Freitag, 7. Juli 2023
Suche
Abends, gleich nach ihrer Rückkehr aus dem Moor, mäht sie die Wiese am Haus, breitet die duftenden Halme und Kräuter sorgsam aus für die Sonne am kommenden Morgen.
Wieder schläft sie lang in den Tag hinein, keine Pflichten im Moor warten auf sie. Noch vor dem heißen Morgengetränk wässert sie draußen alle Blumen und Pflanzen, und riecht die Arbeit der Sonne und den köstlichen Geruch vom Heu.

Ja, die täglichen Pflichten und Strukturen begleiten sie durch ein wunderbares Leben. Die Natur versorgt sie reich mit Köstlichkeiten, ihr Leib und Seele sind gesund und stark, die Menschen mögen sie und schließen sie in die Vereinbarungen der Gemeinschaft mit ein. Sie hat sehr viele Taler, die schon lange nicht mehr in einen Tonkrug hineinpassen. Ihre Eltern sind gesund, Kinder sind wohlgeraten und gut integriert. Schöne und interessante Aufgaben, im Moor und auch die unbezahlten, fordern und erfreuen sie. Und ja, sie denkt über das wiederkehrende Einerlei nach. Was wird sie tun die nächsten - so Gott will - Jahrzehnte? Immer dasselbe?
Ist es der Wolf, der ihr fehlt? Was müsste sich ändern, um das Gefühl der Langeweile zu verscheuchen? Ist sie ein Esel, dem es zu gut geht? Wird sie sich, falls eine Krankheit sie heimsucht, für ihre Gedanken schämen und schelten?

Sie wünscht sich Geschehnisse. Forderung. Vielleicht etwas Neues. Oder etwas anderes.
Gleichzeitig schätzt sie die Wohlhabenheit, die Fülle, die Bequemlichkeit.
Was sind ihre PLÄNE? So fortfahren wie bisher, weiter und weiter?

Es tut ihr gut, die Fragen auszuformulieren, sie anzusehen, ihnen einen Platz einzuräumen, vielleicht später zuzuweisen.
Sie erinnert sich an frühere Antworten, und auch die Fragen sind ihr nicht unbekannt. Lange vor ihrer Mutterschaft sind sie ihr bereits einmal ähnlich begegnet. Fürs Erste nimmt sie sich vor, sie nicht (wieder) zu vergessen, sie nicht wegzuschieben, und, so Gott sie auf seinem Plan sieht, zu beantworten.
Sie verzieht ihr Gesicht, und greift zum Kaffee.

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