ihren Fellen und Kissen und stakst in den Tag.

Die Blaumeisen und Sumpfmeisen hüpfen bereits fragend vor den Hüttenfenstern herum und als erstes streut sie ihnen nährende Brocken hin. Die geliebte Erde draußen liegt grau, ohne jeden Farbfleck, geordnet, heilsam und still da.

Heißer Kaffee rinnt durch ihre Kehle, ihr Geist und ihre Glieder schlafen weiter. Sie lässt sie gewähren und fügt sich ein in den Lauf.

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Samstag, 27. Januar 2018
herrlichster Morgen
Dieser Ausdruck fällt ihr beim Erwachen zu. Sie tappst zur Feuerstelle und setzt Wasser auf. Niemand hebt schlaftrunken die Augen, kein Blick folgt ihrem Tun, still liegt der Fuchs in der Tiefe des Dunkels.

Sie zündet Lichter an, kuschelt sich mit dem heißen Kaffee in ihre Decken. Draußen schimpft lautstark eine Drossel. Sie windet sich noch einmal heraus und sieht nach, ob der Anlass für das Gezeter fehlendes Futter ist, aber es liegen noch genügend Körner da.

Der herrlichste Morgen von was? Es gibt keine Relation. Einfach: herrlichster Morgen. Ihre Hütte schließt sie ein in eine wunderbare Welt und ein feines Strahlen zieht durch die Räume. Sie badet in dem Moment, fühlt dem Frieden von einem 'Drüben' nach und neigt ihr Sein vor ihm.

Heute erwartet sie der Schneider, er wird ihr eine feine, schwarze Hose anfertigen, die sie sich schon lange wünscht. Vielleicht erhält sie auch noch eine Bluse oder ein anderes hübsches Teil, sie freut sich und wird sich wunderbar fühlen. Sie lächelt und ist erneut tief dankbar, wandelt in der Fülle ihres Inneren.

Unbemerkt ist ein winterliches Licht über die Grenze zur Anderwelt geschlichen und die starren, toten Arme der Bäume heben sich hart dagegen ab. Draußen ist es ungewöhnlich warm, sie schließt die Augen. Man könnte meinen, es sei bereits Frühjahr, denn genauso singen die Vögel, durchdringend und fordernd und voller Lebenslust. Sie ersehnt das neue Leben, ja, sie ersehnt es heftig.

Noch immer kann sie ihn nicht loslassen. Sie erahnt das ernüchternde Ende, schaut schnell in eine andere Richtung.

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Dienstag, 23. Januar 2018
ohne Ende
Sie bleibt allein zurück. Er wird niemals zurückkehren und sie niemals erneut eines Blickes würdigen.

Traurig verschließt sie ihr Herz, legt den Schlüssel sorgfältig ins Regal, streicht langsam über das kühle Metall.

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Sonntag, 21. Januar 2018
Harmonie
Sie kocht, backt, bringt ein frisches Mahl zu ihrem Kind, streift durch die Wälder, kehrt zurück und taucht ein in Harmonie.

Ein Zauber erfüllt ihre Hütte, und sie ist Teil davon.

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Ein Schritt weiter
Wie so oft klettert ihr Bewusstsein früh in die Stille der noch schlafenden Welt, in sich bereits sprudelnd plappernd im inneren Dialog mit ihm.

Die Hütte empfängt sie friedlich, schützend, gemütlich und warm. Ausgeglichen und sich einfügend kocht sie Kaffee, zündet Lichter an und schüttelt ihr langes, lockiges Haar.

Sie lässt sich nieder an dem schweren, blankgescheuerten Tisch, auf dicken gepolsterten Kissen, und legt sorgsam und genau all ihre Worte in einen Brief an ihn. Sie formuliert bedächtig und treffend, faltet das Papier in der Mitte und legt es zur Seite.

Ihr Geist ist wach und präsent, der Kaffee ist heute nur Genuss, sie blickt aufgeräumt auf das Andere und schiebt die Ärmel hoch. Einen Schritt ging es weiter, stellt sie fest, und lächelt zufrieden.

