Samstag, 6. Januar 2024
schwarze Boten
Auf den Pfaden der Anderwelt, ausgetreten und jahrtausendealt, wandert sie durch die Natur. Kurz vor der Erreichen der kleinen Weihestätte streifen ihre Augen die Krone der Kastanie, die wie leergefegt in den grauen Himmel ragt - weder ein Rabenvogel noch sonst ein gefiederter Geist ist zu sehen oder zu hören.
Leise betritt sie das Bethaus, dass anders als sonst hell erleuchtet ist. Hunderte Lichter wurden entzündet, und am Ende des Schiffes hört sie Gemurmel und Stimmen, sie erkennt schemenhaft die Umrisse von Menschen und die eines Priesters. Sie drückt sich still in einer Ecke in eine Bank und spricht ihr Gebet, nicht ganz so innig wie sonst. Von dort verfolgt sie die Gesten der Gestalten und erkennt die Taufe eines Säuglings.
Als die Gruppe ein Lied anstimmt, stiehlt sie sich hinaus.

Und dort empfängt sie eine kleine Gesandtschaft der Raben. Sie turnen und flattern durch die Äste der uralten Eiche des Kirchhofs, rufen laut, und sie erkennt ihren Gruß:
gut gemacht! gut gemacht! und: kein Grund zur Sorge! kein Grund zur Sorge!

Erstaunt und verwundert tritt sie den Heimweg an.

... comment