Montag, 6. Juli 2015
Am Feuer
Sie saß am Feuer vor den Resten der Glut. Gedankenverloren stocherte sie in den heißen Holzstücken herum, Funken stoben. Es war bereits dunkel, sie roch den Qualm.

Aus den Augenwinkeln sah sie ein Paar glühende Augen, die sie fixierten, schon eine ganze Zeit. Der Fuchs war schon öfter da gewesen, noch nie so lange wie heute abend. Er rührte sich nicht, sie rührte sich nicht.

Sie war satt und selbstvergessen. Ihre Gedanken verzogen sich in eine andere Welt. Sie war weit weg, es herrschten andere Gesetze als Naturwissenschaft und Logik. Aktives Denken wurde ein Dahintreiben und Betrachten. Sie überließ sich dem Geschehen.

Als sie den Kopf hob, waren die Augen verschwunden.

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Ein weiterer leerer Morgen
Ich denke nicht mehr an Deine Lippen. Meine Lippen vermissen nicht mehr Deine Haut. Zurückgeblieben ist ein diffuses Gefühl der Leere.

Ich halte einfach still und warte darauf, dass die Zeit vorbei geht.

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Samstag, 4. Juli 2015
Sie ist eine Kätzchen-Prinzessin
Ein herrlicher Morgen. Der erste Morgen, der nicht ausschließlich
mit Arbeit angefüllt war.

Es würde ein heißer Tag werden. Sie saß vor Ihrer
Hütte und trank einen heißen, starken Kaffee. Der
Sommer schwirrte um sie herum, die Sonnenstrahlen
glitzerten hell und mächtig. Die Vögel schnatterten und
krakeelten um die Wette, als sei ihr letzter Tag angebrochen
und sie hätten noch schnell soviel zu zwitschern.
Insekten brummten und summten. In einiger Entfernung
ging ein Sausen durch den Wald.

Sie saß einfach nur still.

Sie wusste nicht, was kommen würde. Ein ungewohntes
Gefühl. Hätte ihr jemand vor zwei Jahren gesagt, sie
würde alleine so sitzen wie jetzt, ohne jeden Plan für
die Zukunft, sie hätte laut gelacht. Und es leichtfertig
abgetan.

Nun war es so gekommen und es war gut so. Sie beschäftigte
sich nicht mit der Zukunft, jedenfalls nicht so, wie sie
es bisher getan hatte.

Manchmal beschäftigte sie sich mit dem Jetzt. Sie liebte
ihn immer noch, auch wenn alles zerschlagen war. Was
liebte sie da? Eine Illusion? Ein Wunschdenken? Sie
erinnerte sich an ihn und wusste: Sie liebte wirklich IHN.

Diese Liebe war offensichtlich nicht lebbar. Das war ihr klar
und das hatte sie angenommen. Ihrer Liebe tat das keinen
Abbruch.

Vielleicht in einem Jahr.

Die Temperatur stieg. Sie sah sich um. Dort drüben hatte
sie einige Beerenbüsche entdeckt. Sie stand auf, um Beeren
zu ernten, bevor es zu heiß würde. Sie strich sich eine
Haarsträhne aus dem Gesicht, seufzte leise und lächelte.
Es würde ein guter Tag werden.

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Samstag, 4. Juli 2015
ein Jahr trauere ich um Dich
ein Jahr trauere ich um Dich. Und ich weiß schon länger,
dass es ein weiteres Jahr dauern wird. Ich füge mich in
diese Erkenntnis; ich tue es gern.

Was ich mitnehmen konnte, ist der Teil von Dir, den ich
heute noch liebe.

Ich bereue nichts, ich habe es nicht eilig, ich liebe Dich
noch aufrichtig, ich leide nicht mehr.

Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub. Ich wünsche Dir
ein schönes Leben mit einer Dich glücklich machenden
Liebe.

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Samstag, 27. Juni 2015
Ein guter Morgen
Heute ist ein guter Morgen. Ich bin ganz bei mir. Mein Weg liegt klar vor mir und auf diesem Weg bin ich allein. Und das ist absolut gut.

Nicht mehr lange und ich bin endlich in der neuen Wohnung. Ich bin gespannt, was dann passiert.

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Freitag, 26. Juni 2015
Auf dem Weg in die Wohnung
wollte ich Dir ein Foto von meinen Tomatenpflanzen auf dem Autositz schicken und schreiben: Kommst Du gucken?

Ich habs nicht getan.

Ich verstehe nicht.

