Freitag, 2. Dezember 2022
über Scham und die Entscheidung zu Mut
kaetzchen-prinzessin, 08:07h
Sie ist krank, und etwas geschwächt. Bereits seit Tagen kocht und inhaliert sie Kräuter, gießt frische Sude zum Trinken auf und liegt viel.
An einem Morgen steht eine freundliche, rundliche Frau vor der Hütte und bittet um Gehör: Sie und ihre Sippe ziehen mit ihren Tieren umher, bieten Kurzweil und Zerstreuung mit allerlei Darbietungen an, und sie erbittet eine Gabe für ihre Tiere.
Sie erhält ein Säckchen Körner und eine Garbe Heu - mehr hat sie nicht bereit; dies gibt sie gern. Die Fremde bedenkt sie mit Gottes Segen, bedankt sich artig und zieht weiter.
Erst später am Tag kommen Gedanken zu ihr, dass sie die Reisenden gar nie gesehen oder bemerkt hat; nicht in der Siedlung, nicht auf den Feldern. Vielleicht hatte das Mütterlein gelogen? Je mehr sie darüber nachdenkt, um so sicherer wird sie: sie hatte vorschnell und zu Unrecht vertraut. Nicht die Körner oder das Rauhfutter drücken sie, aber etwas Ängstlichkeit über den eigentlichen Sinn des Besuchs und eine niederringende Scham über ihre unbedachte Reaktion. Ihr Impuls ist, die Begegnung zu verschweigen, doch das hilft nicht gegen die brennende Empfindung ihrer Dummheit.
Später, als sie sich zu Gesprächen und Öffentlichkeit entschieden hat, spürt sie, wieviel Mut sie hierfür aufbringen musste. Auch wenn sie es letztendlich gemeistert hat, stand davor die Überwindung der Schwachheit und es war alles andere als leicht und genehm.
In dieser Situation wird ihr klar, warum frühere Generationen - und Menschen im Allgemeinen - Verfehlungen kaum und nur sehr schwer eingestehen mögen. Sie überträgt ihr eigenes Gefühl von Unmündigkeit, Torheit und lausigem Versagen auf das Verhalten von Ablehnung und Verschlossenheit, das Menschen in weitaus einschneidenderen Zeiten gezeigt haben - und sie versteht.
An einem Morgen steht eine freundliche, rundliche Frau vor der Hütte und bittet um Gehör: Sie und ihre Sippe ziehen mit ihren Tieren umher, bieten Kurzweil und Zerstreuung mit allerlei Darbietungen an, und sie erbittet eine Gabe für ihre Tiere.
Sie erhält ein Säckchen Körner und eine Garbe Heu - mehr hat sie nicht bereit; dies gibt sie gern. Die Fremde bedenkt sie mit Gottes Segen, bedankt sich artig und zieht weiter.
Erst später am Tag kommen Gedanken zu ihr, dass sie die Reisenden gar nie gesehen oder bemerkt hat; nicht in der Siedlung, nicht auf den Feldern. Vielleicht hatte das Mütterlein gelogen? Je mehr sie darüber nachdenkt, um so sicherer wird sie: sie hatte vorschnell und zu Unrecht vertraut. Nicht die Körner oder das Rauhfutter drücken sie, aber etwas Ängstlichkeit über den eigentlichen Sinn des Besuchs und eine niederringende Scham über ihre unbedachte Reaktion. Ihr Impuls ist, die Begegnung zu verschweigen, doch das hilft nicht gegen die brennende Empfindung ihrer Dummheit.
Später, als sie sich zu Gesprächen und Öffentlichkeit entschieden hat, spürt sie, wieviel Mut sie hierfür aufbringen musste. Auch wenn sie es letztendlich gemeistert hat, stand davor die Überwindung der Schwachheit und es war alles andere als leicht und genehm.
In dieser Situation wird ihr klar, warum frühere Generationen - und Menschen im Allgemeinen - Verfehlungen kaum und nur sehr schwer eingestehen mögen. Sie überträgt ihr eigenes Gefühl von Unmündigkeit, Torheit und lausigem Versagen auf das Verhalten von Ablehnung und Verschlossenheit, das Menschen in weitaus einschneidenderen Zeiten gezeigt haben - und sie versteht.
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