Samstag, 17. Dezember 2022
erste rauhe Nacht
Ohne ihre Pflichten im Moor öffnet sich Raum für andere Werke. Zweimal streut sie Körner und Krumen für die Vögel aus, die flink jedesmal alles wegpicken. Der Frost hat das Leben fest im Griff, alles ist erstarrt und hält inne.

Sie schleppt Holz und feuert kräftig an, kocht und fertigt ein nahrhaftes Mal und bringt es dem kranken Mütterlein. Auch dort sorgt sie für ein fleißiges Herdfeuer, räumt und säubert die Wohnstatt, weicht und bleicht die Laken, und isst mit ihr gemeinsam die Speisen.
Vorsichtig bettet sie die Alte auf das frische, weiche Lager und tappt auf Zehenspitzen hinaus.

Nach ihrem Tagewerk ruht sie selbst ein wenig; wird sie doch heute die erste Rauhnacht begehen.
Spät, im Dunklen, legt sie sich wärmste Tücher und den wollenden Mantel um, hüllt auch Kopf und Hände ein. So verlässt sie die Hütte und stapft in die mystische Tiefe der rauhen Nacht.
Sie passiert die Siedlung und lässt die letzten Lichter schnell hinter sich, verschwindet in den Nebeln. Das unverdeckte Himmelszelt zeigt Schemen, Geister und die gereckten harten Arme der hölzernen Beobachter ihres Weges. Sie überlässt sich selbst der Anderwelt, wird aufgenommen und verschluckt und wird so eins mit allen Wesen hüben und drüben.

Gereinigt und bedeutungslos kehrt sie zurück, legt still die Kleidung ab und bettet sich im Nachtlager.

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