Und wenn man lange genug nicht versteht, dann wird man es bestimmt irgendwann überdrüssig.

Hoffentlich dauert es nicht mehr so lange.

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Montag, 22. Juni 2015
Das erste Feuer
Das erste Feuer brennt. Viel Arbeit ist bereits getan; Feuerholz für die nächsten Wochen ist gesammelt und aufgestapelt. Sie genießt die Wärme, sieht in die Flammen. Eine wunderbare Ruhe ist in ihr und um sie herum. Sie vermisst nichts.

In ihren Augenwinkeln nimmt sie eine Bewegung wahr. Vorsichtig wendet sie den Kopf. Ein Fuchs sieht sie einen Moment lang an, verschwindet dann schnell.

Angekommen. Sie ist angekommen.

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Sonntag, 21. Juni 2015
Alles nimmt Formen an
Langsam bekommt der Ort ein Gesicht, das sie nicht nur mit ihrem inneren Auge sehen kann. Leben ist noch nicht darin, das merkt man an der Kälte, aber es wird werden. Es wird nicht mehr lange dauern.

Sie ersehnt den Zeitpunkt, und sie freut sich. Sie denkt an seine Ankündigung und lächelt leise.

Nach einer Zeit erhebt sie sich und macht sich auf zu einen Streifzug, um die Umgebung zu erkunden und sie sich zu eigen zu machen. Sie genießt die Fülle, die Vollkommenheit, den Frieden, ihr Glück.

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Es ist zum Schießen!
Ehrlich zum Lachen: In der Sekunde, wo Du mit mir schreibst und auch noch in Aussicht stellst, dass wir uns sehen, ist alles, was ich jemals gedacht habe (und hier geschrieben habe) aus meinem Gehirn gelöscht!

Das mit Dir wird wohl noch lange dauern...

Ich werde mir die Zeit nehmen.

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Dienstag, 16. Juni 2015
Bald ist es soweit
Sie krempelt die Ärmel hoch und wischt sich mit dem Unterarm über die Stirn. Es ist heiß und sie hat ziemlich viel geschuftet. Bald wird sie fertig sein.

Sie betrachtet ihr Werk. Es sieht toll aus. Es liegt Segen über ihr und ihrem Tun.

Ein wenig mulmig ist ihr schon. Wird sie sehr allein sein?

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Samstag, 13. Juni 2015
Es ändert nichts.
Lang schon kann ich es gut ertragen, wenn ich Dich sehe. Lang schon meistere ich meinen Alltag ausgezeichnet; Tränen sind kein großes Thema mehr.

Doch es beißt die Maus kein' Faden ab, meine Gefühle zu Dir sind unverändert. Wenn ich ehrlich bin zu mir und genau hinsehe, muss ich zugeben, dass ich Dich genauso liebe wie am ersten Tag. Ich bin unendlich froh, dass Du nicht "ganz" weg bist.

Trotz rationalem Verstehen, dass unsere Liebe einfach nicht lebbar ist und trotz wirklichem Ablehnen einiger Teile Deines Wesens/Deiner Persönlichkeit, soweit ich sie denn kenne bzw. erkennen kann, liebe ich Dich nach wie vor so innig, wie ich selten geliebt habe.

Mittlerweile kann ich in Deine Augen sehen (auch wenn ich dann schnell wieder wegschaue), doch immer noch vermeide ich es, Dich anzusehen. Wenn ich in einer Menschenansammlung eine Dir ähnliche Silhouette sehe, durchfährt es mich nach wie vor und ich fühle eine scheinbar unangebrachte Freude.

Und ich vermisse nicht Sex. Körperlich bin ich ein bisschen wie abgeschaltet. Ich vermisse, mit Dir zu reden. Deine Lippen. Meine Lippen. Bei Dir zu sein.

Bei Dir sein.

Du willst mich nicht. Ich halte das aus. Ich kann das sehr gut respektieren. Ich kann Dir keine Beziehung auf Augenhöhe bieten. Ich denke trotzdem, dass ich sie eingehen würde. Denn ich möchte bei Dir sein. Mein Herz wohnt ganz bei Dir.

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Sonntag, 7. Juni 2015
Es beginnt
Heute morgen geht es ihr besser. Sie krempelt langsam die Ärmel hoch und beginnt ihr Werk. Sie achtet nicht auf ihr Tun und lässt die Gedanken fließen.

