Sonntag, 9. Oktober 2022
Gilbhart
Sie ist erstaunt, wie lange sie geschlafen hat; es ist bereits hell und der Tag hat längst begonnen. Besonders wundert sie sich über ihr spätes Erwachen, füllt der Mond sich doch mit all seiner Macht.
Sie tappt zum Abort, wäscht sich gründlich Hände und Gesicht, feuert an und kocht sich starken, schwarzen Kaffee.

An den weitgeöffneten Fenstern wandern tiefliegende Nebenschwaden vorbei, so denkt sie zuerst, und will dem frühherbstliche Phänomen huldigen. Doch der Geruch verrät: es ist Holzfeuerqualm, der vom Dorf herüberzieht, tief heruntergedrückt. Die Singvögel, die die ausgelegten Körner aufpicken, scheinen sie auszulachen, während sie schwatzend sich über das üppige Mahl hermachen.

Sie ist allein. Noch immer weilen Erschöpfung und Müdigkeit in Geist, Herz und Körper. Doch sie spürt sie schwinden, und fühlt Hoffnung und Zuversicht. Die morgendliche Stille, der Frieden, sie erfüllen sie mit Freude und Ruhe, und innerlich senkt sie ihren Kopf zum rituellen Gruß an die Welt.

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