Mittwoch, 4. Januar 2017
Tagewerk
Der erste Morgen, an dem es ihr besser geht. Gestern abend jagte der sausende Sturm durch die Baumkronen, das Tosen war laut und hüllte den Fuchs und sie ein. Dieser kraftvolle Wind würde in der Lage sein, sie beide zu schützen.

Auch heute morgen ist er noch da, der Wind. Sie lauscht dem Raunen und Murmeln. Das erste Mal lässt sie den Gedanken zu: Er ist tot. Gestorben. Er ist bereits weit weg, es gibt keine Verbindung.

Sie bleibt ruhig und startet ihr Tagewerk.

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Dienstag, 3. Januar 2017
Gang zum Grab
Sie kehrt spät heim, es zieht sie sofort zum Grab. Erst als sie dort war, wird sie ruhig. Sie legt einen Stein ab, bleibt noch eine Weile, in der Nähe beim Fuchs.

Sie weint nicht, wendet sich ab.

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Ruhe
An diesem Morgen fehlt die ganz große Verzweiflung, - und der Fuchs. Sie erwacht ruhig, die absolute Einsamkeit steht mit ihr auf.

Sie wird ihr Leben ordnen. Ungeachtet der Drei-Monatsfrist denkt sie, sie kann es nur ordnen, wenn sie frei wird von ihm. Alle ihre Gefühle verändern sich. Sie ist ruhig und weiß, sie wird es schaffen. Und dann wird man weitersehen.

Sie macht sich auf zum Grab.

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Montag, 2. Januar 2017
Er ist nicht mehr da
Sie erwacht und nicht der erste Gedanke gilt dem Fuchs. Der macht sich mit dem zweiten und allen folgenden Gedanken und Gefühlen bemerkbar und sie erinnert sich widerwillig an sein Fehlen. Sie kleidet sich unmittelbar an und wandert sofort zum Grab. Unter ihren Schuhen knirscht der Schnee laut und aufdringlich, jedes Geräusch flüstert ihr zu, er ist nicht mehr da, er ist nicht mehr da, er ist nicht mehr da.

Sie legt ihre Hand auf die dicke Schneedecke auf seinem Totenbett, verweilt einen Gedanken lang und wendet sich ab.

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Sonntag, 1. Januar 2017
Abends wandert sie zum Grab. Es ist der erste Gang ohne Tränen. Sie hofft auf Kontakt, legt ihren Stein nieder, wendet sich um.

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in der Nacht hört sie den Krawall der anderen, die das neue Jahr begrüßen.

Nur eins hatte der Fuchs gefürchtet - dieses Spektakel während des Wechsels der Jahre. Sie litt unter dem Krach und der Unfähigkeit, den Fuchs zu schützen, ihn zu trösten, zu beruhigen.

Gleich in der Früh eilt sie zum Grab, weint bitterlich.

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Samstag, 31. Dezember 2016
Ende
Gebeutelt treibt sie in dem Meer aus Trauer, dem Fehlen des schlichten, treuen Wesens, dem Zwang des Endes. Im Morgengrauen stapft sie zum Grab. Auf dem Rückweg kann sie weinen. Vertraut sind die Wege, auf denen ihr die Füchsin jederzeit folgte.

Sie geht gesenkten Kopfes, dreht sich niemals um. Kurz vor Erreichen der Hütte hebt sie den Kopf und bemerkt eine glutrote Sonne.

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Freitag, 30. Dezember 2016
die Füchsin stirbt
Morgens liegt die Füchsin vor der Hüttentür, als wäre sie dorthin gerobbt. Den Kopf kann sie heben, alle anderen Gliedmaßen sind fast vollständig gelähmt. Sie findet sie in der Früh, hebt sie auf und trägt sie ins Haus.

Die eilends gerufene Heilerin macht keine Hoffnung.

Sie tut, was sie tun muss, wie im Trance. Solange sie zurückdenken kann, begleitet sie der Fuchs, ist da.