Gut, dass sie sieht, woher sie kommt und gut, dass sie Pläne hat für ihre Zukunft. Endlich ist der Zustand des Nebels und des Nichterkennens vorbei. Sie sieht auch, dass sie einige Zeit Schmerzen haben wird. Das nimmt sie gern in Kauf.

Sie räumt bedächtig vor sich hin. Es wird kein zu großer Aufwand sein, den Ort zu gestalten. Es wird ein herrlicher Ort werden. Sie hat alle Bilder in ihrem Herzen. Sie wird Pflanzen haben, viele Pflanzen. Feuer, sie wird Feuer haben. Gut, dass sie gelernt hat, welche Dinge wichtig sind.

Sie weiß nicht, ob sie diese Gedanken bereits einmal gedacht hat. Sie konnte damals nicht zu ihm gehen, weil ihre Seele einen größeren Schutz benötigt. Gut, dass sie das bereits wusste zu diesem Zeitpunkt. Wobei die Entscheidung intuitiv gefallen ist, und sie fiel TROTZ großer anderslautender Gefühle. Außerdem dachte sie damals, der Grund für ihr Nicht-zu-ihm-Gehen wäre der andere Mann. Naja. Egal. Es ist richtig gelaufen.

Und gut, dass sie nicht bei dem ersten Mann geblieben ist. Und das TROTZ echter, guter und tragfähiger Gefühle. Irrititiert war sie damals von der Verteilung der Gründe. Tausend Gründe sprachen für ihn und nur einer dagegen. Das schien ein klarer Grund fürs Bleiben zu sein. Erst viel später hatte sie erkannt, WELCHER Grund für das Gehen sprach. Und nur sehr langsam war ihr klargeworden, dass dieser Grund ein Bleiben unmöglich machte.

Alles war also gut gelaufen. Sie war zufrieden; stolz wäre zuviel gesagt, aber sie war schon der Meinung, die Aufgabe gut gelöst zu haben.

Gemäß ihrer Natur hob sie den Kopf und ließ ihren Blick prüfend den Horizont entlangwandern. Was würde dort auftauchen?

Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und lächelte.

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Samstag, 6. Juni 2015
Nun war es also soweit
Sie sah "ihren" Ort. Hier würde sie also bleiben. Tausend Türmchen, leuchtende Farben, mindestens ein Jahr Einsamkeit.

Sie betrachtete den Ort. In ihrem Kopf nahmen Pläne Gestalt an. Wo war die Euphorie, fragte sie sich?

Langsam stand sie auf, nahm ihre Siebensachen und betrat ihren Ort. Es gab viel zu tun. Sie war etwas müde; am liebsten wäre sie bereits fertig.

Dies war also der Start ins... ja, in was genau?

Sie machte sich an die Arbeit.

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Montag, 1. Juni 2015
Sie sieht den Ort
Sie bleibt stehen. Wielange hatte sie diesen Augenblick heftig herbeigesehnt. Nun war es unspektakulär. Sie hat gemischte Gefühle.

Sie setzt sich hin und bemerkt: Sie benötigt eine Pause. Sie ruht sich aus.

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Sonntag, 31. Mai 2015
Das Maß
Gestern habe ich festgestellt, dass es noch mehr Männer gibt, die so denken wie Du. Und: Sie denken nicht nur mit 35 Jahren so, sie halten bis ins hohe Alter an dieser Denke fest.

Ich hörte Reinhold Messner sagen: "Das Können ist das Maß für das Dürfen."

Auch wenn es aus dem Kontext herausgenommen ist:

Ich bin nicht nur gegenteiliger Meinung. Ein Mann mit solcher Haltung hat Platz in der Welt, jedoch keinesfalls an meiner Seite. Nicht, weil er anderer Meinung ist als ich. Doch braucht der Mann an meiner Seite den Mut und die Klugheit für die Einsicht, dass sein Können wohl Nichts ist, wenn es jemand anderem nicht gefällt und dass das Maß für das Dürfen sich immer am Gegenüber orientiert.

Ich bin froh, dass Reinhold Messner sich so klar ausgedrückt hat und ich bin froh, dass ich Deine Worte in seinen wiedererkannt habe.

Es macht es mir leichter, meine Liebe zu Dir loszulassen.

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Mittwoch, 27. Mai 2015
Abschied
Nun ist der Zeitpunkt gekommen. Ich habe ihn lange ersehnt und bis heute mehr gefürchtet als erwünscht. Die eine Seele in meiner Brust nimmt nun Abschied, nimmt die andere Seele an der Hand und geht.

Ein Abschied für immer?

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