Liebesgeschichte eines Wolfs und einer Katze

Sie sitzt vor ihrer Hütte, wie so oft in der Morgensonne, der Kaffee dampft und stupst ihre Nervenbahnen an. Sie genießt das Gefühl des Halbwachseins. Nur noch ihre Füße schmerzen leicht.

Es ist, was es ist, flüstert ihr die Liebe direkt ins Herz und sie muss lächeln. Jaja, antwortet sie.

Sie hatte im Wald geschuftet, ihre Hände bluten, das Kreuz ist steif, ihre Füße schmerzen unsäglich. Er hebt sie hoch, trägt sie nach Haus. Er badet und wäscht sie, cremt ihre Hände und Füße ein, bettet sie weich, übersäet sie mit Küssen.

Später dreht er sich um, heißt sie, sich nah an seinen Rücken zu betten, schläft ein, nimmt sie mit in das Traumland, das genauso Welt ist.

Gedankenverloren sitzt sie vor ihrer Hütte und trinkt langsam heißen Kaffee. Sie ist ein wenig müde, aber zufrieden.

Sie besinnt sich auf sich selbst. Alle Probleme dieser Welt und aller Menschen machen mit einen guten Stück Abstand vor ihr Halt, wie durch eine unsichtbare Mauer am Näherkommen gehindert. Sie ist allein, und es ist friedlich. Sie möchte, dass es so bleibt und ist zufrieden. Niemand soll mehr kommen und in ihren Frieden eindringen.

Sie sieht in die Ferne und ihre Gedanken dampfen ab. Zu gern wüsste sie, was in der Zukunft passiert. Wahrscheinlich nichts Spektakuläres, nichts Nicht-Vorhersehbares.

Sicherlich werden sie nie zusammen leben. Aufstehen und schlafen gehen. Wird er ihrer schnell überdrüssig werden? Wird alles veränderungslos weitergehen? Werden sie sich noch näher kommen? Wie wird sie mit allem zurecht kommen? Wird sie ihn vermissen oder ebenfalls das Interesse verlieren?

Ungeduldig flitzt das Blut durch ihre Adern, sie lacht. Ruhig, Brauner, denkt sie, und lacht wieder.

Sie erledigt routiniert und geordnet ihr Tagewerk und alle Dinge ihres Lebens. Perfekt.

Gleichzeitig überlässt sie sich völlig hingegeben dem Strom der Dinge, die, die passieren und die, die nicht passieren.

Ihre Nachbarin kommt vorbei und sie sitzen zusammen. Sie schimpft mit ihr, doch sie lächelt nur. Es ist gut so.

Sie war ein Kätzchen. Sie war eine Prinzessin. Sie war eine Kätzchen-Prinzessin, auf eine Art, die sie allein nicht erreichen kann.

Er war gekommen, trug sie auf Händen, liebte sie, zärtlich, wild, still, langmütig, glücklich. Millionen Küsse, viele Stunden, viel mehr Stunden.

Sie hat lange geschlafen und sitzt vor der Hütte in der Morgensonne. Ihre Fingerspitzen tasten unbewusst nach dem Amulett und ihr Blick springt immer wieder schnell zum Horizont.

Sie fügt sich und wartet.

Sie ist zufrieden. Ein wenig fehlen ihr seine Küsse, die Haut, die ihre berührt, seine Augen, in denen ihre versinken können, tief eintauchen und einfach nicht wiederkommen.

Sie ist zufrieden.

Erneut hatte er ein Amulett zurückgelassen. Sie trägt es mit Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Seit sie die Dinge annimmt, wie sie sind - nein, seitdem sie die Dinge erkennt, wie sie sind und diese annimmt, geht es ihr sehr gut.

Fast ist es ihr egal, ob er sie liebt oder nicht. Sie liebt ihn jedenfalls, seit mehr als zwei Jahren, immer gleichbleibend, und völlig unabhängig von seiner äußeren Positionierung. Innerlich ist er in ihrem Herzen, und das macht sie schön.

Sie trägt seinen Ring. Sie weiß nicht wielange, aber sie genießt jede Sekunde. Endlich versteht sie, nein fühlt sie die Bedeutung von: das Leben wird nach vorn gelebt und rückwärts verstanden.

Sie ersehnt nichts.

sie lächelte und es waren keine Fragen und keine Antworten.

Sie hat gut geschlafen, ein geschäftiger Tag beginnt. Sie feuert an und kocht sich einen heißen, sehr starken Kaffee. Beflissen streift sie ihre Ärmel hoch und ergeben willigt sie in die Zukunft ein.

was genau ist das eigentlich für ein Quatsch?? Sie wird wütend und muss gleichzeitig weinen. Will das Leben sie veräppeln?

Als sie sich sehr gewünscht hatte, die Liebe zu ihrem vorherigen Mann möge BITTE zurückkehren, kam sie nicht. Nun wünscht sie sich, ihre Liebe möge endlich enden.

Obwohl...

nein, das wünscht sie nicht. sie erträgt den schmerz und weint.

Langsam beginnen die Schmerzen. Sie kennt sie schon und erschrickt nicht.

Schmerz begleitet sie, jederzeit und überall hin. Wenn es laut ist und sie viel zu tun hat, fühlt sie nur eine diffuse Unsicherheit, dass etwas nicht stimmt. Abends und morgens ist der Schmerz voll da; genau wie ihre Liebe unspektakulär, durchdringend, nachhaltig.

Sie nimmt ihn an und weint.

Sie hat sich wohl überschätzt. Sie wird sich nicht erneut verbiegen/verleugnen. Nicht ein weiteres Mal. Und doch ist sie glücklich, sich verbogen zu haben, denn nur so war es möglich gewesen, die Zeit mit ihm zu verbringen.

Ist jetzt der Moment gekommen, an dem er sie vollständig verlassen hat?

Liebe ist (auch) eine Entscheidung. Sie ist traurig.

Diesmal wird sie es schaffen! Ja! Dieses Mal!

Sie ballt ihre Hände zu Fäusten und nimmt allen ihren Willen zusammen. Er wird nicht mehr kommen und sie wird ihn nicht mehr ansehen, nicht mehr auf diese Art, ihn mit dem Herzen anzusehen.

Vielleicht wird er schreiben. Ob er kommen kann. Dieses Mal wird sie einfach nicht mehr reagieren. Wenn er nicht schreibt, wird sie einfach leben, wenn er schreibt, wird sie nicht reagieren. Dieses Mal wird sie es schaffen.

Sie war allein, lang allein mit sich selbst, und wohin sich ihr Blick wandte, sah sie in das ernste Gesicht der Wahrheit.

Sie schalt sich dumm und es kostete sie Kraft, sich zu sagen, es sei das Gegenteil von dumm, zu lieben.

Sie seufzte und öffnete erneut ihre Hände und lies alles los. Ihre Wünsche und Sehnsüchte stiegen auf und verloren sich bald in den Wolken. Tränen waren nicht mehr drin in ihr.