Anschließend bettet sie den Leichnam in ihre Küche, gleich neben das Feuer, wo die Füchsin so oft gelegen hat, um ihre müden Glieder zu wärmen. Sie hatte das Leben genossen, hatte nicht gefragt nach woher und wohin, nicht nach warum.

Er kommt abends auf ihre Bitte, tröstet sie. In der Nacht trägt sie die Tote auf ihren Armen in den Wald, bestattet sie, schleicht zurück. Bleibt allein zurück.

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Montag, 26. Dezember 2016
ein guter Entschluss
Mit diesem Entschluss geht es ihr gut, er nimmt den Druck von ihr, sie wird nicht von ihren Gefühlen hin- und hergebeutelt. Drei Monate sind ein guter Zeitraum.

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Sonntag, 25. Dezember 2016
3 Monate in die Zukunft
Er sagt ihr ab, sie hatte das bereits erwartet. Trotzdem nimmt sie auf, dass er die Wahrheit sagt und antwortet ihm nett; traurig ist sie nicht.


Sehr viel später beschließt sie, ihre Meinung für die Dauer von drei Monaten nicht zu ändern. Sie liebt ihn. Sonst nichts.

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einsam
Ist nun endlich der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn loszulassen? Wird es noch ein ganzes Jahr andauern? Wird sie für immer allein bleiben, wie ihre Mutter? Hat sie einen schrecklichen Fehler begangen?

Klar ist, das letzte WILL sie nicht glauben. Und die anderen Fragen, ach, was für ein Unsinn, sie überhaupt zu stellen. Sie macht alles richtig, ein Falsch gibt es gar nicht in Gottes Unendlichkeit. Sie streift die dunklen Gedanken der Einsamkeit aus ihrer inneren Welt, lässt sie abgleiten mit einem Erzittern ihres Körpers, fasst Pläne und trifft Entscheidungen für den heutigen Tag.

Draußen murmelt und rauscht die Luft durch die leeren Äste der Bäume, es ist unnatürlich mild. Sie kehrt zurück in den Lauf der Dinge hinein und beginnt ihre Arbeit.

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Samstag, 24. Dezember 2016
Gottes Gruß
Schnell noch etwas gebacken und für Gäste vorbereitet, einige Lebensmittel und Gaben für Herzensmenschen verpackt. Bei Kerzenschein werkelt sie vor sich hin. Munter und erwartungsvoll, so scheint es ihr, steuern die Vögel ihren Futterplatz an, picken fleißig die Körner und tschilpen und schnattern durcheinander. Ihre Gedanken verflüchtigen sich. Zum ersten Mal, so schießt es ihr irgendwann durch den Geist, erschließt sich ihr die Wohltat der sinkenden Geschwindigkeit. Mit zunehmendem Alter nimmt alles ab. Sie findet das schon lange irritierend und begrüßte es noch nie - bis heute morgen.

Sie spürt die KRAFT und Stärke der Wirkung der Dinge auch ohne ihre angestrengte Art, daran rumzuarbeiten.

Bildlich legt sie die Hände in den Schoß. Fast. Eine Nachricht schreibt sie ihm, sie badet sich, nimmt Gaben vom Boten an. Gleich wird sie aufbrechen, selbst Bote sein, helfen, teilen, geben. Gott begrüßt sie schon jetzt auf seine ureigene, allumfassende Art und sie empfängt seinen Gruß demütig und ausgelassen.

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Denkvariante
Er kam zu ihr und sie hatten es nicht ganz leicht. Aus ihrer Sicht und in der Rückschau lag es daran, dass er so lange nicht bei ihr war. Sie redeten, er hielt sie, überhaupt war er sehr zugewandt und fürsorglich. Gleichzeitig achtete er auf sich und machte alles gut.

Mit leicht abgewandelten Worten und verschmitzt sagte er ihr klar, dass er sie lieb hat.

Es ist wunderbar. Entscheidend ist, dass er nicht weg ist. Sie probiert diese Denkvariante aus und lässt sie wirken. Das wird dauern. Sie befindet sich auf einem Weg der Liebe, der Egoismus nicht zu Wort kommen lässt. Sie beschließt, den Weg fortzusetzen und sieht gespannt nach vorn.