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Samstag, 20. Januar 2018
Das Ende des Weges
Das Ende des Weges ist ein hübscher Ort. Sie sitzt auf dem Waldboden und lehnt mit dem Rücken an einem weisen alten Baum. Seine Krone beherbergt einen leise singenden Wind, dessen sanftes Rauschen hinunter bis an ihr Ohr dringt. Sonnenflecken tanzen über das Moos und die braunen Nadeln zu ihren nackten Füßen. Eichhörnchen flitzen die Säulen des Waldes hoch und runter und sie meint, ein lustiges und vorlautes Durcheinanderfiepen zu hören.

Sie ist allein. Die Ruhe und der Frieden dieses Ortes umhüllt und bettet sie. Ab und an kommt ein Wanderer vorbei, oder ein Fuhrwerk rumpelt ächzend über den dafür viel zu schmalen Weg mit dem unebenen Wurzelwerk.

Wenn sie nicht gezwungen wäre, hier zu sitzen und immer wieder zurückzukehren, wenn ihr die Weiterreise nicht verwehrt wäre, wäre dies ein hübscher Ort.

Sie isst Nüsse, lässt die Schalen gedankenverloren einfach neben sich fallen und blickt in die eine Richtung, später in eine andere.

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Kreis
Sie erwacht früh, mit eisernem Griff um ihr Herz; ein dicker, schwerer Klumpen bedrückt ihre Seele. Er ist nicht da, nirgends, leer ist ihre Welt.

Der Weg zurück in das gnädige Dunkel ist versperrt, sie steht auf und kocht Kaffee.

Später, der aushöhlende Schmerz zehrt unverändert in ihrer Mitte, spürt sie, dass er nicht völlig verschwunden ist, nur er sich selbst absolut unerreichbar gemacht hat.

Das macht es nicht besser; vielleicht ist es gar das Schlimmste an allem. Unerheblich, resigniert wischt sie den Gedanken weg.

Sie ist hoffnungslos, befindet sich in einer tückischen, schmerzhaften Sackgasse, sie kann weder vor noch zurück, nicht zur Seite, heftiges Schluchzen bricht aus und schüttelt ihre Schultern.

Später versiegen ihre Tränen und sie wendet die Frage, was sie tun soll, wie ein immer wiederkehrendes deja vu hin und her, wieder und wieder, so wie sie es seit Wochen tut.

Ihr Vertrauen in die Zukunft sinkt. Nach zwei bis drei Tassen Kaffee findet sie sich wieder an dem selben Punkt, an dem sie immer endet, seitdem sie ihn kennt. Sie liebt ihn, hier endet ihr Weg, ob er sich ihr zuwendet oder nicht, ob er ihr Beachtung schenkt oder nicht, was auch immer er fühlt, entscheidet, tut: hier endet ihr Weg. Sie wird ihre Umgehensweise ändert müssen, sich nicht mehr auflehnen, nicht mehr kämpfen.

Oder was auch immer.

Ein superleises Stimmchen bringt ein paar piepsige Töne hervor: das Leben ist bewegung. mal schnell, mal langsam, mal verkennt man die richtung, mal unterschätzt man die macht. alles ist möglich.

Diesem Strom gibt sie sich hin, wehrlos, losgelöst.

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Mittwoch, 17. Januar 2018
weinen
Die Trauer sitzt als tiefer, schmerzender Stachel fest in ihr. Durch ein Gespräch mit einem Freund kommen die verdrückten Gefühle hoch und sie weint hilflos. Es tut ihr gut, die Dinge an die Oberfläche kommen zu lassen und die Anstrengung der Unterdrückung loslassen zu können. Das Leiden schmerzt zwar, doch die Erleichterung entlastet sie.

Still und bedrückt hält sie den beklommenen Blick gesenkt, sie, die geglaubt hat, der schlechteste Teil läge hinter ihr.

