Sonntag, 6. Dezember 2020
stillstehende Zeit
In aller Herrgottsfrühe verlässt die Nacht ihre Seele, sie erwacht in völliger Einsamkeit - sie ist allein. Erst als zweites bemerkt sie den vollkommenen, heiligen Schutz. Er ist nicht von der Art, die die Menschen üblicherweise anstreben und erhoffen, er ist fragil, feenhaft, den Schmerz nicht meidend, vollkommen. Nicht von dieser Welt.

Sie bleibt ein wenig liegen, den Schlaf schmeichelnd anlockend, doch dann rollt sie sich aus Federn und Fellen, lässt die noch stockdunkle Luft durch die Hütte pusten. Gestern hat sie rote Linsen zum Quellen aufs Fensterbrett gestellt, nun feuert sie an, kocht sich Kaffee, lässt die Linsen über den Flammen auskochen, zündet zwei Hoffnungslichter an.

Niemand liebt sie auf die Art, die sie sich wünscht, und sie glaubt, niemand wird sie mehr auf diese Art lieben. Sie ist allein.

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