Klar ist in jedem Fall: alles fühlt sich wunderbar an. Sie vermisst nichts. Sie lächelt.

Sie wird eine wunderbare Heilige Nacht haben und wünscht sich, dass es bei allen Menschen so ist.

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Dienstag, 20. Dezember 2016
Es wird gut werden
Sie verzeiht sich, dass sie ihn noch nicht loslassen kann. Sie spürt, dass in ihr die Sehnsucht nach einem echten Gefährten wächst und vertraut auf die Zeit und in sich selbst. Es wird gut werden, auch wenn es jetzt noch nicht an der Zeit ist. Wenn leichter Ärger in ihr hochsteigen will, weist sie ihn freundlich zurück in die Schranken. Sie ist ein Mensch und das Leben ist kein Wettrennen.

Es wird gut werden.

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Montag, 19. Dezember 2016
verloren
Er schreibt ihr, und sie ist weit davon entfernt, ihm abzusagen. Im Gegenteil, er kündigt sich für das Weihnachtsfest an und sie sagt ihm sofort zu. Sie wird besonderes Fleisch für ihn vorbereiten und sie wird jede Sekunde genießen. Sie ist verloren für alle Zeit.

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Sonntag, 18. Dezember 2016
Nebel
Ein wunderbar angefüllter Tag liegt hinter ihr. Sie wird sich ein Glas Wein gönnen zur Nacht.

Seit ein paar Stunden hebt sich ihr Lebensnebel, sie kann etwas sehen. Nicht spektakulär, aber doch erhellend genug, dass sie sehen kann, dass ihr Weg bislang richtig war. Außerdem sieht sie ein Stück Zukunft vor sich. Zukunft, die auf dem Zurückgelegten aufbauen kann. Alles ist richtig, und sie sieht ein Stück Richtung.

Sie ist sich nicht sicher, ob sie die Aufgaben bewältigen wird, gleich morgen und übermorgen; wie könnte sie auch. Sie ist sich jedoch sicher, dass alles gut werden wird.

Atem des Lebens weht durch ihre Lungen, Atem des Ganzen strömt durch sie als Teil von allem. Sie nickt und fährt fort.

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Samstag, 17. Dezember 2016
von vorn
Sie hadert, weil er solange nicht kommt. Durch ihren Kopf gehen wieder Gedanken wie: am besten vergisst sie ihn. Sie hat sich bald daran gewöhnt, dass er nicht da ist, sie vermisst ihn nicht.

Wenn er kommt, geht alles wieder von vorne los.

Sie beschließt, nicht weiter darüber nachzudenken.

Edit: Er wird wiederkommen. Ist halt nur die Frage, ob das gut ist. Sie bemerkt, dass sie Pläne macht für die Zeit nach ihm. Sie überlegt, ob sie den Absprung schaffen würde, wenn er sich nie wieder melden würde. Sie ist halb klar und halb verwirrt. Und das fühlt sich besser an als komplett verwirrt.

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Freitag, 16. Dezember 2016
etwas allein
Müde wacht sie auf und muss sich aufraffen, die Handgriffe des Morgens zu erledigen. Mühsam und langsamer als sonst geht ihr die Arbeit von der Hand. Durch ihren Kopf geht der Gedanke, wie glücklich sie sich schätzen kann, dass sie diese Art von Arbeit hat und dass es nur so wenig ist.

Zufrieden sinkt sie später, als alles getan ist, in ihren Sessel, mit heißem Kaffee und Blick auf das mittlerweile hell lodernde Feuer, das sie schnell aus der warmen Glut von gestern entfachen konnte.

Ihr Tag ist prall gefüllt mit den verschiedensten Dingen, sie wird Besuch haben, auch von der Tochter ihrer Schwester. Im Hinterkopf schlummert der Gedanke an ihn, der nicht kommen wird. Sie fühlt sich etwas allein, es ist kein schlechtes Gefühl.

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