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Dienstag, 16. Januar 2018
Wunde
Er würdigt sie keines weiteren Blickes, schenkt ihr kein einziges Wort und durchschneidet ihr gemeinsames Band.

Sie leidet, mit der immer größer werdenden Entfernung verliert sie den Kontakt und bleibt mutterseelenallein zurück.

Heute kommen keine Tränen mehr, sie seufzt leise und lässt erneut los. Traurig wendet sie sich ab und wandert allein weiter.

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das Haus
Sie wünscht sich ein Haus. Ihr Lebensmann kommt, bringt einen Erdbohrer mit, sie bohren mit dem Spezialbohrer ein so tiefes Loch in die Erde, bis sie auf Wasser stoßen. Er installiert einen Wasserhausanschluss daraus. Am nächsten Tag kommt er mit Baumaterialien. Fundament, Wände, gläsernes Spitzdach sind im Handumdrehen von ihm hochgezogen. Als sie ihn fragt, was er aufgewendet hat, antwortet er, er hätte alles für 2.000 von seinem Arbeitsort mitnehmen dürfen. Sie überschlägt ihre Finanzen, hat die 2.000 frei, erkennt darüber hinaus, dass Stromleitungen, Treppen, Küche und weitere Kosten ihre Mittel übersteigen, vertraut aber in die Zukunft und in die Fertigstellung, mehr noch, sie ist sich sicher, dass alles gut werden wird.
Sie ist bei allem dabei und darf hier und da wählen und geht ihm zur Hand. Das Haus ist plötzlich sehr begrenzt, da von allen vier Seiten umgeben von den Wänden eines anderen, im Vergleich zu ihrem sehr viel größeren Hauses. Alle Zimmer liegen jeweils übereinander. Das macht aber nichts; ihr Haus ist klein, mit der Schwierigkeit der drohenden Dunkelheit, aber sie bauen gemeinsam luftig mit möglichst wenig Wänden, so dass es sicherlich gut werden wird.

Ihr erwachsenes Kind spielt auch dann und wann eine Rolle. Es möchte eine zweite Küche (zwei Bäder sind vorhanden), sie lehnt aber ab mit der Begründung: einmal wirst Du allein darin wohnen, wenn ich nicht mehr bin, Du wirst nur eine Küche brauchen.

Auch mit Schwierigkeiten und leichten Nachteilen; ihr Haus wird wunderbar werden, alles wird so, wie sie es sich wünscht, leicht, offen, Ihr Lebensmann macht alles auf seine ureigene, handwerklich sehr geschickte und begabte Art möglich.

Sie erwacht.

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Sonntag, 14. Januar 2018
schlechte Energie
Sie erwacht in Frieden. Sie hat erneut geschrieben und alles war richtig. Im Laufe des Tages umrundet sie in Gedanken einmal die gesamte Welt, und landet wieder am richtigen, selben Punkt an. Dort sammelt sie sich und geht langsam, etwas unsicher und wackelig, weiter.

Die Liebe ist ein fast unsympathischer, aber in jedem Fall geheimnisvoller und unerbittlicher Kamerad.

Am Tag bricht sie auf auf eine kleine Tour. Erst besucht sie das Grab der Füchsin, ruhig, friedlich. Dann wandert sie durch die Sonne, lauscht dem Rauschen des Wassers, spürt die drückenden Tränen auf ihrem Herz.

Wird sie noch etwas tun? Wird sie loslassen? Bald? Noch lange kämpfen?

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Samstag, 13. Januar 2018
einfach 'sein'
Sie hat ihm geschrieben. Er macht es wohl so gut er kann, auch wenn sie sich im Wald begegnen; eine Antwort erhält sie nicht.

Das kennt sie schon. Die Überprüfung ihres Standpunktes bestätigt sie, sie ist ruhig und 'richtig'.

So geht sie weiter, trägt immer noch sein Amulett, lässt Erwartungen, Hoffnungen, alles los und 'ist' nur noch.

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